Stadtamt Mödling
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Politik

Mödling: Wiener Umland als Fluch und Segen

Mödling zählt zu den begehrtesten Wohngemeinden im Wiener Umland. Das zeigt sich auch an den steigenden Wohnpreisen. Für junge Familien wird der Erwerb eines Eigentums immer schwerer. Im Wahlkampf zeigen sich Mödlings Herausforderungen.

Mödling ist, wie viele Gemeinden im Wiener Umland, von Zuzug geprägt und zählt nach wie vor zu den beliebtesten Gegenden. Mittlerweile sind die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser für junge Familien in vielen Fällen nicht mehr leistbar. War es für die Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Süden Wiens vor einigen Jahren noch undenkbar, sich mit drohender Überalterung auseinanderzusetzen, dreht sich die Entwicklung langsam.

Wohnraum wird zum Luxusgut

Während früher noch viele junge Familien aus Wien nach Mödling zogen, sind die Preise heute mitunter mit jenen in Wiener Lagen vergleichbar. Junge Menschen suchen sich daher Alternativen. Auch im Wahlkampf vor der Gemeinderatswahl sind die gestiegenen Wohnpreise ein Thema. Die SPÖ, die bei der letzten Wahl im Jahr 2015 den zweiten Platz an die Grünen verloren hatte, fordert mehr geförderte Wohnungen. „Leistbarer Wohnraum ist sehr rar geworden. Dadurch haben wir eine wachsende ältere Bevölkerungsschicht, während die Kinder immer weniger werden“, so Silvia Drechsler. Sie wirbt dafür, dass Stadtamt samt dem benachbarten ehemaligen Finanzamt aus dem Zentrum der Stadt ins ehemalige Leinergebäude zu übersiedeln und die Gebäude in der Innenstadt zu Wohnungen umzubauen.

Wohnung zur Miete ausgeschrieben
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Leistbare Mietwohnungen sind in Mödling rar und daher heiß begehrt

Diskussionen um Bau- und Raumordnung

Auch Eva Maier, die mit der Liste „Wir für Mödling“ 2015 ein Mandat erreichte, erzählt von Klagen junger Menschen über mangelnden leistbaren Wohnraum. Eine Änderung der Bauordnung könnte in ihren Augen helfen, „dass Mödling kein Altersheim wird. Sobald man mehr in die Höhe bauen könnte, wären mehr günstige Wohnungen verfügbar und würde helfen, dass weiterhin Junge hier wohnen können.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 9.1.2020

Bürgermeister Hans Stefan Hintner von der ÖVP möchte die Bauordnung Mödlings nicht antasten und verweist auf die vorgeschriebene sanfte Bebauung, die laut der Deklaration als Wienerwaldgemeinde verpflichtend sei. Auch ohne Eingriffe sei es in den letzten zwei Jahren gelungen, etwa 150 Wohnungen zu bewilligen. „Neue Wohnungen, die in die Höhe gehen oder neue Flächenverdichtungen sind in der Stadt nicht möglich. Wenn Wohnraum wie in Mödling sehr attraktiv ist, dann ist es ein Marktgesetz, dass damit auch die Preise steigen“, so Hintner.

Bahnhofsvorplatz in Mödling
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Mödling bietet mit Stadtbus, Regionalbussen und Südbahn eine gute öffentliche Anbindung. Dennoch hat die Stadt eine hohe Pkw-Dichte

Nicht nur die Wohnungssituation, auch der Verkehr spiegelt die Situation Mödlings im Süden Wiens wider: Ein großer Teil der Berufstätigen pendelt. Mödling liegt direkt an der Südbahn, binnen 15 Minuten reist man nach Wien, auch die Verbindung nach Wiener Neustadt ist dicht getaktet, die Radwege immer besser ausgebaut und auch das Stadtbild verrät, dass Fahrräder in Mödling zu den gängigen Fortbewegungsmitteln gehören. Die vielen Fahrradständer sind gut genutzt. Dennoch kommt Mödling auf eine Dichte von 2,8 Pkw pro Haushalt und der Autoverkehr kostet vielen Einwohnerinnen und Einwohnern Mödlings täglich Zeit und Nerven. Der Stadt zufolge habe eine Erhebung ergeben, dass 80 Prozent aller Autofahrten innerhalb Mödlings weniger als sechs Kilometer betragen würden.

Wahlergebnis in Mödling 2015:

  • ÖVP: 40,68% (-3,37%)
  • Grüne: 23,8% (+5,86%)
  • SPÖ: 20,23% (-1,78%)
  • FPÖ: 9,63% (+1,35)
  • WIR: 3,72% (+0,19%)
  • BMK: 1,94% (-0,7%)

Kritik an Mödlings Verkehrschaos

Somit ist es nicht verwunderlich, dass der Verkehr auch im Wahlkampf thematisiert wird. NEOS tritt bei der Gemeinderatswahl am 26. Jänner zum ersten Mal an, setzt in erster Linie auf mehr Transparenz bei Posten- und Finanzvergaben und hofft auf ähnlich gute Ergebnisse wie bei der Nationalratswahl im September und der EU-Wahl im Mai, bei denen NEOS in Mödling um die 14 Prozent der Wählerstimmen erreichen konnte. Aber auch sie sehen den Verkehr als Schlüsselthema, das einer umfangreichen Verbesserung bedarf: „Wenn wir attraktiv sein wollen, müssen wir ein ganzes Verkehrskonzept andenken, das sich nicht nur auf Mödling bezieht, sondern auch die anliegenden Gemeinden miteinbezieht“, so NEOS-Spitzenkandidat Andreas Stock.

Weniger am öffentlichen Verkehr als an fehlenden Parkplätzen mangelt es in den Augen der FPÖ, die sich laut Spitzenkandidat Daniel Könczöl als „einzige Partei, die auch ein Herz für Autofahrer hat“, versteht. Könczöl ortet in der „Mödlinger Parkplatznot“ negative Folgen auf die Entwicklung der Innenstadt und ihr Geschäftsleben: „Wir haben in Mödling nicht die Möglichkeit, frei parken zu dürfen und das ist auch der Grund, warum viele Menschen nicht nach Mödling einkaufen kommen, sondern in die benachbarte Shopping City Süd fahren.“

Koalitionspartner wollen mehr öffentlichen Verkehr

Rufe nach mehr Parkplätze kennen auch die Grünen, Koalitionspartner der ÖVP-geführten Stadt. Für mehr Parkflächen würden in Mödling allerdings ausreichend Flächen fehlen, so Spitzenkandidat Gerhard Wannenmacher, der auch bei dieser Gemeinderatswahl auf den zweiten Platz vor der SPÖ hofft. Sein Kernanliegen ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Stadtgebiet. „Wir haben zwar den Citybus in Mödling mit drei Linien, aber ich bin sehr stark der Meinung, dass wir sowohl den Citybus intensivieren müssen als auch an Tagesrandzeiten und am Wochenende Angebote bieten müssen, die über die jetzigen Möglichkeiten der Regionalbusse hinausgehen.“ Sowohl er als auch Bürgermeister Hintner haben es sich als Ziel gesetzt, „die Mödlinger Bevölkerung dazu bewegen zu wollen, das Auto stehen zu lassen und dennoch gemütlich unterwegs sein zu können“.

Bei der Gemeinderatswahl am 26. Jänner sind mehr als 15.000 Menschen in Mödling wahlberechtigt. Insgesamt geht es im Gemeinderat um die Besetzung von 41 Mandaten. Wie 2015 stehen auch diesmal die ÖVP, Grünen, SPÖ, FPÖ und Eva Maiers Liste „Wir für Mödling“ zur Wahl. Erstmals kandidieren in Mödling die NEOS und auch Sonja Zimov mit der Liste „Lebenswert“ tritt zum ersten Mal zur Wahl an. 2015 war Zimov für die Grünen in den Gemeinderat eingezogen, nach Differenzen mit den Mödlinger Grünen war sie seit 2017 als freie Gemeinderätin tätig.