Immer mehr „späte Mütter“

Ausbildung, Karriere, Partnerschaft, Haus - und dann ein Kind. Immer mehr Frauen entscheiden sich dafür, erst nach dem 35. Lebensjahr schwanger zu werden. 1985 waren Frauen beim ersten Kind noch im Schnitt 26 Jahre alt, heute sind es 30 Jahre.

Clementine Skorpil brachte nach einem langen Studium und einer steilen Karriere als Lektorin, Journalistin und Buchautorin mit 42 Jahren Zwillinge zur Welt. Für die Neulengbacherin war es genau der richtige Zeitpunkt. „Ich war heilfroh, als ich endlich schwanger war. Die ganze Zeit vorher bin ich von Menschen gefragt worden, ob wir keine Kinder wollen. Diese Frage hat mich ins Mark getroffen. Als es endlich soweit war, habe ich strahlend verkündet, dass ich schwanger bin.“

Zwei-Kind-Familie ist heute das Ideal

Ob 20 oder 40 Jahre - für Skorpil sind die Herausforderungen einer Schwangerschaft unabhängig vom Alter die gleichen. „Das ist eine finanzielle Einschränkung und natürlich in erster Linie eine Einschränkung, was die Autonomie betrifft. Aber damit kann man, wenn man älter ist, viel besser umgehen, weil man die Autonomie hatte und diese hoffentlich genossen hat.“

Der Wert von Familie in der Gesellschaft hat sich laut Familiensoziologin Ulrike Zartler verändert. Deshalb würden sich immer weniger Frauen für eine frühe Schwangerschaft entscheiden. „Es gibt heute andere Normen als früher. Damals wurden mehr Kinder als Ideal betrachtet, heute haben wir das Ideal der Zwei-Kind-Familie. Wenn man später damit beginnt, Kinder zu bekommen, gehen sich oft nicht mehr Kinder aus.“

Nachteil: „Überbehütete Kinder“

Fast jede siebente Frau, die ihr erstes Kind zur Welt bringt, ist heute älter als 35 Jahre, 1985 war nur jede 50. Frau bei ihrer ersten Schwangerschaft so alt. Das medizinische Risiko ist bei einer späten Schwangerschaft höher, das pädagogische Wissen allerdings auch, sagt Zartler. „Das Alter kann vorteilhaft sein, weil sich die Mütter intensiv mit der Schwangerschaft auseinandersetzen. Es kann aber auch Nachteile bringen, etwa wenn die Kinder überbehütet werden und sich die Mütter in übersteigertem Ausmaß um das Kind kümmern, wie das junge Mütter nicht tun würden.“

Jede Mutter - egal welchen Alters - hätte aber mit den gleichen Problemen zu kämpfen, sagt eine der „Spätberufenen“, Clementine Skorpil. „Die prinzipielle Fragestellung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in jedem Alter gegeben. Insofern kämpfen sowohl jüngere als auch ältere Mütter mit dieser Problematik, die nach wie vor nicht so gelöst ist, dass nun alles eitel Wonne ist.“

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