Blick in unsere Mülltonnen

Obwohl sie noch genießbar wären, werden fast fünfzig Prozent aller Lebensmittel in den Müll geworfen. Das ist die Behauptung von Regisseur Valentin Thurn, der am Donnerstag in St. Pölten seinen neuen Film „Taste the Waste“ präsentiert hat.

Valentin Thurn will mit seinem Film die Verschwendungsgesellschaft aufrütteln. Denn mit den Nahrungsmitteln, die alleine in Europa auf dem Müll landen, könnte der Hunger in der ganzen Welt gestillt werden, so Thurn. „Wir haben eindeutig die Wertschätzung für die Basis unseres Lebens verloren. Und das ist eigentlich verrückt, wenn man bedenkt, dass wir vor ein, zwei Generationen in der Nachkriegszeit noch selbst Hunger erlebt haben.“

Mistkübel

fotolia.de / Rolf Richter

Das derzeitige Verhalten der Menschen hätte weitreichende Folgen, so Thurn. Die Klimaerwärmung, Dürrekatastrophen oder Preisanstiege seien nur einige davon.

Schon seine Mutter habe gesagt, essen sei heilig, wegwerfen Sünde, so Thurn. Dennoch wirft auch er Lebensmittel in den Müll: „Man tut es, hat aber ein schlechtes Gewissen.“ Das und eine Reportage mit Mülltauchern, die in Mülltonnen von Supermärkten ihre Lebensmittel holen, haben Thurn letztendlich zu „Taste the Waste“ motiviert.

Laut einer Studie des Instituts für Abfallwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien landen tatsächlich zwölf Prozent genießbare Lebensmittel im Müll. So wird etwa jedes fünfte Brot weggeworfen.

Die meisten noch genießbaren Lebensmittel werden von Supermärkten weg geworfen, heißt es in einer weiteren Studie. Demnach würden pro Filiale täglich etwa 45 Kilogramm genießbare Nahrungsmittel auf dem Müll landen. Laut Thurn habe das einen ökonomischen Grund: „Märkte verkaufen mehr, wenn die Regale bis Ladenschluss prall gefüllt sind, dafür nehmen sie in Kauf, dass zum Beispiel fünf Prozent Gemüse oder zehn bis 15 Prozent Brot im Müll landen!“

Sendungshinweis: „Guten Morgen Niederösterreich“, Sendung vom 11.11.11

Einkaufszettel für gezielteres Einkaufen

Einen Beitrag für eine Verbesserung der Situation könne jeder einzelne leisten, so Thurn: „Zusätzlich zum Film gibt es ein Buch, in dem Lösungsansätze präsentiert werden. Es gibt keinen einzelnen Bösewicht, es ist ein System und in diesem stecken die Konsumenten mitten drinnen.“ Einkaufszettel und das Vertrauen in die eigenen Sinne würden laut Thurn wesentlich dazu beitragen, nur noch das zu kaufen, was man wirklich brauche.

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