Schuhrebell Staudinger als Filmheld

Der unermüdliche Kampf gegen die Finanzmarktaufsicht machte den Waldviertler Schuhproduzenten Heini Staudinger bekannt. Mit dem Titel „Das Leben ist keine Generalprobe“ erscheint nun ein Kinofilm über den Schuhrebell.

Mehrere Jahre lang begleitete Regisseurin Nicole Scherg den Waldviertler Schuhproduzenten Heini Staudinger für den Kinofilm „Das Leben ist keine Generalprobe“. Der Beginn des Filmes könnte skurriler kaum sein: Staudinger schwimmt in einem idyllischen Teich im Waldviertel. Den genauen Ort würde er auch Bill Gates nicht verraten, sagt Staudinger spitzbübisch: „Die Moral aus der Geschichte: Es gibt Freuden, wo Milliardäre haben den Zugang nicht.“

Film gewährt Einblicke in Staudingers Leben

Für Fans des Schuhrebellen gibt der Film interessante Blicke hinter die Kulissen der Kult-Werkstätte im Waldviertel. Viele Filmszenen zeigen die beschwerliche Herstellung der Schuhe per Hand. Staudinger erzählt außerdem wortreich über seinen Kampf gegen die chinesische Schuhindustrie mit ihren Niedriglöhnen und warum gerade seine Schuhfabrik in Schrems und die dazugehörenden GEA-Geschäfte überlebt haben.

Dokumentarfilmerin Nicole Scherg wird in ihrem Film nur selten persönlich. „Hast du Angst vorm Sterben?“, fragt sie einmal. Insgesamt bleibt Scherg aber doch sehr nahe an ihrem Hauptprotagonisten und begleitet ihn unter anderem zu einem Vortrag bei der Herbsttagung der Primärbanken in Salzburg, zu einer Diskussionsveranstaltung mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und dem damaligen EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier und zur Eröffnung einer GEA-Filiale in Liezen (Steiermark).

Staudinger und seine Brandreden

Diese Gelegenheiten nutzt Staudinger gerne, um Brandreden gegen das Bankensystem oder die chinesische Schuhindustrie zu halten. Länger zu Wort kommt in der Dokumentation auch die zweite Geschäftsführerin und Staudingers Lebensgefährtin Sylvia Kislinger. Beide reisen im Film auch gemeinsam nach Tansania, um ein Textil-und Sozialprojekt zu besuchen.

Heini Staudinger selbst startete nach mehreren erfolglosen Studienversuchen als Schuhhändler und eröffnete im Jahr 1980 mit 27 Jahren seinen ersten Laden für Öko-Schuhe in Wien. 1991 beteiligte er sich an der selbstverwalteten Waldviertler Schuhwerkstatt - die damals in der Krise steckte - und übernahm sie 1994 komplett. Seitdem führt er die Werkstätte als Alleineigentümer und produziert heute neben Schuhen, Möbeln, Naturmatratzen und Taschen auch Accessoires.

Streit mit FMA als Umsatzsprung

Seit der Wirtschaftskrise 2008 ist das Unternehmen auf starken Wachstumskurs, wie der Firmenchef im Film erzählt. Der Umsatz hat sich seitdem auf 31 Mio. Euro im Jahr 2015 verdreifacht. Hauptursache für den Umsatzsprung war der Rechtsstreit mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) ab 2012. Das starke Medienecho darauf lieferte „Gratis-Werbung“ für „Waldviertler“ und GEA. Staudinger lieh sich von Freunden und Fans mehrere Millionen Euro für seine Schuhwerkstätte und ignorierte die FMA-Verwaltungsstrafen wegen illegaler Bankgeschäfte.

Nun tourt der Schuhrebell mit seinem Film durch Österreichs Kinos. 18 Kinostopps in Anwesenheit des Protagonisten sind bis 18. April geplant, darunter in Wien, Innsbruck, Salzburg, Liezen und Zwettl. „Das Leben ist keine Generalprobe“ startet regulär am 8. April in den österreichischen Kinos.

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