Johannes Krisch als Raimund
APA/RAIMUNDSPIELE/JOACHIM KERN
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Kultur

Umjubelte Uraufführung von „Brüderlein fein“

Bei den Raimundspielen Gutenstein hat es am Donnerstag eine Uraufführung gegeben: „Brüderlein fein“, verfasst von Felix Mitterer. Es handelt vom tragischen Leben Ferdinand Raimunds, in der Hauptrolle Johannes Krisch. Es war eine umjubelte Premiere.

Ferdinand Raimund (1790-1836) wurde als Schauspieler vom Publikum bejubelt und als Bühnenautor gefeiert. Doch er war ein Getriebener, von seinen Ängsten und seinen Zweifeln. Im Alter von 46 Jahren beging er in Pottenstein (Bezirk Baden) Suizid und liegt in Gutenstein (Bezirk Wr. Neustadt) begraben. Johannes Krisch, bekannter Burgtheater- und Filmschauspieler, der in Gutenstein auf der Bühne Raimund darstellt: „So kannte ich Raimund nicht, auch seine Abgründe und seine großen Probleme nicht, die er in seinem Privatleben hatte. Es ist schon erstaunlich, was der Mann in seinem Leben durchgemacht hat.“

„Ein Theaterstück über einen legendären Theaterdichter und Schauspieler, der als Genius loci über Gutenstein schwebt: Das hätte eine betuliche, sentimentale, pathetische Angelegenheit werden können. Doch nichts von alledem. Mitterer hat die Lebensgeschichte Raimunds zu einer kitsch- und klischeefreien, zügigen, stringenten Bühnenhandlung gestaltet, mit lebensvollen Charakteren, plastischen Szenen, flotten Dialogen, poetischen Passagen und kleinen ‚Verdichtungen‘“, schrieb Ewald Baringer von der Austria Presse Agentur über die Uraufführung.

Mitterer: „Raimund war ein unglücklicher Mensch“

„Er war ein unglücklicher Mensch, und zwar so unglücklich, dass ich gewusst habe, das kann man nur in eine Komödie verpacken, das geht nicht anders. Zwar in eine Tragikomödie, aber wenn man das tragisch nimmt, so wie es ist, dann wird’s größer als die größte Tragödie, die sich Ferdinand Raimund von sich selber erhofft hat“, so „Brüderlein fein“-Autor Felix Mitterer, der das Stück als Auftragswerk für die Raimundspiele Gutenstein schrieb.

Premiere „Brüderlein fein“
Joachim Kern
„Brüderlein fein“ mit Tommy Hojsa, Eduard Wilder, Reinhold G. Moritz, Johannes Krisch, Larissa Fuchs (v.l.)

„Das Leben eines genialen Schwierigen, Besessenen, zuletzt Wahnsinnigen wird unmittelbar nachvollziehbar, was nicht zuletzt der Verdienst von Johannes Krisch in der Titelrolle ist, der diese Besessenheit intensiv spürbar werden lässt, mit allen cholerischen Kapriolen, Extravaganzen, Aggressionen, die bis zur Gewalttätigkeit reichen. Ein fiebriger, zerrissener, rasch aufbrausender Mensch geistert durch ein ruheloses Leben, ein emotionaler Berserker, den die Tollwutphobie in den Suizid treibt, ein toller Wutbürger des Biedermeier“, so Theaterkritiker Ewald Baringer.

ORF Niederösterreich zeichnet „Brüderlein fein“ auf

„Brüderlein fein“ wird vom ORF Niederösterreich für das Fernsehen aufgezeichnet. „Er hatte ein unheimlich aufregendes Leben, und wenn man das hier sieht, dann versteht man auch, warum er diese Zaubermärchen schreiben konnte. Es war ein Leben, das geprägt war von Liebesbeziehungen, Enttäuschungen und Angst. Es war ein Leben, das letztlich in der Tragödie endete. Aber ein Kunstwerk, das zeigt diese Uraufführung in großartiger Weise“, so Norbert Gollinger, Landesdirektor des ORF Niederösterreich.

Andrea Eckert, Prinzipalin der Raimundspiele Gutenstein: „Für uns, also für mich und die ganze Gemeinde, ist das großartig, dass diese Stück vom ORF aufgezeichnet und ausgestrahlt wird.“ Gutensteins Bürgermeister Michael Kreuzer (Bürgerforum „Gut für Gutenstein"): Das ist, wie wenn man im Fußball in der Champions League spielt. Das ist etwas Wunderschönes, das unserem Tourismus sehr weiterhilft.“

Brüderlein fein
Joachim Kern
Felix Mitterer über Raimund: „Du wurdest mir ein Bruder“; Larissa Fuchs und Johannes Krisch (v.l.)

Vier Sponsoren unterstützen diese Aufzeichnung, das Land Niederösterreich sowie drei Unternehmen. „Eine Uraufführung von Felix Mitterer – das ist etwas ganz Besonderes. Da ist es selbstverständlich, dass das Land Niederösterreich, das ein ausgewiesenes Kulturland ist, hier finanziell unterstützt“, sagt Tourismuslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP).

„So wie wir als EVN in Niederösterreich integrativer Bestandteil sind, sind es mittlerweile die Raimundspiele Gutenstein und daher unterstützen wir das gerne“, so EVN-Vorstand Franz Mittermayer. „Als österreichischer Leitbetrieb ist es uns ein großes Anliegen, regionale Kulturinitiativen zu unterstützen. Deshalb freut es uns, als langjähriger Partner auch heuer wieder bei der Produktion dabei sein zu dürfen“, meint Alexandra Lindlbauer, Group Communications Managerin bei Novomatic.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 12.7.2019

Martin Hauer, Vorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien: „Wir unterstützen diese Produktion seit vielen Jahren. Es ist uns ein großes Anliegen, hier auch präsent zu sein. Raiffeisen steht für Regionalität und auch für Förderung der Region vor Ort – Veranstaltungen wie diese sind für uns eine gute Gelegenheit, dieses Prinzip umzusetzen.“

Großer Jubel und Standing Ovations gab es am Donnerstagabend nach der Uraufführung für das Ensemble – allen voran für Johannes Krisch – und für den Autor Felix Mitterer. Die Aufzeichnung von „Brüderlein fein“ zeigt der ORF im Herbst.