Niederösterreich hält an Wahlarztsystem fest

Immer öfter gehen Patienten zum privaten Wahlarzt. Der Vorschlag, die Refundierung der Wahlarztkosten zu streichen, stößt bei der Ärztekammer und der Gebietskrankenkasse in Niederösterreich auf Ablehnung.

Nach einem Besuch beim Wahlarzt kann man sich bei den Krankenkassen einen kleinen Teil des Honorars zurückholen. Gesundheitssprecher und Nationalratsabgeordneter Erwin Spindelberger (SPÖ) hat mit einem Vorschlag aufhorchen lassen, wonach die Refundierung der Wahlarztkosten gestrichen werden soll. In Niederösterreich erteilt man diesem Vorschlag eine Absage.

Von der niederösterreichischen Gebietskrankenkasse werden 80 Prozent des Kassentarifes, der deutlich niedriger ist als die private Arztrechnung, ersetzt. Vom Vorschlag, diese Rückerstattung abzuschaffen, hält der Obmann der niederösterreichischen Gebietskrankenkasse, Gerhard Hutter, nichts, wie er sagt: „Der Wahlarzt ist ein wesentlicher Bestandteil der ärztlichen Versorgung in Österreich. Warum soll der Versicherte nicht einen gewissen Betrag zurückerstattet bekommen?“

Arzt

APA/Helmut Fohringer

Etwa 2.000 Wahlärzte praktizieren in Niederösterreich

17 Millionen Euro bezahlte die Gebietskrankenkasse im Vorjahr für Honorar-Rückerstattungen, eine Streichung würde keine Einsparung bringen. Gerhard Hutter betont: „Durch den Selbstbehalt der Versicherten beim Wahlarzt sind die Kosten in diesem Bereich für uns günstiger.“ Würden alle Personen, die zu einem Wahlarzt gehen, bei einem Vertragsarzt sein, würde das in Niederösterreich 4,3 Millionen Euro Mehrausgaben bedeuten, so Hutter weiter.

Duales System „positiv und unabdingbar“

Derzeit gibt es in Niederösterreich etwa 1.300 Kassenärzte und 2.000 Wahlärzte. Für den Präsidenten der Niederösterreichischen Ärztekammer, Christoph Reisner, ist dieses duale System für die Patienten positiv und für die Versorgung unabdingbar. „Zur Zeit ist es so, dass Wahlärzte in gewissen Regionen ganz maßgeblich an der Gesundheitsversorgung beteiligt sind, und dass ohne Wahlärzte das Gesundheitssystem in Niederösterreich nicht mehr funktionieren würde“.

Die Patienten müssen weiter die Wahlfreiheit haben, sich ihren Arzt des Vertrauens aussuchen zu können, betonen die Gebietskrankenkasse und die Ärztevertreter. Mittlerweile hat auch das Gesundheitsministerium die Abschaffung des Wahlarzt-Systems abgelehnt und den Vorstoß des SPÖ-Gesundheitssprechers als „Privatmeinung“ bezeichnet. Die ÖVP erteilt dem Vorschlag von SPÖ-Gesundheitssprecher Spindelberger nach Abschaffung des Wahlarzts-Systems ebenfalls eine Absage. „Ich halte wenig davon“, so Gesundheitssprecher und Nationalratsabgeordneter Erwin Rasinger (ÖVP).

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