Kontaminierter Boden soll abgetragen werden

Das Wasser ist vergiftet, die Erde teilweise verunreinigt: 50 Anrainer in Angern (Bezirk Gänserndorf) wohnen auf einer Altlast. 50 Zentimeter Boden sollen nun abgetragen werden. Ein Vorschlag, der auch auf Skepsis stößt.

„Ich fordere, dass das genau untersucht wird. Das kommt mir ein bisschen schwammig vor“, zeigte sich einer der betroffenen Anrainer bei einer Informationsveranstaltung in Angern an der March am Donnerstagabend erzürnt. „Ich weiß, die Herren haben’s furchtbar schwer, aber ich werde darauf drängen.“ Er ist mit seiner Skepsis nicht alleine. „Wahrscheinlich lassen wir es nicht machen“, sagte eine Bewohnerin. „Wir haben eh viel aufgeschüttet, wir wissen es noch nicht.“

Häuser unwissentlich auf Altlast gebaut

50 Grundstücksbesitzer haben ihr Haus, ohne es zu wissen, auf kontaminiertem Boden gebaut - genau dort, wo früher eine Teerfabrik stand, die bis 1924 in Betrieb war und großen Schaden hinterlassen hat. Das Grundwasser ist giftig und stinkt nach Benzin, Obst und Gemüse sind verseucht, Teile der Erde sind verunreinigt. An heißen Sommertagen tritt sogar Teer aus dem Boden, berichteten Bewohner.

Grundsätzlich hätte die natürliche Erosion den Erdboden in dem kontaminierten Gebiet in den letzten Jahrzehnten bereits gereinigt. Das Problem ist allerdings das vergiftete Wasser. Früher gossen viele Grundstücksbesitzer ihr Obst und Gemüse mit dem Brunnenwasser und verunreinigten damit auch die Erde. Probebohrungen sollen nun zeigen, wie stark die Verunreinigung ist, sagte Bürgermeister Robert Meißl.

Teilweise schneebedeckter Grund

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Dass die Bewohner auf dem verseuchten Boden einer Altlast wohnen, wussten sie nicht - bis ein ORF-Bericht den Fall ins Rollen brachte

„Keine akute Gefahr für Menschen“

„Für Menschen besteht derzeit keine akute Gefährdung“, sagte Helmut Länger vom Umweltbundesamt, der die zahlreich erschienenen Angerer am Donnerstagabend darüber aufklärte, wie die Schadstoffe körperlich aufgenommen werden können: einerseits über das Gemüse, andererseits über den direkten Kontakt mit Grundwasser, mit dem oft private Schwimmbecken gefüllt werden.

Noch im Sommer 2012 hatte das Umweltbundesamt die Causa ganz anders eingeschätzt. Damals hielt man fest, dass der Standort „eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit von Menschen und Umwelt darstellt“. Laut einer Gemeindeverordnung durfte das Grundwasser weder zum Gießen noch zum Befüllen von Schwimmbädern verwendet werden - mehr dazu in Angern an der March: Verseuchter Boden.

alte Teerfabrik in Angern an der March

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Bis 1924 befand sich auf dem Gebiet eine alte Teerfabrik. Die ehemaligen Inhaber sind nicht bereit, den Schaden zu bezahlen

Frische Erde statt kontaminierten Bodens

Land und Bund unterbreiteten den Betroffenen nun einen Lösungsvorschlag: Die oberste Bodenschicht, exakt 50 Zentimeter, soll von den Grundstücken abgetragen werden. Denn darin befänden sich giftige Substanzen wie Arsen, Blei, Quecksilber, Cadium und Zinn. Danach soll frisches Erdreich aufgeschüttet werden.

Jeder vierte betroffene Grundstückbesitzer bekundete schon vor dem Informationsabend Interesse an dieser Lösung. Die Abtragung soll aus einem Fond für Altlastensanierung finanziert werden, sagte Sebastian Holub vom Lebensministerium. Denn die ehemaligen Inhaber der alten Teerfabrik hatten angekündigt, dass sie keinesfalls für den Schaden aufkommen werden. Im Sommer soll der Boden erneut untersucht werden. Die ersten Bagger könnten dann im Herbst anrollen.