Angorakaninchen
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Tiere

Seltene Angorakaninchen aus Ernsthofen

Die Zucht von Angorakaninchen war früher weit verbreitet, mittlerweile gibt es in Österreich nur noch einige wenige Züchter, wie etwa in Ernsthofen (Bezirk Amstetten). Denn die Produktion und Verarbeitung der weichen Wolle der Tiere ist sehr aufwendig.

„Ich wollte einfach eine alte Kaninchen-Rasse. Dann habe ich mich etwas eingelesen und habe mir Angorakaninchen gekauft. Begonnen habe ich mit vier Tieren, mittlerweile habe ich 35 bis 40“, erzählt Eva-Maria Kollmann. Die Ernsthofnerin ist eigenen Angaben zufolge eine von nur noch drei Angorakaninchen-Hauptzüchtern, die es in Österreich gibt.

Dabei waren die Tiere lange Zeit sehr verbreitet. „Im 16. Jahrhundert wurden die Angorakaninchen domestiziert. Sie waren das ‚Schaf der armen Leute‘, da sie leicht zu halten waren und man Wolle und Fleisch von ihnen bekam“, so Kollmann.

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Früher war die Zucht der Angorakaninchen sehr verbreitet

In den Weltkriegen war Angorawolle sogenanntes kriegswichtiges Material. Für viele Soldaten wurde Unterwäsche aus Angorawolle hergestellt. „Die Angorafaser ist eine sehr wärmende, aber atmungsaktive Hohlfaser. Der Schweiß wird von der Wolle angesaugt und wieder abgegeben“, so Kollmann.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 1.4.2021

Bis in die 1970er-Jahre wurde Wolle in vielen kleinen bäuerlichen Betrieben produziert. Danach wurden die meisten Zuchttiere nach China verkauft. Die Wolle geriet wegen tierquälerischen Produktionsbedingungen in Verruf.

Handzahm, aber sehr arbeitsaufwendig

Kollmann ist es nun ein Anliegen, zu zeigen, dass man die Wolle auch tierfreundlich herstellen kann: wöchentliche Föhn- und Kämmeinheiten, regelmäßige Pediküre, außerdem gibt es alle drei Monate eine mit der Schere geschnittene „neue Frisur“. „Die Tiere genießen die Schur. Die älteren Hasen legen sich schon immer entspannt hin, damit ich überall dazukomme“, so Kollmann.

An die Schur werden die Angorakaninchen schon nach wenigen Monaten gewöhnt, außerdem sind die Tiere eine sehr handzahme Rasse. Allerdings auch sehr pflegebedürftig, denn ohne regelmäßiger Pflege und Schur sind die Tiere nicht überlebensfähig.

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Eva-Maria Kollmann ist eine der wenigen Angorakaninchen-Züchterinnen, die es in Österreich noch gibt

18 bis 60 Euro für 100 Gramm Wolle

Auch die Verarbeitung der Wolle ist aufwendig. Die meisten Arbeitsschritte, vom Schneiden bis zum Spinnen, lassen sich nur manuell erledigen, da die Wolle kaum Fett enthält und daher industriell schwer zu verarbeiten ist.

Etwa acht Stunden benötigt man alleine für das Spinnen von 100 Gramm Wolle, die dann zwischen 18 und 60 Euro verkauft werden kann. Für Eva-Maria Kollmann ist die Arbeit aber entspannend: „Reich wird man nicht damit. Aber wenn man einmal Angorawolle versponnen hat und gewohnt ist, will man nichts anderes mehr.“