Borkenkäfer ist in einem Gang zu sehen, den das Insekt in den Stamm einer Fichte gefressen hat
APA/ZB/Klaus-Dietmar Gabbert
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Borkenkäfer frisst sich bis in den Süden satt

Der Borkenkäfer ist aus der Winterpause zurück und bereitet der Forstwirtschaft in Niederösterreich Kopfzerbrechen. Schuld am frühen Erscheinen ist der warme Winter und die Dürre. Der Schädling wütet nun laut Waldverband auch verstärkt in südlichen Regionen.

In den letzten Jahren hat das große Krabbeln des Borkenkäfers in den Waldviertler Wäldern sichtbare Spuren hinterlassen. Ein angefressener Nadelbaum nach dem anderen musste notgeschlägert werden, doch die Ausbreitung des Borkenkäfers konnte nicht aufgehalten werden, erzählt Forstwirt Herbert Wagnsonner aus Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya) gegenüber noe.ORF.at. Acht von zehn Hektar Wald hat Wagnsonner an den Schädling verloren, besonders betroffen ist der Südhang seines Waldes. An die genaue Schadenssumme will Wagnsonner gar nicht denken.

„Wir haben alle betroffenen Bäume geschlägert, auch manche grünen Bäume rundherum auf Verdacht, damit wir den Käfer wirklich loswerden, aber das war einfach unmöglich, nicht zu schaffen“, erzählt Wagnsonner. Der Forstwirt will sich aber nicht geschlagen geben, sondern den Wald wieder in die Höhe bringen. Dabei setzt er auf Bäume, die robuster sind und tief wurzeln. Die Fichte ist für ihn quasi abgeschrieben.

Waidhofen an der Thaya
ORF
Forstwirt Herbert Wagnsonner setzt mittlerweile auf Tannen, Lärchen, Eichen, Birken und Kirschbäume

„Lärchen, Tannen, Eichen, Kiefern, Kirschbäume und Birken setzen wir an. Aber wir haben auch andere Probleme. Wir haben eben den massiven Wassermangel, und im Winter natürlich auch einen extremen Schneemangel. Wir haben Ausfälle teilweise von 90 bis 95 Prozent. Das macht einfach keinen Spaß mehr“, so Wagnsonner. Das einzig „positive“ sei, dass der Borkenkäfer sich in den letzten Jahren wohl zumindest im Waldviertel schon sattgefressen habe.

Den eigenen Wald im Auge behalten

Das größte Fressen des Borkenkäfers gab es im heißen Jahr 2019, als fast drei Millionen Festmeter Nadelholz in Niederösterreich dem Schädling zum Opfer fielen. In den darauffolgenden Jahren konnte der Regen im Frühjahr den Käfer etwas bremsen, doch pro Jahr gibt es weiterhin fast eine Million Festmeter Schadholz, wie Zahlen des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft zeigen. Die Anzahl an Schadholz für das Jahr 2023 soll in Kürze bekanntgegeben werden, heißt es von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Grafik Borkenkäfer Schadholz
BM Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Im Jahr 2019 hat der Borkenkäfer für rund drei Millionen Festmeter an Nadel-Schadholz in Niederösterreich gesorgt

In diesem Jahr sei der Borkenkäfer aus der Winterpause drei Wochen früher zurückgekehrt. Laut Aufzeichnungen habe man den Käfer bereits in der ersten Aprilwoche wahrgenommen. Derzeit suche der Käfer wegen des kühleren Wetters im Boden Schutz, erklärt Franz Fischer, Obmann des Waldverbandes Niederösterreich.

„Die Larven sind jedoch bereits in den Baumrinden abgelegt, weshalb Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer jetzt immer aktiv und aufmerksam sein müssen. Am besten, man beseitigt die befallenen Bäume sofort. Das ist der beste Schutz“, so Fischer.

Im Waldviertel hat der Borkenkäfer kaum noch Futter, weshalb er in den kommenden Monaten in anderen Regionen in Niederösterreich neue Beute suchen wird. „Es ist nicht mehr nur für die Forstwirtinnen und Forstwirte im Waldviertel extrem herausfordernd, sondern auch in den südlicheren Bezirken wird er verstärkt unterwegs sein“, erklärt Fischer.