Familie Mikola in ihrem Lavendelfeld
ORF/Otto Stangel
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Gesundheit

Entspannung und Ruhe durch Lavendel

Der Lavendel hat als Heilpflanze eine unendlich lange Geschichte, seine Wirkung wird in den Apotheken heute noch geschätzt und empfohlen, wie Apothekerin Ulrike Zöchling aus St. Pölten sagt. Sein Duft wirke vor allem entspannend und beruhigend.

"Lila – Provence – Sommer – Duft – und Heilpflanze…in Ägypten für Balsamierungen, im Mittelalter von den Kreuzrittern nach Europa gebracht, aus Indien als Heilpflanze zu uns gelangt und in die Standardausstattung der Aromatherapie aufgenommen. In der Klostermedizin, bei Paracelsus und Hildegard von Bingen als Medizin in ganzheitlichem Sinne eingesetzt: schmerzstillend, desinfizierend, zum Finden der eigenen Mitte. 1928 erschien das Buch „Aromatherapie“, wo Lavendelöl zur Behandlung von schweren Verbrennungen beschrieben wird. Ätherische Öle sind hochwirksame Substanzen, die auch unerwünschte Nebenwirkungen haben können“, sagt Apothekerin Zöchling.

Der echte Lavendel „lavandula angustifolia“ enthalte ätherische Öle und Bitterstoffe „und wird bei uns als Teedroge – und zwar Blüte und Blätter – und als ätherisches Öl in der Aromatherapie verwendet. Seit langem eine geschätzte Heilpflanze mit dem breitesten Wirkungsgrad, wirkt er ausgleichend: er bewirkt das, was uns fehlt: beruhigend bei Stress, belebend bei Angst und Sorgen. Es wirkt einerseits über den Duft entspannend, gelangt durch die Nase ins Gehirn, ins limbische System, und ist hier an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt.“

Häufiger Einsatz bei Aromatherapie

Direkt eingenommen wirke es andrerseits auf den Körper, auf Blutdruck, Herzschlag, Blutsauerstoff. Es habe „eine gute Verträglichkeit, keine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, keine Gewöhnung, keine Müdigkeit tagsüber und keine Einschränkung in Bezug auf Maschinen oder Fahrzeuglenkung, für Diabetiker geeignet. In Teemischungen oder 1-2 Tropfen (in Honig gelöst) in den Kräutertee. In der Aromatherapie wird das Öl aufgrund seiner beruhigenden Effekte gerne eingesetzt, zur Entspannung, bei Schlafstörungen, Angstzuständen und depressiven Symptomen.“

Bereits 1990 haben Studien die angsthemmende Wirkung des Lavendelöls, das durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird, sogar in Tierversuchen gezeigt. „Der Vorteil des Lavendels liegt auch darin, dass er keine sedierenden Eigenschaften oder Suchtwirkung hat wie so manches Arzneimittel, das zur Beruhigung verschrieben wird. Er führt zur Verbesserung der Lebensqualität im Alltag, wobei die beste Wirkung sich oft erst nach einigen Tagen konsequenter Einnahme entfaltet. Andere pflanzliche Beruhigungsmittel wie Passionsblume, Hopfen, Baldrian oder Johanniskraut haben diese angsthemmende bzw. angstlösende Eigenschaft nicht. Daher wird es manchmal auch gegen Schmerzen und Ängste von Ärzten verschrieben. Jede 5. Frau und jeder 10. Mann hat im letzten Jahr mit solch belastenden Angstzuständen einen Arzt konsultiert. Auch Konzentrationsstörungen, Muskelverspannungen und Schlaflosigkeit können durch Ängste und Sorgen ausgelöst werden.“

Lavendel
ORF

Neue Methode: Riechstift für die Nase

Bei Schlafstörungen, Angstgefühlen und Anspannung würden Menschen oft Hilfe in der Komplementärmedizin wie der Aromatherapie suchen: „Lavendelöl kommt hier am häufigsten zum Einsatz, weil es auch schmerzlindernd, angstlösend und antidepressiv wirkt. Derzeit wird eine neue Methode geprüft – mittels Riechstift werden die ätherischen Duftmoleküle direkt in die Nase eingebracht und kräftig eingeatmet, so erfolgt ein rascher Transport in das Gehirn. Das verkürzt die Einschlafzeit und verbessert die Schlafqualität, erleichtert das Durchschlafen. Lavendel ist seit jeher als altes Hausmittel bekannt: bei Stress oder Angst auf ein Taschentuch tropfen und einige Male fest einatmen. Als ätherisches Öl darf es ausnahmsweise pur auf die Haut aufgetragen werden bei Insektenstichen, Verbrennungen, Sonnenbrand, wo es stark entzündungshemmend und wundheilend wirkt, weiters hautberuhigend und vernarbungsfördernd.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 24.2.2021

Als Massageöl oder Badezusatz bei Muskelschmerzen jeder Art, bei Rheuma und Ischias, als Kompresse bei Hautunreinheiten; es hält Insekten und Mücken ab und kann in Wäschekästen gegen Motten gesprüht werden. Harmoniert gut mit Bergamotte, Neroli, Rose, Sandelholz. In der Duftlampe zum Abschalten bzw. für Kinder zum Einschlafen. Als Parfum: seit 1710 als Bestandteil des Kölnisch Wassers bekannt; wer sein Parfum selber machen will, kann Lavendel als Duftnote auf Öl- oder Blütenwasserbasis selbst herstellen – das haftet länger auf der Haut und hat auch noch einen pflegenden Effekt. In der Küche lässt sich damit experimentieren bei gegrilltem Fleisch und Fisch, in Süßspeisen wie Obstsalat, in Biskuit mit Beeren und Früchten“, so Zöchling.