Kremser Sozialmarkt ein zweites Mal eröffnet

Die Caritas hat den vom Zusperren bedrohten Sozialmarkt in Krems übernommen und nun quasi ein zweites Mal eröffnet. Die zwölf Sozialmärkte in Niederösterreich standen vor dem Aus, weil das AMS die Förderungen gekürzt hatte.

Fast auf den Tag genau zwölf Jahre nach seiner Eröffnung wurde der Sozialmarkt am Kremser Bahnhofsplatz ein zweites Mal feierlich eröffnet. Der Verein JOBcare, der den Sozialmarkt als Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose betrieben hatte, konnte nach der Kürzung der Förderungen durch das AMS den Markt nicht weiterführen.

„Armutsbetroffene Menschen unterstützen“

Nun ist die Caritas der Diözese St. Pölten neuer Betreiber. „Mit dem Sozialmarkt versuchen wir zusätzlich zur Sozialberatung und zum Caritasladen armutsbetroffene Menschen mit geringem Einkommen in der Region Krems zu unterstützen und auch Arbeitsplätze zu schaffen“, betont Caritasdirektor Hannes Ziselsberger. Die Caritas investiert rund 50.000 Euro an Spendenmitteln, um den laufenden Betrieb im Jahr 2019 sicherzustellen. Dazu kommen Zuschüsse des Landes Niederösterreich und der Stadt Krems.

Unter den Eröffnungsgästen war auch Waltraud Hisböck, die 2007 die erste Kundin im Sozialmarkt Krems war. „Ich komme hierher, weil es hier billig ist, weil die Lebensmittel in Ordnung sind und weil der Markt gut geführt wird“, erzählt Hisböck.

12.02.19 Krems Caritas übernimmt Sozialmarkt

ORF

Im Sozialmarkt landen aussortierte Lebensmittel aus Supermärkten.

Alle Märkte von Kürzungen betroffen

Niederösterreichweit gibt es zwölf Sozialmärkte, die von der Schließung bedroht waren. Bereits im Herbst stellten die „Soogut“-Sozialmärkte ihre mobilen Angebote im Most- und Waldviertel ein.

Die sieben „Soogut“-Märkte in Heidenreichstein (Bezirk Gmünd), Stockerau (Bezirk Korneuburg), Ternitz (Bezirk Neunkirchen), Mödling, Amstetten, St. Pölten und Tulln werden mit deutlich weniger Personal weitergeführt, sagt Geschäftsführer Wolfgang Brillmann. „Wir haben das Regionalmanagement von vier auf eine Person reduziert und in der Verwaltung massiv gespart. Ob es sich mit so wenig Personal ausgeht, werden die kommenden Monate zeigen.“

Auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen

Der „Soogut“-Markt in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) wurde mit Jahresbeginn vom Roten Kreuz übernommen, der das Geschäft als „Sozialladen“ weiterführt. „Wir schaffen das nur mit Unterstützung unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Christian Gröschl, Geschäftsführer der Rotkreuz-Bezirksstelle Klosterneuburg. Einen weiteren Sozialladen des Roten Kreuzes gibt es in Baden.

In den beiden Sozialmärkten in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) und Wiener Neustadt, die von der Volkshilfe betrieben werden, sei der Personalstand ebenfalls reduziert worden, erklärt Sandra Kadluba, Projektleiterin der Volkshilfe Niederösterreich.

12.02.19 Krems Caritas übernimmt Sozialmarkt

ORF

Durch Kürzungen sind die Märkte vermehrt auf Hilfe Freiwilliger angewiesen.

Einkommensnachweis für Einkauf im Sozialmarkt

Die Sozialmärkte bieten in erster Linie Produkte, die von den Supermärkten bereits aussortiert wurden und andernfalls weggeschmissen würden. Dabei handelt es sich oft um transportbeschädigte, kurz vor dem Haltbarkeitsdatum stehende oder aus Überproduktion stammende Waren, die jedoch voll verzehrtauglich sind. Die Preise in den Sozialmärkten liegen deutlich unter den Angeboten von Discountgeschäften.

Zum Einkaufen benötigt man einen Einkaufspass, der nur an sozial bedürftige Menschen ausgestellt wird, die nachweislich armutsgefährdet sind beziehungsweise bereits unter der Armutsgrenze leben. Dies muss, je nach Betreiber unterschiedlich, mit Dokumenten wie Sozialhilfebescheid, Lohnzettel oder Pensionsbescheid nachgewiesen und jährlich verlängert werden. Die Waren werden nur in Haushaltsmengen abgegeben. Meist gibt es ein Einkaufslimit, das bei etwa 30 Euro pro Woche liegt.

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