Lehmfarben an den Wänden

Wände nehmen einen Großteil der Oberfläche eines Zimmers ein, daher sollte man auch darauf achten, womit diese Wände bemalt sind. Experten empfehlen Lehmfarben.

„Uralte“ Farbakzente für die Wände

Die Wände nehmen einen Großteil der Oberfläche eines Zimmers ein - daher sollte man auch darauf achten, womit diese Wände bemalt sind. Ein Malermeister in Pottendorf hat sich auf die Verwendung von Lehmfarben spezialisiert. Niederösterreich-Heute-Experte Architekt Ernst Maurer hat ihm einen Besuch abgestattet.

Lehm ist der älteste Baustoff der Menschheit. Seit rund 9000 Jahren wird der Urbaustoff für die unterschiedlichsten Bereiche eingesetzt. Weite Teile der chinesischen Mauer waren beispielsweise aus Lehm, aber auch Kultstätten der Antike, wie die Speicherkatakomben des Ramses II, der vor mehr als 3200 Jahren gelebt hat. Traditionelle Behausungen wie die Lehmbauten der Pueblo-Indianer in den USA zeigen auch, wie dauerhaft dieses Material sein kann. Vor allem die klimatischen Verhältnisse dieser Häuser in der sengenden Sonne der Wüste sind bemerkenswert.

Lehm

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Lehm ist ein Verwitterungsprodukt der Natur und besteht aus Ton, Sand und Schluff, sehr feinen Teilchen.

Die Tonminerale sind für die Bindefähigkeit des Gemischs verantwortlich. Je nach Tonsorte und Abbauort weist der Lehm unterschiedliche Zusammensetzungen auf. Die Zugabe von Sanden (Strukturgeber), Pigmenten, Verarbeitungs-Hilfen (z.B. Pflanzenstärken) und Effektzuschlägen wie spezielle Körnungen oder Fasern machen dann die unterschiedlichen Strukturen und Putzsysteme aus. So ist es möglich, aus den verschiedenen Rohstoffen vom dünnschichtigen Streichputz bis hin zum Grundputz für Wandheizungen sehr vielfältige Putzsorten herzustellen.

Wirkung auf Raumklima

Malermeister Andreas Pulz aus Pottendorf ist sehr begeistert von den Lehm- Streich- und -Spachtelputzen und den Lahm-Wandfarben, er hat sich darauf spezialisiert. Und das nicht nur wegen der optischen Gestaltungsmöglichkeiten und der Vielzahl an Farben, die angeboten werden.

Die Feuchte regulierende Wirkung von Lehm im Bezug auf das Raumklima ist für ihn ebenfalls ausschlaggebend. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass lediglich die ersten 10 mm einer Schicht sehr großen Einfluss auf das Raumklima haben, wobei die ersten 2 – 3 mm schneller reagieren als die restlichen Schichtstärken. Demzufolge ist vor allem die Flächengröße der wesentliche Einflussfaktor, nicht etwa die Schichtdicke.

Von Putzen und Farben

Lehmgrundputze lassen sich maschinell oder von Hand ein- oder zweilagig auftragen. Dekorputze werden je nach gewünschtem Ergebnis ein- oder zweilagig und auch ein- oder mehrfarbig angewendet. Die individuelle Ausführung verleiht den Dekorputzen eine unverwechselbare Charakteristik. Besonders die Mehrfarbigkeit, die nur in einem einzigen Arbeitsgang erzielt wird, zaubert ein besonderes Flair in die eigenen vier Wände und wird gerne auch als „Toscana-Effekt“ bezeichnet. Dekorputze werden im Normalfall in einer Schichtstärke von 0,1 mm (z.B. Lehmstreichputz) bis zu 2 mm (z.B. Lehmspachtelputz) aufgetragen und stellen daher gewisse Anforderung an die Ebenheit des Untergrundes.

Sendungshinweis: „NÖ heute“, Sendung vom 20.2.2012

Je nach Putzsystem werden die Farbtöne mit der Lasurbürste oder der Traufel aufgebracht und im nassen Zustand an der Fläche „ineinander gearbeitet“. Bei so aufgebrachten Spachtelputzen lässt sich die Oberfläche verbürsten, mit dem Schwamm bearbeitet, glätten oder rustikal strukturieren. Abschließend kann zudem mit Naturwachs nicht nur ein natürlicher Schutz der Oberfläche erzeugt werden, sonders es besteht sogar die Möglichkeit, das Wachs selbst einzufärben und die Farbmöglichkeiten damit nochmals ins Unendliche wachsen zu lassen.

Lehm

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Der Begriff „Dispersionsfarbe“ umfasst die gängigste Art von Wandfarben und bedeutet letztlich nur, dass das Bindemittel (also Kunst- oder Naturharz) im Wasser gelöst ist. Weil (Kunst-) Harze aber normalerweise nicht wasserlöslich sind und um die Verarbeitungseigenschaften dieser Farben zu verbessern, müssen Lösemittel (Terpene, Ethanol…) beigemischt werden. Das ist für manche gesundheitlich bedenklich.

Die Lehmfarben brauchen keine Lösemittel, weil die Inhaltsstoffe sich in Wasser lösen lassen beziehungswiese als winzige Festkörper (z.B. Pigmente) in der angerührten Farbe schweben. Die Lehmfarben können auf allen tragfähigen und haltbaren Untergründen – also auch auf Dispersionsfarben angewendet werden.