Fischaufstieg: Umweltschutz seit 500 Jahren

Fischaufstiegshilfen tauchen wegen einer EU-Richtlinie seit mehreren Jahren immer wieder in den Medien auf. In der Traisen wurden sie allerdings bereits vor knapp 500 Jahren erstmals verordnet.

Die Traisen wurde ab dem Spätmittelalter intensiv genutzt: Getreide-, Schleif-, Walk-, Hadern- und Sägemühlen, Hammerwerke, Knocken-, Öl- und Pulverstampfen beeinträchtigten den Fluss so sehr, dass der Kaiser Fischaufstiegshilfen verordnete - für den Landschaftsökologen Heinz Wiesbauer ein „außerordentliches Beispiel für nachhaltiges Denken an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit“.

Seit dem Mittelalter intensiv genutzt

Wiesbauer hat sich in den vergangenen Jahren in Büchern nicht nur den Wildbienen und Lebensräumen wie Trockenrasen oder Hohlwegen gewidmet. Er hat auch die Flüsse Salzach und Ybbs aus verschiedensten Blickwinkel erforscht und legt nun mit „Die Traisen - Rückblick - Ausblick“ sein drittes Fluss-Porträt vor. Der rund 80 Kilometer lange Fluss in Niederösterreich sei ein „Paradebeispiel eines besonders intensiv genutzten Flusses“, an dessen Beispiel sich Umweltgeschichte erzählen lasse, berichtet der Autor.

Kleinkraftwerke Wasser

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Eine moderne Fischaufstiegshilfe in der Traisen

Auch wenn ein bei St. Pölten geborgener Gedenkstein aus der Römerzeit ein früher Zeuge einer Flussregulierung ist - so richtig los ging es mit den wasserbaulichen Eingriffen ab dem Spätmittelalter, als im gesamten Traisental Mühlbäche entstanden, die Wasser zu Gewerbebetrieben ableiteten. Die Traisen sei dadurch massiv beeinträchtigt worden, bei Niederwasser fiel das Flussbett trocken. „Wie katastrophal die Zustände bereits im 16. Jahrhundert waren, belegt der Umstand, dass der Kaiser eigens für die Traisen eine Fischordnung erließ“, so Wiesbauer.

Fischaufstiegshilfen seit 1541

In dem Gesetz legte Ferdinand I. 1541 fest, dass Wehranlagen einen abgesenkten Bereich aufweisen müssen, damit die Fische aufsteigen können. Zudem wurde die vollständige Ausleitung des Flusswassers untersagt, um die Fische und ihre Brut nicht zu schädigen. Für Wiesbauer sind derartige Schutzbestimmungen zu einem so frühen Zeitpunkt „nicht nur ein Beleg für die gewässerökologischen Probleme, sondern auch dafür, dass es bereits damals ein biologisches Wissen gab“.

In den darauffolgenden Jahrhunderten verwandelten Regulierungen die Traisen, so wie die meisten anderen Flüsse, zu einem monotonen Gerinne. Erst in jüngster Zeit wurden zahlreiche Revitalisierungsprojekte durchgeführt. Wiesbauer hebt dabei die Umgestaltung der hart regulierten Flusslandschaft im Mündungsgebiet der Traisen über eine Länge von zehn Kilometern hervor, eine der größten Flussrevitalisierungen in Österreich. „Wo noch vor kurzem ein geradliniges Flussbett verlief, mäandriert heute ein naturnahes Gerinne mit vielfältigen Lebensraumbedingungen für Tiere und Pflanzen“, schreibt Wiesbauer.

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