Klima-Demo: Teilnahme mit möglichen Folgen

Weltweit demonstrieren am Freitag Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz. Aus Niederösterreich werden zahlreiche Schüler zur Kundgebung am Wiener Heldenplatz fahren. Die Bildungsdirektion warnt vor möglichen Konsequenzen.

Mit mehr als 1.650 weltweiten Klimakundgebungen soll die Bewegung „Fridays for Future“ am Freitag ihren bisherigen Höhepunkt erreichen. Nach dem Vorbild der schwedischen Schülerin Greta Thunberg sind in Österreich mehrere Kundgebungen geplant. Der österreichweit größte Protest wird am Wiener Heldenplatz stattfinden. Auch hunderte Schülerinnen und Schüler aus Niederösterreich werden erwartet.

14.03.19 Schüler Demonstration Kundgebung Klimaschutz Klimawandel Heldenplatz Heuras

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Nach schwedischem Vorbild wollen morgen auch niederösterreichische Schülerinnen und Schüler für mehr Umweltbewusstsein demonstrieren

Heuras: Demo sollte in der Freizeit stattfinden

Die 16-jährige Thunberg bleibt seit Sommer 2018 jeden Freitag der Schule fern und demonstriert stattdessen für den Klimaschutz. Dass Schüler aus Niederösterreich ihrem Beispiel folgen wollen, wird von Bildungsdirektor Johann Heuras begrüßt. Die Teilnahme sieht er jedoch problematisch.

„Grundsätzlich ist dieser Einsatz und dieses Engagement unserer Schülerinnen und Schüler für Klima und für Umweltschutz zu respektieren, sogar zu unterstützen. Das ist eigentlich eine gute Sache. Ich sage nur dazu: Diesen Einsatz und diese Demonstrationen sollten die Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit durchführen, damit der Unterricht nicht gestört ist und damit der Unterricht ganz normal stattfinden kann“, so Heuras gegenüber noe.ORF.at.

Klassenvorstand könnte Fernbleiben erlauben

Schülerinnen und Schüler aus Niederösterreich, die sich am Freitag den Protesten anschließen, müssen laut Heuras mit Konsequenzen rechnen: „Wenn jemand dem Unterricht fernbleibt, kann ich das letztendlich so nicht tolerieren. Das hat natürlich auch Konsequenzen, es sei denn - und diese Möglichkeit gibt es im Gesetz - der eine oder andere Klassenvorstand findet es aus irgendwelchen Gründen besonders zielführend zu sagen: ‚Ich gebe dir einen Tag frei‘. Dann liegt das im Verantwortungsbereich des Klassenvorstands. Ich empfehle diese Vorgangsweise nicht.“

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Das unentschuldigte Fernbleiben von der Schule für die Demonstration kann im schlimmsten Fall den Schulplatz kosten

Konkret sieht das Schulunterrichtsgesetz vor, dass Schüler nach Ende der Schulpflicht - das heißt, ab dem Alter von 15 Jahren - vom Unterricht automatisch abgemeldet werden, wenn sie fünf unentschuldigte Fehltage bzw. 30 unentschuldigte Unterrichtsstunden haben. Die betroffenen Schüler könnten daher ihren Schulplatz verlieren.

Mehrere Sammelpunkte in Niederösterreich

Nichtsdestotrotz ruft die Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) in Niederösterreich dazu auf, an der Kundgebung am Freitag teilzunehmen. Dazu werden Sammelpunkte eingerichtet. „Wir haben Sammelpunkte in Amstetten, Hollabrunn, Krems, Mödling, St. Pölten und Wiener Neustadt. Wir werden zuerst für kräftig Wirbel in den Städten sorgen und dann gemeinsam mit dem Zug nach Wien zum Treffpunkt auf der Mariahilferstraße fahren“, so Fabian Schweiger, Landesgeschäftsführer der AKS Niederösterreich. Von dort aus zieht man dann zum Wiener Heldenplatz.

Laut AKS könnten Schülerinnen und Schüler, die an den Protesten teilnehmen, persönliche Gründe anführen und sich von den Eltern entschuldigen lassen. „Es ist wichtig, weil es um unsere Zukunft geht. Wir sehen, dass der Klimawandel jetzt schon passiert. Wir sehen jetzt schon die Ausmaße, wir spüren sie schon. Wir wissen, dass es in hundert Jahren vielleicht unseren Planeten nicht mehr oder nicht mehr in dem Ausmaß gibt. Deshalb ist es wichtig, jetzt auf die Straßen zu gehen und jetzt zu handeln, weil in 20 Jahren ist es einfach zu spät“, sagte Sanea Hertlein, Landesvorsitzende der AKS Niederösterreich, gegenüber noe.ORF.at.

Bei der Schülerunion heißt es, dass jeder selbst entscheiden sollte, ob er bei den Protesten teilnimmt oder nicht. Die Argumentation der Bildungsdirektion könne man nachvollziehen, gleichzeitig freue man sich über das Engagement der Schüler beim Klimaschutz. „Es gibt die Möglichkeit einer Freistellung oder Entschuldigung wegen persönlichen Gründen. Man sollte so einen Grund suchen, diesen Grund zusammenschreiben und dann mit dem Klassenvorstand reden, weil da ist der Klassenvorstand zuständig. Das ist unser Tipp für alle, die teilnehmen wollen, und keine unentschuldigten Fehlstunden riskieren wollen“, so Sebastian Stark, Landesobmann der Schülerunion in Niederösterreich.

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In Wien wird mit Schülerinnen und Schülern aus ganz Niederösterreich gerechnet. Auf den Straßen wird es zu Verkehrsbehinderungen kommen

ÖAMTC rechnet mit Verzögerungen

Die Demonstranten treffen einander am Freitag zwischen 10.00 und 11.00 Uhr an fünf zentralen Punkten, und zwar Hamerlingplatz, Wien-Mitte, Schottentor, Karlsplatz und Mariahilferstraße (Höhe Stiftskirche). Dann geht es zur Großkundgebung auf den Heldenplatz ab 13.00 Uhr. „Danach ziehen wir durch die Innenstadt, vorbei an zentralen politischen Punkten, die wir mit unserem Protest direkt ansprechen und zum Handeln auffordern“, hieß es seitens der Organisatoren. Das Ende ist für 15.00 Uhr geplant.

Der ÖAMTC geht von teils erheblichen Verzögerungen im Straßenverkehr aus. Ab etwa 11.00 Uhr ist etwa zeitweise mit mehreren Ringsperren auf unterschiedlichen Abschnitten zu rechnen. Aber auch Josefstädter Straße oder Invalidenstraße können kurzfristig nicht befahrbar sein. In der Innenstadt dürfte es ebenfalls zu Verkehrsbehinderungen kommen. Betroffen werden etwa Ring, Franz-Josefs-Kai, Praterstraße, Untere Donaustraße und Zweierlinie sein.

Barbara Tschandl und Thomas Puchinger, noe.ORF.at.

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