Nüsse enthalten Selen.
pixabay/luboshouska
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Gesundheit

Viele Beschwerden bei Selenmangel

Es gibt eine ganze Reihe von Spurenelementen, die für unseren Körper wichtig sind: Chrom, Zink oder auch Selen, das für uns lebenswichtig ist. Selenmangel kann Ursache für viele Beschwerden sein. Apotheker Gilbert Zinsler über die häufigsten Fragen dazu.

Wo kommt Selen in natürlicher Form vor?

„Selenreiche Lebensmittel sind Fleisch, besonders Innereien (Niere, Leber 800), Fisch, Meeresfrüchte, Milch, Käse, Eier, und Hülsenfrüchte. Einen besonders hohen Selengehalt haben angeblich Paranüsse.“

Wer leidet häufig unter einem Mangel an Selen?

„Wir ernähren uns oft extrem einseitige und unsere Ernährung ist meistens selenarm. Gefährdet sind daher nicht nur Personen, die in selenarmen Gegenden leben, sondern auch Veganer und Patienten, die einer künstlichen Ernährung bedürfen. Dialyse, lange Fastenkuren Durchfall, bestimmten Verdauungsstörungen, der Missbrauch von Abführmitteln), bestimmten Nierenerkrankungen, Behandlung mit harntreibenden Arzneimitteln, starke Blutungen bei Hämorrhoiden oder starken Monatsblutungen, schwere Verbrennungen oder andere Verletzungen können einen Selenmangel auslösen.“

Welche Probleme oder Krankheiten können entstehen, wenn der Körper zu wenig Selen zur Verfügung hat?

"Da Selen an der Bildung und Funktion von wichtigen Enzymen beteiligt ist, kommt es zu verschiedenen Krankheiten, wie:

  • Blutarmut
  • Hautausschläge und brüchige Nägel
  • Störungen der Knochenbildung und Wachstumsstörungen
  • Erkrankungen der Leber und der Schilddrüse

Neuere Untersuchungen lassen außerdem einen Zusammenhang zwischen niedrigen Selenwerten und Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen sowie der Entstehung einer Arteriosklerose vermuten. Auch gibt es Hinweise darauf, dass ein Selenmangel die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann: Frauen, die Fehlgeburten erlitten, wiesen extrem niedrige Blutspiegel des Spurenelements auf.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 23.10.2019

Bei Männern mit einem Selenmangel kann die Reifung und Beweglichkeit der Spermien gestört sein, ebenso ist die Anzahl der Spermien vermindert. Jedenfalls ist Selen ein wichtiges „Antioxidans", das freie Radikale abwehrt, die täglich unter Einwirkung von Umweltgiften, Zigaretten und Stress entstehen. Selen stärkt das Immunsystem aber nicht nur über seine antioxidative Wirkung, sondern auch über seine Schwermetall-bindende Eigenschaft. Darüber hinaus stimuliert Selen die Produktion von Antikörpern. Jedenfalls kann Selenmangel auch die Ursache von ständiger Müdigkeit und Erschöpfung sein.“

Wieviel Selen sollte man zu sich nehmen und in welcher Form bekommt man Selen in der Apotheke?

„Die üblichen Werte für die tägliche Zufuhr liegen bei 0,8-1 μg Selen pro Kilogramm Körpergewicht – das entspricht bei Erwachsenen 30-70 µg. Diese Tagesdosis ist z. B. enthalten in • 10 g Forelle • 45 g Thunfisch • 90 g Schweine- oder Hühnerleber • 100 g Hülsenfrüchten • 120 g Nüssen • 350 g Fleisch Dies sind reichlich hohe Mengen der einzelnen Lebensmittel und dies werden nur wenige Menschen in Österreich täglich zu sich nehmen. Deswegen gibt es in der Apotheke Selen in Form von Kapseln, Trinkampullen, oder Granulaten zum Auflösen und Trinken. Ein wichtiger Punkt: Nicht jede Art von Selen wird gleich gut aufgenommen. Organische Selenverbindungen und Natrium-Selenit kann der Körper am besten aufnehmen. In unserem Körper wird Selen als Selenmethionin gespeichert und daraus bei Bedarf wieder zur Verfügung gestellt. Ihre Apothekerin, Ihr Apotheker berät Sie da gerne.“

Kann man auch zu viel Selen zu sich nehmen?

„Im Normalfall scheidet der Körper überflüssiges Selen mit dem Stuhl, oder Urin aus. Werden allerdings über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu hohe Mengen Selen z.B. über Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, kann dies schädlich sein und zu Beschwerden, wie Haarausfall, Leberschädigungen, Nervenstörungen kommen. Daher sollten Sie es mit der Selen-Einnahme keinesfalls übertreiben. Um hier sicher zu gehen, sollte jedenfalls ein Selen-Blutspiegel im Rahmen einer Labor-Blutuntersuchung vorgenommen werden. Dies würde ich ganz besonders Krebspatienten empfehlen!“

Patientin während einer Blutabnahme
APA/HELMUT FOHRINGER
Über das Blut kann der Selen-Blutspiegel festgestellt werden

Hilft Selen bei Krebserkrankungen?

„Ein besonders Enzym (Glutathionperoxidase) ist von der ausreichenden Versorgung des Körpers mit Selen abhängig. Ist zu wenig Selen vorhanden, kann dieses nicht mehr effektiv arbeiten, was u. a. zu einer erhöhten Gefahr einer Tumorbildung führen könnte. Auch wurde beobachtet, dass in Gebieten wo eine selenreiche Ernährung vorherrscht, Krebserkrankungen seltener sind. Deshalb wird auch immer wieder eine gewisse Schutzwirkung vor Krebs und diskutiert. Bei Krebspatienten wurde festgestellt, dass eine ausreichende Versorgung mit Selen die Verträglichkeit von Krebsmedikamenten und die Nebenwirkungen der Strahlentherapie verbessert, ohne deren Wirksamkeit zu beeinträchtigen. Diese Selengaben sind aber nicht unumstritten. In den letzten Jahren sind hat eine wissenschaftliche Studie auch einen negativen Effekt von hohen Selengaben besonders bei Prostatakrebs gezeigt.“