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Politik

Klosterneuburg: Debatte um Pionierviertel

Das Pionierviertel ist eines der bestimmenden Themen im Wahlkampf in Klosterneuburg. Die Pläne für den neuen Stadtteil liegen derzeit auf Eis. Die ÖVP verpasste bei der letzten Gemeinderatswahl nur haarscharf die absolute Mehrheit, nun koaliert sie mit der SPÖ.

Das Areal rund um die Klosterneuburger Kaserne ist ungenutzt. Wo früher die Pioniere des Bundesheeres untergebracht waren, herrscht heute gähnende Leere. Neben den beiden Regierungspartnern treten am Sonntag fünf weitere Parteien und Listen an. Alle Parteien sind sich einig: Aus dem Gebiet soll ein neues Stadtviertel werden – das sogenannte Pionierviertel.

Wahlergebnis in Klosterneuburg 2015:

  • ÖVP: 47,52 Prozent
  • Grüne: 13,78 Prozent
  • SPÖ: 12,97 Prozent
  • FPÖ: 9,23 Prozent
  • PUK: 7,84 Prozent
  • NEOS: 5,20 Prozent
  • Liste Hofbauer: 3,14 Prozent

Viele Hoffnungen

Ideen gibt es viele, zum Beispiel für Wohnungen. „Wo soll sich die Stadt anders ausbreiten als dort?“, meint etwa SPÖ-Spitzenkandidat Karl Schmid. „Da ist Platz genug und man kann viel machen, etwa geförderten Wohnbau.“ Ähnlich sieht man das bei NEOS. Man wolle den Platz mehrfach nutzen, sagt Spitzenkandidat Clemens Ableidinger: „Es ist einfach eine Chance, dort günstigen und leistbaren Wohnraum zu schaffen und vor allem einen Schulcampus zu entwickeln.“ Schließlich gebe es in der Stadt ein Problem mit Schulplätzen.

Peter Hofbauer, Spitzenkandidat seiner eigenen Liste Hofbauer, hat Zweifel an der Attraktivität des Areals: „Ich bin schon gespannt, wer dorthin ziehen wird und wer sich das leisten kann.“ Mit den derzeitigen Nutzungsideen sind auch die Grünen nicht ganz zufrieden. Im Vorfeld wurden Bürger und Parteien zur Beteiligung eingeladen, „nur was dann herausgekommen ist, war ganz etwas anderes“, klagt Spitzenkandidat Sepp Wimmer. Nun müssten „alle an einem Strick ziehen“, um „eine vernünftige und ökologisch klimafreundliche Verbauung des Pionierviertels“ zu bekommen.

Pionierviertel Klosterneuburg
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Die Zukunft des Pionierviertels ist ein zentrales Thema im Wahlkampf

Johannes Kehrer von der Liste „Plattform Unser Klosterneuburg“ bezeichnet das Pionierviertel als große Chance – allerdings mit einem Haken: „Das sind die Flächen, wo man künftig etwas entwickeln kann. Tatsächlich ist es so, dass es die Stadt verabsäumt hat, diese Flächen zu kaufen.“

Unklare Umzugspläne

Einige Fragen sind in den Augen der Oppositionsparteien ungeklärt. Die Pläne für die Großbaustellen liegen derzeit nämlich auf Eis. Grund ist das Umweltbundesamt, das von Wien nach Klosterneuburg übersiedeln soll. Falls die Behörde ins Pionierviertel kommt, könnte das die Vorhaben für den neuen Stadtteil abermals ändern. „Das Projekt würde bedeuten, dass sich die Bevölkerungszahl in Klosterneuburg ungefähr um zehn Prozent erhöht“, sagt etwa Josef Pitschko (FPÖ). Außerdem würde die Verkehrsbelastung laut dem Freiheitlichen um etwa 4.000 zusätzliche Fahrten ansteigen.

Umweltbundesamt in Wien
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Das Umweltbundesamt soll von Wien nach Klosterneuburg übersiedeln

Sendungshinweis

„Radio NÖ Mittagsmagazin“, 22.1.2020

Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP) betont, dass das Umweltbundesamt jedenfalls viele Arbeitsplätze nach Klosterneuburg bringe. Außerdem werde es für das Pionierviertel auch mit dem Umweltbundesamt nur eine Lösung unter Einbindung aller Kräfte geben. Man müsse alle Aspekte, darunter auch Wünsche nach mehr Kulturraum, „in ein Konzept gießen und mit allen Parteien ausarbeiten und präsentieren.“ Wichtig sei, dass man die Bürger mit an Bord hole. Ob mit oder ohne Umweltbundesamt: Wie genau das Pionierviertel aussehen wird, darüber entscheiden in Klosterneuburg am Sonntag auch die mehr als 20.000 Wahlberechtigten.