Von alten, feschen und falschen Hasen

Ob Angsthase oder alter Hase - in unserem Sprachgebrauch findet sich dieses Tier so oft wie kaum ein anderes. noe.ORF.at hat sich auf die Spuren des Hasen begeben und dabei nebst Ostereiern noch einiges Spannendes entdeckt.

Der schwierigste und bekannteste zuerst: woher der Osterhase tatsächlich herkommt, ist unklar, wohl auch, weil es insgesamt jeglicher Logik entbehrt, dass ausgerechnet zu Ostern - ausgerechnet ein Hase - ausgerechnet Eier bringen soll!

Osterhasenfigur

APA/dpa-Zentralbild/Jens Wolf

Das Ei als Symbol für Ostern ist seit dem Mittelalter bekannt. Der Hase ist schon in der Antike in verschiedenen Kulturen beliebtes Symbol für Fruchtbarkeit, aber auch für Wiedergeburt und Auferstehung. Wann ihm die Aufgabe des Eierversteckens zugeteilt wurde, ist unklar. Laut Online-Lexikon Wikipedia ist 1682 in einem Bericht des Medizinprofessors Georg Franck von Franckenau über den Begriff Ostern erstmals die Rede davon, dass der Osterhase Eier im Gras und hinter Büschen versteckt.

Angsthasen und Hasenfüße

Woher der Angsthase kommt, ist leicht erklärt. Hasen neigen bei Bedrohung dazu, sich anfangs zu verstecken und tot zu stellen, ergreifen dann aber im letzten Moment umso schneller die Flucht, mit Geschwindigkeiten von bis zu 75 km/h. Mangels körpereigener Waffen stellen sich Hasen nicht den Bedrohungen, sondern laufen davon.

Genau dann bekommt man auch den Hasenfuß zu sehen. Ursprünglich war der Hasenfuß oder die Hasenpfote aber ein Talisman. Erst im Lauf der Jahre hat sich aus der Redewendung „einen Hasenfuß mithaben“ (gegen Unglück) die Formulierung „ein Hasenfuß sein“ entwickelt. Also jemand, der Unglück fürchtet.

Übrigens, auch die Bezeichnung „Meister Lampe“ hat mit dem Fluchtverhalten des Hasen zu tun. In der Jägersprache bezeichnet man als Lampe den weißen Bauchfleck des Hasen, der beim schnellen Davonjagen mitunter aufblitzt.

Der alte Hase, und der, der weiß, wie er läuft

Um ein alter Hase zu werden, muss man zahlreiche Angriffe von Raubtieren und Jägern überlebt haben, ein alter Hase ist also jemand mit viel Erfahrung darin, Angriffen oder Bedrohungen auszuweichen. Dazu passend gibt es ja auch Menschen, die „wissen, wie der Hase läuft“. Damit waren ursprünglich routinierte Jäger gemeint, die einschätzen können, welche Haken der fliehende Hase als nächstes schlägt, und sich davon nicht beeindrucken ließen.

Ein Osterhase aus Holz

dpa/Rainer Jensen

Die Redewendung, dass der „Hase im Pfeffer“ liegt, ist eher in Deutschland bekannt, sei der Vollständigkeit aber angeführt: Die Redewendung ist sehr alt, bezieht sich auf den Hasenpfeffer, eine scharfe Suppe, in die das Hasenfleisch eingelegt wurde. Wo der Hase im Pfeffer liegt, dort ist der springende Punkt: Möglicherweise stammt die Redewendung daher, dass diese Sauce mit vielen verschiedenen Zutaten zubereitet wurde, es oft also gar nicht so einfach war, das Hasenfleisch darin zu finden. Übrigens: Der „springende Punkt“ hat wiederum mit Eiern zu tun - es ist jener Punkt im Eigelb, der schon wenige Tage nach der Befruchtung erkennbar ist und anzeigt, ob aus diesem Ei Leben entstehen kann – die Bezeichnung geht auf Aristoteles zurück.

Der falsche und der fesche Hase

Der falsche Hase ist ein faschierter Braten. Weil Hasenfleisch früher nur äußerst selten auf den Tisch kam, wurden eben andere Fleischsorten faschiert und wie Hasenfleisch zubereitet.

Die Bezeichnung fescher Has‘ für eine hübsche junge Frau ist wiederum typisch für Niederösterreich und Wien und findet sich in unzähligen Austropop-Liedern, etwa in Wolfgang Ambros‘ „Blume aus dem Gemeindebau“: „Meine Freind sogn olle: ‚Wossn, lossn, i man, du führst di ganz schee deppert auf wegn den Hosn!‘“. Spätestens seit den Playboy-Bunnies ist die Bezeichnung auch international bekannt. Der Hase, dessen Fortpflanzungstrieb ja ebenfalls sprichwörtlich ist, gilt auch seit jeher als Symbol für Sexualität.

Zwei Hasen

APA/dpa/Boris Roessler

Die Redewendung „Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“ bezeichnet Orte fernab der Zivilisation und geht nach Auskunft des deutschen Redensarten-Index auf die noch viel ältere Redensart „Wo die Wölfe einander gute Nacht sagen“ zurück.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 27.3.2016

Dem Spruch „Mein Name ist Hase“ liegt eine Anekdote aus dem 19. Jahrhundert zugrunde. Der Heidelberger Jusstudent Victor von Hase verhalf einem Freund zur Flucht, indem er ihm seinen eigenen Studentenausweis gab. Der Freund hatte bei einem Duell den Gegner erschossen. Als die Sache aufflog, musste sich auch Victor von Hase vor Gericht verantworten, wo er zu Beginn der Verhandlung den legendären Ausspruch getätigt haben soll: „Mein Name ist Hase. Ich verneine die Gegenfragen - ich weiß von nichts."

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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