Fußballakademie: „Purer Psychoterror“

Die Fußballakademie in St. Pölten steht in der Kritik. Viele Eltern beklagen sich über den mangelhaften Umgangston und sprechen von „Psychoterror“. Der Fußball-Landesverband weist die Vorwürfe zurück. Konsequenzen soll es dennoch geben.

Lange haben die Eltern von ehemaligen Spielern der Akademie in St. Pölten und die Spieler selbst nichts gesagt, jetzt brechen sie gegenüber noe.ORF.at ihr Schweigen. Sie sprechen von Schikanen, Beschimpfungen und willkürlichen Auswahlverfahren. Tobias Polt, einem ehemaliger Spieler der Akademie, wurde innerhalb von einem Jahr die Lust am Fußball genommen. Dabei wollte er Profi werden, wie alle 14- bis 18-jährigen Talente in der St. Pöltner Akademie.

„Man ist nie gelobt und immer nur beschimpft worden von den Trainern, man durfte nie krank oder verletzt sein. Ich habe innerhalb von einem Jahr die Motivation verloren und kurz komplett aufgehört“, sagt Polt. Jetzt kickt er in Stockerau. „Fußball macht mir jetzt wieder Spaß“, sagt er.

„Mein Sohn wurde gebrochen“

Die Eltern stellen dem Führungsteam der Akademie ein vernichtendes Zeugnis aus, genauer gesagt dem sportlichen Leiter Bohdan Maszthaler. Er will zu diesem Thema nichts sagen, die Eltern schon, zu groß ist der Ärger über das, was in der Akademie passiert sein soll. „Ich habe meinen Sohn gefragt, ob ich mit dem Trainer reden soll. Er hat nur gemeint, ‚bitte nicht, das muss ich alles büßen‘“, sagt Wolfgang Apfelthaler aus Theiß.

Sein Sohn sei „gebrochen“ gewesen. „Das ist der Hauptgrund, warum in St. Pölten nichts weitergeht, man bricht die Spieler.“ Auch Franz Gorgosilich aus Bruck an der Leitha erinnert sich nicht gerne zurück. „Mein Sohn war 14, als er 2005 in die Akademie gekommen ist. Von der menschlichen Seite war es letztklassig.“

Fußballgelände

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Das Akademiegelände in St. Pölten

Verband: „Vorwürfe mittlerweile aufgearbeitet“

Die Akademie ist dem ÖFB und dem Niederösterreichischen Fußballverband unterstellt. Der Präsident des Verbandes, Ludwig Binder, ließ in einer Stellungnahme ausrichten, dass die Vorwürfe lange zurückliegen würden und mittlerweile aufgearbeitet seien. Der Verband selbst habe keine Beschwerden erhalten.

Die Eltern wollen sich nicht so einfach abspeisen lassen. „Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an. Mehr muss ich dazu nicht mehr sagen“, sagt Gorgosilich. „Man sollte einsehen, dass St. Pölten nicht Nordkorea ist. Die Zeiten haben sich geändert, man muss auf die Spieler individuell eingehen“, ergänzt Apfelthaler. Auch einige Trainer in den Landesausbildungszentren, der Vorstufe der Akademie, wo die 10- bis 14-Jährigen ausgebildet werden, können sich mit den Methoden der Akademie nicht identifizieren und traten bereits zurück.

Beratungen über Konsequenzen

Obwohl der Verband alle Vorwürfe bestreitet, stehen Konsequenzen im Raum. Bei einem Runden Tisch mit Vertretern der Akademie, des Verbandes und des Landes soll darüber beraten werden. Das Land hatte schon vergangene Woche Konsequenzen gefordert. Die Qualität in der Ausbildung müsse steigen, sagte Toni Pfeffer - mehr dazu in Heftige Kritik an Fußballakademie. Eine Möglichkeit, die man von Insidern immer wieder hört, wäre, die Akademie direkt dem SKN St. Pölten zu unterstellen.

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