Erinnerungen an die gefallenen Soldaten

In fast jeder Gemeinde in Niederösterreich erinnert ein Kriegerdenkmal an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Doch auch andere Erinnerungen blieben erhalten, wie etwa ein Feldpostpäckchen des Ur-Großvaters.

Die Fronten des Ersten Weltkrieges verliefen weit von Niederösterreich entfernt. Was sich dort abspielte, erfuhren die Angehörigen nur aus den Heimaturlauben der Soldaten oder aus Feldbriefen. Einige davon sind derzeit auf der Schallaburg in einer Ausstellung, die dem Ersten Weltkrieg gewidmet ist, zu sehen. „Ich bin jetzt im Spital“, ist in einem dieser Briefe zu lesen. „Bitte schickt mir ehebaldigst Zigaretten. Geld ist nicht notwendig, man kann hier ohnehin nichts dafür kaufen. Liebste Grüße und Küsse.“

Erster Weltkrieg Erinnerungen

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Briefe aus dem Krieg sind bei der Ausstellung auf der Schallaburg zu sehen.

Der Krieg war noch nicht lange im Gange, als von den tausenden Einberufenen nur die Nachricht vom Tod wieder zu Hause eintraf. Für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges wurden Gedenkstätten errichtet. Eine davon ist die Josefskapelle in der Stadtpfarrkirche in Baden bei Wien. Dort lässt sich an den Tafeln ablesen, wie weit entfernt die Männer gestorben sind.

Kriegerdenkmäler nahmen Überhand

Ein kompliziertes Bündnissystem führte zu einem Weltkrieg, den sich kaum jemand zuhause vorstellen konnte. An den Rändern der Monarchie wurden die Opfer begraben. Bald hatte fast jedes Dorf in Niederösterreich ein Kriegerdenkmal. „Der Bau von Kriegerdenkmälern hat bereits während des Ersten Weltkrieges so Überhand genommen, dass militärische Erlässe ergingen, man möge damit jetzt aufhören, da letztendlich jedes Kriegerdenkmal ein gewisses Niveau halten soll“, sagt Julia Walleczek-Fritz, Historikerin und Kuratorin der Schallaburg-Ausstellung.

Das Kriegerdenkmal in Baden wurde erst im Jahr 1934 errichtet. Der damalige Badener Bürgermeister gab die Order aus, dass nichts daran „heldisch“ sein sollte. Allzu präsent war damals noch die Erinnerung an das Leid, das dieser erste mit Massenvernichtungswaffen geführte Krieg über die Soldaten und die Zivilbevölkerung gebracht hat.

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Bereits während des Ersten Weltkrieges wurden die ersten Kriegerdenkmäler errichtet.

Für die Gedenkausstellung auf der Schallaburg wurde die Bevölkerung aufgerufen, persönliche Erinnerungsstücke zur Verfügung zu stellen. Zu sehen ist unter anderem eine Mappe mit Briefen und Fotos, die ein Soldat in der Brusttasche getragen hat und die ihm bei einem Angriff das Leben gerettet hat. Viele Gegenstände verdeutlichen die Verzweiflung, Not und Entbehrung des Krieges, der vor 100 Jahren begonnen hatte. Soldaten ließen sich Kugeln, die aus ihren Wunden geschnitten wurden, einfassen. Ausgestellt ist auch ein Kommodentuch, das eine Tochter ihrem Vater zum Schutz mit an die Front gegeben hat.

Letzte Ruhestätte von Franz Ferdinand

Unweit der Ausstellung auf der Schallaburg liegt ein weiterer Erinnerungsort: das Schloss Artstetten (Bezirk Melk). Hier fanden die beiden Opfer des Attentats von Sarajevo, Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie, ihre letzte Ruhestätte. Ein besonderer Erinnerungsort liegt auch in Purgstall an der Erlauf (Bezirk Scheibbs). Hier befand sich das größte k. u. k. Kriegsgefangenenlager, in dem 80.000 russische, französische und italienische Soldaten interniert waren. Ein Friedensweg, der vor einigen Jahren eingerichtet wurde, führt an einem noch existierenden Kommandantengebäude von damals vorbei.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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