Konikpferde in den March-Thaya-Auen bei Marchegg
APA/WWF/MANUELA ABLASSER
APA/WWF/MANUELA ABLASSER
„Aufgespürt“

Pferde als Landschaftspfleger

In den March-Thaya-Auen um das Schloss Marchegg (Bezirk Gänserndorf) hat der WWF vor einigen Jahren Konikpferde angesiedelt. Wanderer brauchen allerdings etwas Glück, um die Wildpferde auf dem 70 Hektar großen Areal zu Gesicht zu bekommen.

Mit sechs Stuten hatte im Frühjahr 2015 der Aufbau der Marchegger Herde begonnen. Mittlerweile leben 20 Konikpferde im WWF-Naturreservat und sind in zwei getrennten Herden unterwegs. Die Bezeichnung „Konik“ stammt aus dem Polnischen und bedeutet „kleines Pferdchen“, was insofern passt, als die Tiere nur eine Schulterhöhe von 130 bis 145 Zentimetern erreichen. Für die „NÖ heute“-Rubrik „Aufgespürt“ machte sich Kristina Sprenger gemeinsam mit Barbara Lawugger, Umweltvermittlerin im WWF-Naturreservat Marchegg, auf die Suche nach den Tieren.

Kristina Sprenger: Warum sind Konikpferde die perfekten Landschaftspfleger in den March-Thaya-Auen?

Barbara Lawugger: Das liegt daran, dass wir hier Überschwemmungswiesen haben. Bei Hochwässern werden die Wiesen mit Feinsedimenten überschwemmt und sind dann für die Heugewinnung nicht mehr zu gebrauchen. Die Pferde können die Wiese aber sehr wohl nutzen, denn sie treten mit ihren Hufen das Sediment von den Gräsern und können diese dann essen. Daher sind die Konikpferde für uns so ideale Landschaftspfleger. Außerdem essen sie nicht alles gleich ab, sondern zuerst einen Bereich, dann einen anderen. Dadurch entsteht ein Feinmosaik an Landschaften, wo auch andere Insekten und Tiere wie unser Weißstorch perfekt Futter finden können.

Konikpferde bei Marchegg
ORF
Konikpferde in den March-Thaya-Auen um das Schloss Marchegg

Sprenger: Woher kommen die Konikpferde ursprünglich?

Lawugger: Das Konikpferd ist eine polnische Rasse, die mit dem europäischen Wildpferd, dem Tarpan, sehr eng verwandt ist. Sie ist eine sehr ursprüngliche Rasse und kommt mit Hochwasser sehr gut zurecht. Wenn bei uns Hochwasser droht, wissen die Tiere das und gehen in höhergelegene Teile im Naturreservat, damit sie dem Hochwasser entgehen.

Sprenger: Was unterscheidet Konikpferde von herkömmlichen Pferden?

Lawugger: Man sieht an ihrer Färbung, dass sie sehr urtümlich sind. Sie sind mausgrau im Sommer, hellbraun im Winter und haben als typisches Merkmal für eine Urrasse einen schwarzen Aalstrich, der von der Mähne bis zum Schwanz reicht. Sie haben eine sehr kräftige Mähne und einen sehr buschigen Schwanz. Mitunter kann man auf den Hinterläufen eine sogenannte Zebrastreifung sehen, die vom ursprünglichen Tarpan übertragen wurde.

Sprenger: Nachdem es Wildtiere sind, braucht man wahrscheinlich ein bisschen Geduld, damit man sie überhaupt sieht?

Lawugger: Richtig. Sie können sich hier auf 70 Hektar zurückziehen. Wir haben nicht nur Wiesen-, sondern auch Waldflächen. Vor allem wenn es etwas wärmer ist, sind sie gerne im schattigen Bereich oder ziehen sich zurück in etwas höhergelegene Gebiete, wo der Wind geht.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 3.10.2019

Sprenger: In den March-Thaya-Auen gibt es aber nicht nur die Konikpferde, sondern auch viele andere Tiere, die man entdecken kann. Welche sind denn das?

Lawugger: Wenn man Glück hat, kann man sogar den Seeadler oder Kaiseradler sehen, beide haben in dem Gebiet ihre Brutgebiete und lassen sich vor allem bei schönem Wetter anschauen.

Sprenger: Bekannt ist Marchegg natürlich auch für die Störche. Wie viele waren dieses Jahr hier?

Lawugger: Wir hatten 37 Horste besetzt, leider haben nicht alle erfolgreich gebrütet. Es waren 32 Brutpaare, die erfolgreich ihre Jungen großgezogen haben. Wir hatten bis zu 78 Jungtiere in Marchegg, die mittlerweile aber den Flug in den Süden angetreten haben.

Das Gespräch mit Barbara Lawugger führte Kristina Sprenger.