Auf dem Anhänger eines Louis-Vuitton-Koffers steht „Name: Maria Hölzel, Destination: Dom. Republik“. Eine Anleitung für einen Videokassettenrekorder liegt auf einem Tisch im Musikstudio. In einem Kleiderschrank lehnen hinter Bühnenoutfits in Putzerei-Plastiksäcken vier Bilder des Aktionskünstlers Hermann Nitsch an der Rückwand. Dieses Haus hält viele Überraschungen bereit.
Nur Falcos Mutter, Maria Hölzel, sei bis zu ihrem Tod 2014 regelmäßig hier gewesen und habe das Haus genutzt, erzählt Georg Riedl, einer der drei Vorstände in der Falco Privatstiftung. Das meiste habe nach Falcos Tod im Februar 1998 in der Dominikanischen Republik nie jemand angerührt. „Es ist, als wäre er gestern hinausgegangen. Wir werden das so gestalten, dass es für Besucher begehbar wird. Sie können die Räume betreten, man kann sehen, wie er gelebt hat. Es wird eine Art Museumsbetrieb an einzelnen Tagen werden“, erklärt Riedl gegenüber noe.ORF.at.
Öffnung auch Anlass für Sanierung
Die Eröffnung ist derzeit für Ende Mai oder Anfang Juni geplant. Bis dahin sollen etwa die Goldenen Schallplatten und Preise mit Glaswänden und Alarmsystemen gesichert werden. Eine Besichtigung alleine werde nicht möglich sein, sondern nur im Rahmen einer Führung. Die Höhe des Eintrittspreises stehe noch nicht fest: „Die Erlöse gehen in die Falco Privatstiftung und werden für die Förderung jünger Künstler verwendet. Jeder, der hierherkommt und einen Eintritt bezahlt, fördert damit junge österreichische Künstler im Sinne Hans Hölzels“, so Riedl.
Aktuell wird in und an der Villa noch gebaut: Es gibt Feuchtigkeitsschäden im Musikstudio, einem Zubau an der hinteren Seite des Hauses. Die Terrasse musste saniert werden. „Grundsätzlich müssen wir alles dicht bekommen. Die Balkone waren morsch, da wollen die Leute ja auch hinaus. Wir haben versucht, die Substanz, so wie sie ist, mit dem Flair, den Falco hier hinterlassen hat, zu erhalten“, sagt Ronnie Seunig. Der Gründer des Einkaufszentrums Excalibur City ist ein früherer Freund Falcos und der Vorstandsvorsitzende der Privatstiftung.
Stiftung gibt den Ton an
Die Stiftung verwaltet Falcos Nachlass und die Tantiemen. Sie besteht aus Falcos früherem Rechtsanwalt Riedl, seinem Steuerberater und seinem ehemaligen Freund Seunig. Nach eigenen Angaben führen die Stiftungsvorstände ihre Funktionen ehrenamtlich aus: „Mama Hölzel hat gesagt: ‚Wenn ihr das macht, dann gibt’s kein Geld‘,“ erzählt Anwalt Riedl.
Sie kümmern sich um das Projekt, Expertinnen und Experten aus dem Museumsbereich sind bislang nicht involviert. Ebenso gebe es keine öffentlichen Förderungen. Gezeigt werden soll alles: der Künstler Falco und die Privatperson Hans Hölzel (1957-1998). Sein Bade- und Schlafzimmer sowie das Zimmer seiner Mutter können besichtigt werden.
Intime Einblicke
„Er selbst würde das mehr als gutheißen“, meint Ronnie Seunig, „es ist so, dass die Fangemeinde nach so vielen Jahren nicht geschrumpft ist, sondern ständig wächst – jetzt auch durch das Musical in Wien. Ich glaube, dass ihm das irrsinnig gefallen würde, dass sein Vermächtnis, wie er hier gelebt hat in Gars, auch den Fans zugänglich gemacht wird.“
2007 gab es die ersten Überlegungen zum Öffnen der Villa. Jahrelang – auch noch im Vorjahr – scheiterte es an der Finanzierung. Was hat sich nun geändert? „Da ging es um ein völlig anderes Projekt. Da sollte am Nachbargrundstück ein riesen Komplex entstehen mit Multimediazentrum und so weiter. Das war aus meiner Sicht nicht finanzierbar und mit den operativen Kosten nicht tragbar“, meint Seunig. Auch Riedl sagt, dass die Sanierung nur beim verkleinerten Vorhaben für die Stiftung ohne Verschuldung möglich war.
Das „Durchgehen“ durch die Villa und damit durch Falcos Privatleben sei „jetzt die Essenz und das, was die Fans am meisten zu schätzen wissen“, so Seunig. Umso mehr freue er sich auf die Eröffnung, um „auf Menschen, die Falco als Musiker und Mensch geliebt haben, zu treffen.“
„Ein ganz normaler Typ“
Wer war der Mensch Hans Hölzel? Anwalt Georg Riedl schildert auf diese Frage einen Besuch mit seinem damals eineinhalb Jahre alten Sohn: „Es war ein heißer Tag, Hans hatte nur eine Turnhose an, mein Sohn eine Windelhose. Wir waren im Studio unten und Hansi hat den Egoisten gerappt und mein Sohn hat in der Windelhose mitgetanzt.“
Im einzigen Interview, das Falco im Garten seiner Villa 1996 gegeben hat, spricht er davon, zwar ein bunter Hund, aber auch ein „ganz normaler Typ“ zu sein. Was fast wie ein Widerspruch wirkt, kann man bei einem Rundgang durch sein Haus durchaus nachempfinden: In Krimskrams-Schubladen liegen Disketten, alle möglichen Kabel und Feuerzeuge verstreut, in der Küche stehen noch zwei Kaffeehäferl – eines mit „Hansi“, eines mit „Maria“ drauf.