Bucher: „Einen Plan B gibt es nicht“

Josef Bucher, Spitzenkandidat des BZÖ bei der Nationalratswahl, hält wenig von vielen Wahlkampfauftritten, dafür viel von einer Steuersenkung und einer neuen, moderneren Familienpolitik in Österreich, wie er im ORF NÖ-Interview sagt.

Das BZÖ ist die Partei im Nationalrat, der von den Meinungsforschern derzeit die geringste Chance auf einen Wiedereinzug eingeräumt wird. Josef Bucher hält trotzdem wenig von vielen Wahlkampfauftritten. ORF NÖ-Chefredakteurin Christiane Teschl: „Das BZÖ hat in Niederösterreich noch bei keiner Wahl eine richtig große Rolle gespielt. Jetzt scheint Ihr prominenter Spitzenkandidat Ewald Stadler ein bisschen verschnupft zu sein, dass es zu wenig Wahlkampfunterstützung in NÖ gibt. Es gibt auch keinen Auftakt, es gibt keinen Abschluss. Ist das gescheit im bevölkerungsstärksten Bundesland?“

„Alle sind hochmotiviert“

„Zunächst habe ich es mir mit niemandem verscherzt. Es gibt in keinem Bundesland einen Wahlkampfauftakt. Es gibt nur insgesamt einen, der am Sonntag in St. Wolfgang in der modernen Mitte Österreichs stattgefunden hat. Und es gibt einen Abschluss am 27. September in Graz“, sagte Bucher. Alle würden hochmotiviert kämpfen und Bucher selbst sieht keinen Grund daran zu zweifeln, dass sich die Bundesländer oder gerade NÖ zu wenig unterstützt fühlen. „Im Gegenteil, ich bin sehr glücklich, dass alle hochmotiviert sind.“

Josef Bucher vor orangefarbenem Hintergrund

APA / NEUMAYR/MMV

BZÖ: Das Zünglein an der Waage?

Der BZÖ-Klubobmann rechnet damit, mit seiner Partei den Einzug in den Nationalrat zu schaffen. Die Umfragen sagen eher nein. Bucher wünscht sich eine bürgerliche Koalition nach der nächsten Wahl. Das schließt seiner Ansicht nach auch die Grünen nicht aus. „Wer mit uns gemeinsame Sache machen will, das müssen Sie die anderen fragen. Ich möchte auf alle Fälle, dass wir unsere BZÖ-Politik auch umsetzen.“ Eine mögliche Dreier-Koalition schließt Bucher nicht aus. Er strebe eine bürgerliche Koalition an, sagte er im Radio NÖ-Mittagsmagazin, in der das BZÖ als Zünglein an der Waage teilnehmen kann, sofern die Forderung nach Steuersenkung auch tatsächlich umgesetzt werden könne, so Bucher.

“Geschiedene Väter sind oft pleite“

Neben Steuersenkung sind auch Familie und Bildung die Themen, die dem BZÖ im Wahlkampf am meisten am Herzen liegen. Josef Bucher geht es dabei vor allem um die Rechte der geschiedenen Väter, die, wie er sagt, pleite sind: „Es ist oft so, dass sich vor allem Väter nach einer Scheidung keine Beziehung mit dem Kind mehr leisten können. Das will ich gewährleisten, indem ich die Unterhaltszahlungen zu 50 Prozent absetzbar machen möchte, sodass ihnen ein bisschen mehr bleibt, um sich ein weiteres Kind leisten zu können und eine Familie zu gründen. Das ist gegenwärtig nicht möglich."

Josef Bucher vor einer Leinwand

APA / NEUMAYR/MMV

Aber auch den Frauen wolle Bucher nichts wegnehmen: "Ganz im Gegenteil. Für jene Frauen, die von ihren Männern im Stich gelassen werden, weil diese arbeitslos sind und keine Unterhaltsleistung zahlen können, muss der Staat in Vorleistung treten und dafür sorgen, dass nicht das Kind zu Schaden kommt. Ich möchte, dass wir auch Patchwork-Familien mitberücksichtigen in unserer Familienpolitik, die wir in Österreich machen. Patchwork heißt, dass geschiedene Väter, aber auch Mütter in einer Zweitbeziehung auch eine finanzielle Existenzgrundlage vorfinden.“

Gesamtschule oder Gymnasium?

Eine Entscheidung zwischen Gesamtschule oder Gymnasium braucht es laut Bucher nicht. Er ist für beides: „Es ist ganz einfach, dass wir diese gemeinsame Schule der Sechs- bis Zehnjährigen ja schon mit der Volksschule haben und wir sie erweitern wollen für die Sechs- bis Vierzehnjährigen mit der gemeinsamen Schule. Aber dann mit 14 Jahren kann man kein Studium beginnen, da braucht es ja noch die höheren Schulen. Und da sage ich, hat das Gymnasium diese vier Jahre Platz.“ Laut Bucher müsse man die Schwächeren unterstützen und die Besseren fordern. Seiner Ansicht nach geht das nur in einem differenzierten Bildungsangebot. Zumindest zwei verschiedene Schulformen müssten aufrechterhalten werden, so der BZÖ-Spitzenkandidat.

Ergebnis Nationalratswahl 2008

APA/Martin Hirsch

Bei der Nationalratswahl 2008 konnte das BZÖ 10,7 Prozent der Stimmen für sich verbuchen.

“Die NEOS haben sehr viel von uns kopiert“

In Umfragen liegen die NEOS und das BZÖ, was die Größenordnung betrifft, im Moment relativ gleich auf. ORF NÖ-Chefredakteurin Christiane Teschl: „Warum soll man das BZÖ wählen und nicht die NEOS, wenn man wirklich Veränderung und etwas Neues will?“

Josef Bucher: "Die NEOS haben sehr viel von uns kopiert. Ich werde nichts gegen die NEOS sagen, weil sie erkannt haben, dass unsere Politik die richtige ist, aber die NEOS werden es leider nicht schaffen können, es ist äußerst schwierig und fast unmöglich. Da bleibt nur das BZÖ als jene moderne Partei der Mitte, die die moderne Mittelschicht abbildet in Österreich und für die modernen Bürger unseres Landes eine gute Politik macht.“

Auf die Frage, ob es einen Plan B gibt, wenn das BZÖ den Einzug nicht schaffen sollte, sagte Bucher: „Einen Plan B gibt es nicht, das ist auch nicht notwendig. Der Plan B heißt weiterarbeiten für Österreich im Nationalrat und vielleicht, wenn es gelingt, in einer Bundesregierung."

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