Schon längst ist das Handy nicht mehr nur zum Telefonieren und SMS-Schreiben da. Vielmehr ist das Smartphone, wie der Name schon sagt, zu einem leistungsstarken Computer geworden, den wir jeden Tag mit uns herumtragen. „In unseren Handys erleben wir KI im Hintergrund“, erklärt Marlies Temper, Studiengangsleiterin für Data Science an der Fachhochschule (FH) St. Pölten. Als Beispiel nennt sie die Gesichtserkennung. „Wenn ich Zutritt zu meinem Handy haben möchte, dann wird mein Gesicht erkannt. Es wird abgeglichen, ob ich die berechtigte Benutzerin oder der berechtigte Benutzer bin.“
Dabei geht es in erster Linie um Mustererkennung. Wenn wir unser Smartphone einrichten, speichert die KI nämlich ein Muster ab, wie sie unser Gesicht erkennen kann. Jedes Mal, wenn wir das Handy entsperren, gleicht die KI unser Gesicht mit jenen Mustern ab, die bei der Einrichtung der Gesichtserkennung hinterlegt wurden.
„Auch Sprache ist letztlich Muster“
Selbiges gilt für Spracherkennungssysteme. Siri, Alexa und Co greifen bei der Sprachanalyse auf Muster und Daten zurück. In diesem Fall handelt es sich um Daten, wie unsere Sprache aufgebaut ist. „Bei der Spracherkennung ist es so, dass nach bestimmten Schlüsselbegriffen gesucht wird. Passend zu diesen Schlüsselbegriffen werden dann die Antworten gegeben“, erklärt Temper. Die KI greift dabei auf Daten zurück, wie wir Sätze aufbauen und Texte generieren. Wörter wie beispielsweise das Wort „und“ werden von der KI als irrelevant eingestuft.
„Auch Sprache ist letztlich Muster“, erklärt Stefan Oppl, Professor für technologiegestütztes Lernen an der Universität für Weiterbildung in Krems. „Schallwellen, die sich unterschiedlich darstellen und diese zu interpretieren, sind ein Anwendungsfall, den man perfekt mit KI adressieren kann.“ Will man hingegen, dass eine KI auch Flüstern erkennen kann, muss das vom Programmierer bzw. von der Programmiererin im Hintergrund angelernt werden. „Das heißt, die Spracherkennungssysteme werden dann mit Daten von flüsternden Personen trainiert und dadurch kann die KI erlernen, wie Flüstern aussieht“, ergänzt Temper.
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„Plus-Minus“-Schwerpunkt zum Thema Künstliche Intelligenz. Zu sehen in „NÖ heute“, vom 23.3. bis 27.3.2024
Doch es gibt noch ganz viele andere Anwendungen, in denen KI schon jetzt für eine einfachere Handhabung sorgt. „Ganz simpel ist die Foto-App“, so die Studiengangsleiterin für Data Science an der FH St. Pölten. Dort kann man nämlich nicht nur manuell durch die Bilder scrollen, man kann im Suchfeld auch einen Begriff eingeben, um die Fotos am Handy zu filtern. „Suche ich zum Beispiel nach Bildern mit Wasser, dann werden mir die Bilder mit Wasser angezeigt.“ Die KI versucht dabei zu erkennen, auf welchen Fotos Wasser zu sehen ist. Beim Praxistest von noe.ORF.at zeigt sich jedoch: Hier besteht noch Verbesserungsbedarf. Unter anderem wird ein blauer Himmel auch oftmals als Wasser interpretiert.
Christoph Lampert, Professor für maschinelles Lernen am ISTA Klosterneuburg (Bezirk Tulln), nennt weitere Beispiele. „Jede E-Mail wird gefiltert, ob sie eine Spam-E-Mail oder eine ernsthafte E-Mail ist. Jede Banktransaktion wird geprüft, ob sie vielleicht ein Betrugsversuch ist. Das macht natürlich kein Mensch. Das macht eine KI, die im Hintergrund operiert.“
KI steuert Empfehlungssysteme und Routenplanungen
Empfehlungssysteme basieren auch ganz klassisch auf KI-Anwendungen. „Das, was wir als nächstes kaufen oder uns als nächstes ansehen könnten, basiert darauf, was sich andere Leute angesehen haben, nachdem sie beispielsweise einen bestimmten Film geschaut haben“, erklärt Oppl. Dabei werden Interessen verglichen. Ebenso sorgt KI dafür, dass wir so schnell wie möglich von A nach B kommen. „Auch hier geht es um Muster, wo die Bewegungsdaten von Mobiltelefonen anonymisiert ausgewertet werden. Dort, wo sich die Telefone nicht so schnell bewegen wie üblich, muss folglich ein Stau sein. Die KI berechnet das dann in die Routenplan ein“, so der Professor für technologiegestütztes Lernen an der Universität für Weiterbildung in Krems.
Im Umgang mit KI gilt es aber dennoch immer kritisch zu bleiben. Einerseits sollte man laut den Expertinnen und Experten einer KI niemals blind vertrauen, da sie immer nur so gut ist, wie die Daten, mit denen sie trainiert wurde. Zum anderen kann KI auch missbräuchlich verwendet werden, etwa indem man täuschend echt aussehende Bilder generieren lässt. Für noe.ORF.at haben wir von einer KI Bilder erstellen lassen, auf der eine Katze zu sehen ist, die mit einem Kaffee gemütlich am Strand sitzt. Diese Fotos sind natürlich Fake – weder wir waren am Strand, noch die jeweilige Katze.