200 Personen unter IS-Verdacht

Knapp 200 Menschen sind laut Innenministerium von Österreich nach Syrien gereist, um dort für terroristische Organisationen zu kämpfen, oder wurden auf dem Weg dorthin gestoppt. Erst am Donnerstag wurden zwei Verdächtige in Krems verhaftet.

Gegen die beiden russischen Staatsbürger im Alter von 27 und 31 Jahren, die sich seit einigen Jahren in Österreich aufhalten, wird wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Die Beschuldigten seien einvernommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Auch die sichergestellten Unterlagen würden gesichtet, hieß es - mehr dazu in Mutmaßliche Dschihadisten verhaftet.

Junge Männer besonders anfällig

Mehr als 60 vom Innenministerium identifizierte IS-Kämpfer sind wieder nach Österreich zurückgekehrt. Nach Angaben des Ministeriums sind es meist junge Männer mit schlechter Ausbildung, die diesen Weg einschlagen. Aber auch Frauen werden immer öfter als potenzielle Ehepartnerinnen für Dschihadisten angeworben. Insgesamt laufen in Österreich derzeit mehr als 100 Strafverfahren gegen mutmaßliche Dschihadisten.

Dschihadismus-Verdachtsfälle in Niederösterreich:

  • Anfang September 2014 wird in Heidenreichstein (Bezirk Gmünd) ein 30-jähriger Mann festgenommen. Der russische Staatsbürger war Ende 2013 aus Syrien, wo er seinen Angaben zufolge Flüchtlingen helfen wollte, nach Österreich gekommen. Aus Sicht der Anklage wollte er hier seine Sehschwäche medizinisch behandeln lassen. Seit Jänner 2015 wird dem 30-Jährigen in Krems der Prozess gemacht. Zum Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung bekannte er sich bislang nicht schuldig - mehr dazu in Mutmaßlicher Dschihadist festgenommen und Terrorprozess in Krems vertagt.
  • Mitte März wird am Flughafen Schwechat ein 16-Jähriger festgenommen. Der Lehrling soll sich in Syrien der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen der Mitgliedschaft an einer terroristischen Vereinigung, Ausbildung für terroristische Zwecke und Aufforderung zu terroristischen Straftaten. "Nur durch sehr viel Glück habe ich überlebt“, sagte der 16-Jährige seinem Anwalt Werner Tomanek zufolge bei seiner Vernehmung - mehr dazu in 16-jähriger IS-Kämpfer festgenommen.
  • Unter Terrorverdacht stand auch eine 16-Jährige, die im Februar am Hauptbahnhof St. Pölten eine Gleichaltrige mit einem Messer attackiert hatte. Auf dem Handy des Mädchens wurden Propaganda-Videos des IS gefunden. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Die Hinweise hätten sich vorerst aber nicht bestätigt. Die Ermittlungen gegen die 16-Jährige wegen des Verdachts des versuchten Mordes sind weiter aufrecht - mehr dazu in Messerstecherei am Bahnhof St. Pölten und Messerstich: 16-Jährige in U-Haft.
  • In Untersuchungshaft befindet sich ein 14-Jähriger aus St. Pölten. Er soll sich im Internet darüber informiert haben, wie man unkonventionelle Sprengvorrichtungen baut und sich in diesem Zusammenhang mit dem Wiener Westbahnhof beschäftigt haben. Der 14-Jährige war erstmals im Herbst 2014 festgenommen worden, Mitte November wurde er unter Auflagen enthaftet. Mitte Jänner tauchte der Jugendliche plötzlich unter. Nach drei Tagen konnte er in Wien erneut festgenommen werden und ist seitdem in Untersuchungshaft. Die Anklageschrift soll bis Mai fertiggestellt sein - mehr dazu in Terrorverdacht: 14-Jähriger bleibt in U-Haft.

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