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Kultur

Regionale Traditionen als UNESCO-Kulturerbe

Sieben österreichische Traditionen sind jetzt ins Nationale UNESCO Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen worden. Zwei davon kommen aus dem Weinviertel.

Unter dem Begriff „immaterielles Kulturerbe“ werden weltweit seit 2003 vielfältige gelebte Traditionen von der UNESCO dokumentiert und geschützt. Österreich trat der Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes 2009 bei. Seither ist die Österreichische UNESCO-Kommission mit der Erstellung des Österreichischen Verzeichnisses des immateriellen Kulturerbes betraut.

Sendungshinweis

„Guten Morgen Radio NÖ“, 10.10.2019

Mit den Neuzugängen sind nun insgesamt 124 österreichische Traditionen gelistet. Neu sind das „Festschützenwesen“ in Oberösterreich, das „Jauken“ (Traditioneller Hochflugtaubensport mit Wiener Hochflugtauben), die „Wiener Heurigenkultur“ und aus dem Bereich Handwerk das „Kehren, Beschliefen, Patschokieren und kontrollierte Ausbrennen von Rauchfängen“ und die Federkielstickerei.

Aus Niederösterreich haben es zwei Traditionen aus dem Bereich „Gesellschaftliche Praktikanten, Rituale und Feste“ auf die Liste geschafft:

„In d’Grean gehn“: Start in eine neue Weinsaison

Am Ostermontag laden die Weinhauerinnen und Weinhauer im nördlichen Weinviertel in die Kellergassen zu Speis und Trank, zum „Grean geh“. Der Brauch findet sich gleich in mehreren Gemeinden der Region, gefeiert wird das Ende der Fastenzeit und der Beginn einer neuen Saison.

Menschen stehen um Heurigentisch mit Wein und Essen, Tradition „In die Grean gehen“
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Durchkosten beim „In d’Grean gehn“

Ursprünglich war das „In d’Grean gehn“ aber kein religiöser Brauch. Er stammt aus vorindustrieller Zeit. „Früher ist die Weinbauwirtschaft äußerst arbeitsintensiv gewesen", erklärt die Volkskunde-Expertin Helga-Maria Wolf gegenüber noe.ORF.at, "in der Fastenzeit gab es das sogenannte Fastenhauen. Dabei hat es sich um das Bearbeiten des Weingartens gehandelt. Eine schwere körperliche Arbeit. Als Dank haben dann die Weingartenbesitzer die Arbeiter, die beim Fastenhauen mitgeholfen haben, in die Kellergasse eingeladen zu weißem Brot, roten Wein und schwarzem Fleisch, also Geselchtem.“

Mittlerweile wird das „in d´Grean gehn" von der lokalen Bevölkerung als regionales Fest praktiziert. Lokale Winzer stellen ihre „heurigen“ Weine vor und bieten so zufällig vorbeikommenden Spaziergängerinnen und Spaziergängern die Möglichkeit, Wein und Winzer kennenzulernen. Vor den Presshäusern werden Spiele wie „Eierpecken“ oder „Au(n)meia(r)ln“ gespielt.

„Ladumtragen der Mistelbacher Hauerzunft“

Die Mistelbacher Hauerzunft wurde 1698 als Interessensgemeinschaft freier Weinbauern gegründet. Die Gründungsdokumente, Stiftungsbrief, Siegel, Urkunden, Protokolle, Mitgliedsbücher werden im Original in der Hauerlade verwahrt. Seit Gründung der Hauerzunft wird diese alle zwei Jahre im Rahmen eines feierlichen Umzugs, dem „Ladumtragen“, vom Altzechmeister zum neu gewählten Oberzechmeister getragen, wird auf der Homepage der UNESCO über den regionalen Brauch informiert. Beim Umzug wird großen Wert auf die Beteiligung von Jugendlichen gelegt, die so in die Tradition hineinwachsen und aktiv am „Ladumtragen“ beteiligt sind. Danach wird ein großes Fest gefeiert.

Ladumtragen in Mistelbach
Stadtgemeinde Mistelbach
Alle zwei Jahre gibt es in Mistelbach einen feierlichen Umzug

In Mistelbach ist man über diese Würdigung höchst erfreut, sagt Herbert Christen, einer der beiden Zechschreiber der Zunft: „Wir freuen uns natürlich riesig. Das ist für uns eine sehr große Ehe und wir sind auch bemüht, diesen Hauerumzug, sprich: das Mistelbacher Ladumtragen, weiter fortzuführen und vor allem auch an Junge weiter zu geben.“