Lauter „selige“ Niederösterreicher

Neben Menschen, die von der römisch-katholischen Kirche heilig gesprochen wurden, gibt es auch Personen, die als Selige angesehen werden. Es gibt vier Selige, die einen Bezug zu Niederösterreich haben.

„Eine Seligsprechung ist in der römisch-katholischen Kirche ein kirchenrechtliches Verfahren, bei dessen Abschluss der Papst nach entsprechender Prüfung erklärt, dass ein Verstorbener als Seliger bezeichnet werden und als solcher öffentlich verehrt werden darf. Voraussetzung sind entweder das Martyrium oder ein heroischer Tugendgrad und (im Falle, dass es sich nicht um einen Märtyrer handelt) der Nachweis eines Wunders, das auf die Anrufung des Seligen und dessen Fürsprache bei Gott bewirkt wurde. Im Unterschied zur Heiligsprechung wird bei der Seligsprechung nur die Verehrung durch die Ortskirche gestattet“, schreibt die online-Enzyklopädie Wikipedia zum Stichwort „Seligsprechung“.

Verehrt wie ein Heiliger: Bischof Altmann von Passau

Geboren um 1015 in Westfalen, gestorben am 8. August 1091 in Zeiselmauer.

In der Chronik des Niederösterreichischen Landesmuseums wird Bischof Altmann von Passau als Gründer des Stiftes Göttweig genannt. Sein großes Anliegen war die Reform des Klerus. Altmann reformierte die Klöster St. Florian, Kremsmünster, Melk und St. Pölten und ließ dort steinerne Kirchen erbauen. Er gründete die Chorherrenstifte St. Nikola in Passau und Göttweig in Niederösterreich, wo er sich wohl auch die meiste Zeit aufhielt.

Statue des heiligen Altmann im Stift Göttweig

BSonne/Wikimedia Commons

Statue des heiligen Altmann in Stift Göttweig

Altmann wurde zwar nie formell heilig gesprochen, wird aber auf lokaler Ebene wie ein Heiliger verehrt. Im 19. Jahrhundert wurde von der Kirche seine Verehrung für die Diözesen Passau, Linz, St. Pölten und Wien offiziell anerkannt. Das Grab von Altmann von Passau befindet sich in Göttweig.

Gedenktag: 8. August

Der Manager: Bischof Hartmann von Brixen

Geboren um 1090 bei Passau, gestorben am 23. Dezember 1164.

Der erste Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg war der als selig verehrte Bischof Hartmann von Brixen. Er kann als einer der großen Manager der Klerikerreform gelten. Hartmann setzte auf ein blühendes Klosterleben zur Wiederherstellung kirchlicher Disziplin und damit eines religiösen Aufschwunges.

Hartmann von Brixen, Gedenktafel im Stift Seckau

Dnalor 01/Wikimedia Commons

Gedenktafel zur Einweihung durch Bischof Hartmann im Jahr 1164, Basilika Seckau

Hartmann leitete sieben Jahre lang das Kloster Klosterneuburg, verfasste die Klosterneuburger Statuten und gründete ein Chorfrauenstift, dessen Stiftungsgut aus dem Vermögen der Markgräfin Agnes stammte. 1140 wurde er zum Bischof von Brixen gewählt. Hartmann starb nach einen Schlaganfall, nachdem er am Vortag des Heiligen Abends zu heiß gebadet hatte.

Attribute: in bischöflichem Ornat mit Kelch, über dem das Jesuskind schwebt oder mit Lamm Gottes sowie als junger Augustiner-Chorherr
Patron: der Schwangeren, für guten Ertrag der Weinberge
Gedenktag: 23. Dezember

Die Mutter Afrikas: Maria Theresia Ledochowska

Geboren am 29. August 1863 in Loosdorf, gestorben am 6. Juli 1922 in Rom.

Die 1975 selig gesprochene Maria Theresia Ledochowska wuchs in einer tiefreligiösen Familie auf. Ihre Schwester Julia(Ordensname Ursula) gründete die Grauen Ursulinen und wurde 2003 heilig gesprochen, ihr Bruder Wladimir wurde General des Jesuitenordens, ihr jüngster Bruder war der als „Heiliger General“ bekannte polnische Offizier Ignacy Kazimierz Ledochowski, der im KZ umkam.

Maria Theresia Ledochowska

Steyler Missionare/Wikimedia Commons

Maria Theresia Ledochowska (um 1912)

Maria Theresia stellte ihr Leben in den Dienst der afrikanischen Mission und gründete die „Petrus-Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen“ gegen Sklaverei. Sie eröffnete Druckereien zur Verbreitung religiöser Schriften in Afrika und verfasste eine Reihe von Dramen zur Bekämpfung der Sklaverei in Afrika.

Den Sinn im Misserfolg gefunden: Jakob Kern

Geboren am 11. April 1897 in Breitensee bei Wien, gestorben am 20. Oktober 1924 in Wien.

Jakob Kern war Prämonstratenser des Stiftes Geras. Er machte im Ersten Weltkrieg die Offiziersausbildung, wurde dann aber schwer verletzt (Leber- und Lungendurchschuss) und trat in das Wiener Priesterseminar ein.

Reliquienschrein Jakob Kern im Stift Geras

Karl Gruber/Wikimedia Commons

Reliquienschrein des Jakob Kern in der Stiftskirche Geras

Wegen seines Leidens wurden ihm zweimal ohne Narkose mehrere Rippen entfernt, er litt furchtbare Schmerzen, betrachtete diese aber als stellvertretendes Sühneopfer und nahm nie ein schmerzstillendes Mittel. Er wurde 1998 von Papst Johannes Paul II. auf dem Wiener Heldenplatz seliggesprochen.

Gedenktag: 20. Oktober

Ursula Köhler, noe.ORF.at

Quellen und Links: