Günter Graf mit Karl Markovics am Set von „Die Fälscher“
Günter Graf
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Lifestyle

Komparse aus Leidenschaft

„Schnell ermittelt“, „Tatort“, „Soko Kitzbühel“ oder „Der Bergdoktor“ – Günter Graf kennt all diese Serien nicht nur von der Couch aus. Der 69-jährige Mistelbacher ist seit seiner Pensionierung vor knapp fünf Jahren Komparse und wird regelmäßig gebucht.

Grauer Vollbart, sportliche Baseballkappe und neugierige Augen strahlen einen an, wenn man Günter Graf begegnet. Durch seinen früheren Job als Werbekaufmann ist er auf das neue Hobby gekommen: „Da hat man immer ein bisschen mit Künstlern zu tun, wenn Werbespots eingesprochen oder synchronisiert werden. Dadurch kennt man auch einige Leute.“

Mittlerweile ist er ein gefragter Komparse und hat schon mit vielen bekannten Namen gedreht. Beim Aufzählen weiß Günter Graf beinahe nicht, wo er anfangen soll: „Im Endeffekt mit allen österreichischen Seriendarstellern. Das beginnt mit A, wie Adele Neuhauser, über Harald Krassnitzer, dann die ganze ‚Soko Kitzbühel‘-Partie, die ganze ‚Bergdoktor‘-Partie, natürlich auch ‚Soko Wien‘, ‚Schnell ermittelt‘ und so weiter und so fort“.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Günter Graf mit Heinz Marecek am Set von „Soko Kitzbühel“
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Günter Graf mit Heinz Marecek am Set von „Soko Kitzbühel“
Günter Graf mit Ursula Strauss am Set von „Schnell ermittelt“
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Günter Graf mit Ursula Strauss am Set von „Schnell ermittelt“
Günter Graf mit Veronika Polly am Set von „Soko Kitzbühel“
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Günter Graf mit Veronika Polly am Set von „Soko Kitzbühel“

Im Umgang mit den Stars ist der 69-Jährige zurückhaltend. Da gibt es so einige Verhaltensregeln, an die man sich am Set halten sollte. Also keine Selfies, wenn die Hauptdarsteller gerade konzentriert auf ihre nächste Szene warten und natürlich auch keine unangenehmen Fotos so zwischendurch geknipst, das sollte sich jeder neue Komparse zu Herzen nehmen. In den Drehpausen war ein Fanfoto noch nie ein Problem, sagt Günter Graf: „Die meisten sind sehr nett und eigentlich ist das ja wie eine Fanbetreuung. Man ist ja auch Fan von den Leuten“.

Arbeitsalltag als Statist

Mit Statistenrollen wird man weder reich, noch kommt man nach Hollywood. Aber man kommt herum und lernt interessante Menschen kennen. Als leidenschaftlicher Bergsportler hat Günter Graf vor allem die Drehs in Tirol sehr gern, erzählt er: „Da kann es zum Beispiel sein, da hast du am Dienstag und Mittwoch einen Dreh bei ‚Soko Kitzbühel‘ und erst nächste Woche am Montag einen Dreh beim ‚Bergdoktor‘. Da hat man dann ein paar Tage Zeit und macht halt irgendwo in den Kitzbüheler Alpen seine Touren.“ Und manchmal gibt es auch stundenlange Wartezeiten auf die nächste Szene – bei Kälte oder Hitze oder in aufwendigen Kostümen. Nichts desto trotz kann es der Mistelbacher nur empfehlen in die Welt des Films einmal als Statist hineinzuschnuppern.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 26.2.2020

„Unvergessene Drehtage“

Manchmal wird die Geduld mit besonderen Momenten belohnt – wie etwa mit einer Szene zusammen mit Schauspielerin Ursula Strauss. 45 Sekunden lang war Günter Graf zu sehen, erzählt er stolz: „Das war natürlich ein Wahnsinn. Ich wusste schon ungefähr zwei Monate vorher, ich habe an diesem Tag mit der Ursula Strauss eine Szene. Ich bekam auch den Text, der allerdings nicht zu hören war. Da ging es darum, dass ich einen pensionierten Kriminalbeamten aus Kapfenberg spielen musste, von dem die Frau Angelika Schnell Informationen in einem laufenden Fall erhalten wollte. Also das war einfach phantastisch. Alleine wie sie gekommen ist, mir die Hand gegeben hat, wir das gespielt haben. Wir haben nur drei Mal gebraucht, dann war das erledigt. Dann hat sie von sich aus gesagt: ‚Give me five‘. Also es war wirklich toll mit einem bekannten Star, Auge in Auge, wirklich eine Szene zu spielen. Selbst wenn es eine lautlose war und man nur durch das Restaurantfenster gesehen hat, wie wir zwei uns da einfach unterhalten und fachsimpeln.“

Über seinen Einsatz: „Es war wirklich brutal“

Manche Szenen mache man, ohne es zu wissen, praktisch nur um Erfahrung zu sammeln, so Graf, wie bei einem Polt-Dreh im Weinviertel. „Da haben wir einen ganzen Tag gedreht, gemeinsam mit dem Herbert Föttinger und mit seiner Frau, der Sandra Cervik. Es war wirklich brutal, wir sind dauernd den Berg runtergegangen. Er war Winzer und wir waren seine Gäste. Und ich dachte mir, das wird ein Wahnsinn! Dann ruft mich die Mutter der Regieassistentin an und sagt, hast du schon gehört, der Film läuft heute Abend als Premiere im Fernsehen. Die ganze Szene, eine ganze Tagesarbeit ist eigentlich wirklich in den Kübel geschmissen worden“, lacht Graf und erzählt weiter: „Und jetzt muss man sich vorstellen, jetzt kommst du mit stolzer Brust und sagst: Ich war bei ‚Polt ermittelt‘ – die Leute halten einen für verrückt.“