Fall Alois H: Polizeieinsatz „ohne Fehler“

Acht Monate nach dem Wilderer-Drama von Annaberg (Bezirk Lilienfeld) mit vier Toten hat das Innenministerium die Untersuchungen zum Polizeieinsatz abgeschlossen. Das Vorgehen sei „lageangepasst“ und „ohne Fehler“ gewesen, heißt es im präsentierten Evaluierungsbericht.

Am 17. September 2013 hatte der als Wilderer verdächtige Alois H. in Annaberg drei Polizeibeamte und einen Sanitäter erschossen. Danach verschanzte er sich auf seinem Anwesen in Großpriel (Bezirk Melk), wo er sich schließlich durch einen Kopfschuss tötete. Laut Ermittlern war Alois H. in Besitz von mehr als 200 illegalen Waffen und ist für zahlreiche Einbrüche verantwortlich - mehr dazu in Neue Details im Fall Alois H..

Pressekonferenz im Innenministerium

Anna Wohlmuth/ORF NÖ

Pressekonferenz des Evaluierungsteams am 22. Mai 2014.

Kommission schlägt einige Verbesserungen vor

Das Evaluierungsteam, bestehend aus Experten des Ministeriums und externen Fachleuten, sprach sich für Empfehlungen in den Bereichen Ausrüstung und Technik, Einsatz und Führung, Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, psychologische Aspekte und Kommunikation aus. Dazu zählen u.a. die Verfügbarkeit weiterer gepanzerter Fahrzeuge, der Ausbau der Ortungstechnik und die Schaffung eines österreichweiten, technisch einheitlichen Einsatzleitsystems mit GPS-Erfassung der Einsatzmittel sowie der Ausbau des Sanitäter-Pools beim EKO Cobra.

Lageplan des Einsatzes

Anna Wohlmuth/ORF NÖ

Die Expertenkommission hat keine Fehler gefunden, sagt Konrad Kogler, der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit im Innenministerium. „Das Ergebnis der Kommission ist ganz eindeutig. Es hat keine Fehler gegeben. Es hat deshalb keine Fehler gegeben, weil wir es hier mit einem außergewöhnlichen Täterverhalten zu tun hatten“, so Kogler.

Kritik an Ausrüstung weist Kogler zurück

Die Kritik an der Ausrüstung und Ausbildung der Einsatzkräfte weist Kogler zurück. Debattiert wurde auch über die Munition der Polizei. Diesbezüglich laufe seit Juli ein Projekt, das den Einsatz analysiert. „Es gibt neue Entwicklungen am Markt und man muss sich genau ansehen unter welchem Einsatzweck beschafft man welche Munition.“ Das Einsatzszenario war laut Kogler klar darauf festgelegt, dass man den Täter in einer günstigen Situation festnimmt. „Wir haben von vornherein ausgeschlossen den Täter in den Wald zu verfolgen. Dafür war der Kräfteeinsatz ausgelegt. Wir waren in einer Region, wo ganz wenig Verkehr ist und wo viel Wald ist.“ Wenn man mit dem Wissen von heute den Fall beurteilen würde, dann würde man wohl das eine oder andere anders machen, so Kogler.

Trophaeen

Polizei

Alois H.: 108 Straftaten seit 1994

Laut Kogler müsse man sich künftig ganz genau überlegen bei welchen Einsätzen man das Tragen von Schutzkleidung vorschreibt. Auch eine intensivere Kooperation mit dem Bundesheer sei angedacht, sagt Kogler. Das Landeskriminalamt NÖ hat dem Mann im Zuge der Erhebungen 108 Straftaten seit 1994 zugeordnet. Der dabei durch 14 Wilderer-Delikte, 59 Wohn- und Jagdhauseinbrüche, elf Brandstiftungen, weiters Sachbeschädigungen, Motorrad- sowie Kennzeichendiebstähle entstandene Schaden wurde mit 9,86 Millionen Euro beziffert. Im Bunker des Wilderers wurde außerdem eine Vielfalt an Jagdzubehör, Waffen und Trophäen sichergestellt, die nicht zugeordnet werden konnten.

Mikl-Leitner: „Bericht ist sachkundige Beurteilung“

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bedankte sich in einem Statement bei den Experten. Spekulationen wenige Stunden nach „den schrecklichen Morden“ seien „vor allem respektlos den Hinterbliebenen gegenüber“ gewesen. Mit dem Bericht habe man nun „eine wirklich sachkundige Beurteilung. Ich bin froh, dass die Evaluierung nun abgeschlossen ist und die Polizei daraus nun die notwendigen Schlüsse ziehen kann“.

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