Pöchlarn: Park ist „Platz der Katastrophe“

Vor einem Jahr ist über das Mittelalterfest in Pöchlarn (Bezirk Melk) ein Unwetter gezogen. Äste stürzten herab, zwei Menschen starben. „Der Park ist nicht mehr der Platz der Erholung, sondern der Katastrophe“, sagt Bürgermeister Alfred Bergner (ÖVP).

An der Stelle, wo vor einem Jahr noch ein mächtiger Kastanienbaum stand, ist heute ein leerer Platz. Auf dem Boden wächst nur spärlich Gras. Nichts erinnert mehr an das tragische Unglück, das sich am 28. Juli 2012 hier abgespielt hat. Äste des Kastanienbaumes stürzten bei einem Unwetter auf die Besucher. Zwei Menschen starben, zahlreiche andere wurden verletzt. noe.ORF.at war ein Jahr nach dem Unglück mit Bürgermeister Alfred Bergner im Schlosspark auf Lokalaugenschein.

Pöchlarn Park

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An dieser Stelle stürzten beim Mittelalterfest vor einem Jahr Äste eines Kastanienbaumes auf die Besucher. Der Baum wurde mittlerweile entfernt.

noe.ORF.at: Welche Gedanken kommen Ihnen, wenn Sie heute - ein Jahr nach dem Unglück - an diesem Park vorbeigehen?

Alfred Bergner: Dieser Park, dieses Kleinod der Stadt, hat für mich jetzt einen ganz anderen Inhalt bekommen. Für mich ist es nicht der Platz der Erholung, sondern der Platz der Katastrophe. Ich sehe diese Bäume sehr, sehr kritisch und als potenzielle Verursacher einer nächsten Katastrophe.

noe.ORF.at: Hätte man dieses Unglück im Vorjahr verhindern können?

Bergner: Ich glaube, dass dieses Ereignis eine Naturgewalt war. Wir erleben es immer wieder, dass die Natur in vielen Dingen stärker ist als jegliche Schutzmaßnahme. Wir sehen es etwa beim Hochwasser. Die Natur zeigt uns die Grenzen.

noe.ORF.at: Sie sind als Bürgermeister verantwortlich für den Schlosspark. Machen Sie sich Vorwürfe?

Bergner: Man macht sich Vorwürfe, speziell weil zwei Menschenleben zu beklagen waren. Man fragt sich: Was hätte man tun können, welche Maßnahmen hätte man setzen können? Aber ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass kaum etwas möglich gewesen wäre, um das Herabfallen des Astes zu verhindern.

Bürgermeister Bergner aus Pöchlarn

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Bürgermeister Alfred Bergner

noe.ORF.at: Welche Konsequenzen hat Pöchlarn aus dem Unglück gezogen? Was ist in diesem Jahr passiert?

Bergner: Es ist vieles passiert. Wir sind zum Schluss gekommmen, dass wir unsere gesamten Bäume von einer Firma nicht nur begutachten lassen, sondern auch die Pflegemaßnahmen von dieser Firma durchführen lassen. Das kostet die Gemeinde zwar Geld, aber was Sicherheit anlangt, spart Pöchlarn nicht.

noe.ORF.at: Bei dem Unglück wurde ein achtjähriger Bub zum Vollwaisen. Wie geht es ihm heute, wie konnte er den Verlust seines Vaters verkraften?

Bergner: Mit dem Buben selbst habe ich nicht Kontakt aufgenommen. Die Großmutter kenne ich aber gut. Sie hat mir erzählt, dass die Schwierigkeit des Umgewöhnens vorhanden ist. Der Bub musste in eine andere Schule, ist also von Pöchlarn weggezogen, scheint sich jetzt aber soweit gefunden zu haben. Die Großmutter und sein Vormund betreuen ihn sehr liebevoll.

noe.ORF.at: Ende August findet in Pöchlarn wieder ein Mittelalterfest statt. Bekommen Sie Bauchweh, wenn Sie an diese Veranstaltung denken?

Bergner: Nun, einer der Verunfallten war Obmann dieser Gemeinschaft. Die Nachfolgerin glaubt, im Sinne des Verunfallten handeln zu können und will wieder ein Mittelalterfest in Pöchlarn veranstalten. Ich habe aber abgelehnt, dass man es hier an dieser Stelle, an diesem Ort (im Schlosspark, Anm.) durchführt und wir werden einen anderen Platz wählen.

noe.ORF.at: War der 28. Juli 2012 der schwärzeste Tag in Ihrer Zeit als Bürgermeister?

Bergner: Ich bin jetzt neun Jahre lang Bürgermeister der Stadt Pöchlarn. Es war bislang so, dass keine Katastrophe in dieser Form passiert ist. Hochwässer sind in Pöchlarn aufgrund des Dammes passé. Zwei Tote bei einem Fest ist natürlich für den Bürgermeister - wo möglicherweise auch eine Mitschuld in irgendeiner Form zu konstruieren ist - eine Katastrophe.

Das Gespräch führte Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

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