Hagebutte
ORF / Seiser
ORF
„Winterzeit“

Beim Spaziergang Besonderes entdecken

Die Natur scheint momentan trist und karg, hat aber auch jetzt einiges zu bieten. Sie können bei einem Winterspaziergang fast überall interessante Pflanzen entdecken und sogar Vitaminbomben verkosten. So wird der Lockdown-Spaziergang zu etwas Besonderem.

Dienstagvormittag in Furth-Palt (Bezirk Krems). Es ist nebelig und feucht. Ich, noe.ORF.at-Reporterin Pia Seiser, bin mit Kräuterpädagogin Elke Wallner-Zeinzinger unterwegs. Wer mit offenen Augen spaziert, muss nämlich gar nicht weit wegfahren, sondern kann fast an allen Ecken und Enden etwas entdecken.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 5.1.2021

Kurz nachdem wir losgegangen sind, leuchtet uns am Wegesrand schon etwas Rotes entgegen. Die Hagebutte dürfte wohl allen geläufig sein. „Die Frucht der wilden Rose“, erklärt Wallner-Zeinzinger. „Sie ist eine richtige Vitamin C-Bombe. Das können wir für unser Immunsystem gut brauchen.“ Die Hagebutte kann gleich roh vom Strauch genascht werden. Die Kräuterpädagogin zeigt vor, wie es geht: Die Hagebutte sanft zwischen zwei Fingern drücken, sodass der Inhalt oben ausdringt. Das Hagebutten-Mus kann dann einfach gegessen werden. Zur Vorwarnung: Es schmeckt sehr sauer, aber genau das macht die Früchte gesund. Hagebutten können auch als Tee oder als Suppe zubereitet werden.

Rote Wildfrüchte als Radikalfänger

Ebenso rot und ebenso gesund ist die Vogelbeere. „Wie der Name schon sagt, sind sie eine super Nahrung für die Vögel“, erklärt Wallner-Zeinzinger. „Man kann sie aber auch essen. Sie sind sehr bitter und Bitterstoffe sind sehr gut für die Verdauung oder das Herz. Wer sich etwas Gutes tun will, kann die Vogelbeeren einkochen.“ Auch roh kann man die Vogelbeere kosten. Allerdings sollte es bei einer Beere bleiben, rät die Expertin. Sie wirken nämlich bei vermehrtem Verzehr abführend.

Fotostrecke mit 9 Bildern

Spazieren
ORF
Kräuterpädagogin Elke Wallner-Zeinzinger (r.) zeigt Reporterin Pia Seiser die Vogelbeeren
Vogelbeere
ORF / Seiser
Vogelbeeren enthalten viele Bitterstoffe
Weißdorn
ORF / Seiser
Die Früchte des Weißdorn kann man roh essen, allerdings sind sie sehr mehlig
Weißdorn
ORF / Seiser
Die Wildfrüchte können etwa zu Marmelade verarbeitet werden, erklärt die Expertin
Hagebutte
ORF / Seiser
Hagebutten sind richtige Vitamin C-Bomben
Kirschbaum
ORF / Seiser
Derzeit können Sie auch schon Knospen auf Bäumen entdecken, etwa hier am Kirschenbaum. Elke Wallner-Zeinziger isst die Knospe roh, sie wirkt verdauungsfördernd
Haselnuss busch
ORF / Seiser
Auch der Haselnussstrauch trägt schon Knospen
Wilde Karotte
ORF / Seiser
Derzeit sind nur mehr Samenstände von Wildkräutern zu finden, hier etwa der wilden Karotte
nadelbaum
ORF / Seiser
Auch Nadelbäume sind essbar. Sie wirken desinfizierend

Etwas weiter begegnen wir noch einer weiteren roten Beere, dem Weißdorn. Die Wildfrüchte können direkt vom Busch genascht oder verarbeitet werden, zum Beispiel zu Marmelade. „Alles, das rot ist, hat ganz viel Anthocyane, das sind die sogenannten freien Radikalfänger und von denen brauchen wir etliche, um gesund zu bleiben“, schildert die Expertin.

Beim Spazieren über Wiesen findet man auch im Winter Wildkräuter, wenn man genau hinschaut. Derzeit gibt es allerdings nur die Samenstände, also nichts zum Essen. Bei unserem Spaziergang haben wir Beifuß, Schafgarbe, Spitzwegerich und die wilde Karotte entdeckt.

Knospen bieten die geballte Kraft der Pflanze

Ein Blick nach oben kann sich beim Spazieren derzeit lohnen. Auf manchen Bäumen sind nämlich schon Knospen zu finden, zum Beispiel auf dem Wallnussbaum oder auch am Haselnussbusch. „In der Knospe ist die ganze Kraft des Strauches, der Frucht und der Blüte enthalten“, so die Kräuterpädagogin. Die geballte Pflanzenpower kann man auch essen, etwa die Knospe der Kirsche, die wir bei unserem Spaziergang entdecken. „Ganz einfach runterpflücken und essen“, meint Wallner-Zeinzinger. „Kirsche ist immer verdauungsfördernd.“

Ebenso essbar sind – bis auf die Eibe – die meisten Nadelbäume. Wenn Sie also noch Ihren Christbaum zu Hause haben, brauchen Sie gar nicht vor die Tür gehen, um ein Stück Natur zu verarbeiten – sofern er natürlich ungespritzt ist. Elke Wallner-Zeinzinger macht aus den getrockneten Nadeln zum Beispiel ein Pulver und verwendet es als Brotgewürz oder gießt die Nadeln zu einem Tee auf. Die Wirkung der Nadeln sei „antiseptisch und desinfizierend“, erklärt die Expertin.

Bei einem scheinbar unspektakulären Spaziergang in Ihrer unmittelbaren Umgebung, können Sie also auch im Winter einiges entdecken und verkosten. Vielleicht wird ja mit diesen Anregungen auch Ihr nächster Lockdown-Spaziergang zu etwas ganz Besonderem.