„Nahaufnahme“

TV-Kommissarin zu Gast bei Alice Herzog

Seit mehr als 30 Jahren spielt Ulrike Folkerts die beliebte TV-Kommissarin Lena Odenthal in der TV-Krimi-Serie „Tatort“. Über ihre Rolle, ihr Leben und ihr frühes Outing sprach sie bei Alice Herzog in der „Nahaufnahme“ auf Radio Niederösterreich.

Mit ihrer Rolle prägte Ulrike Folkerts das Frauenbild in der deutschsprachigen Krimilandschaft entscheidend mit und revolutionierte dieses. Als erste Frau überhaupt übernahm sie 2005 und 2006 bei den Salzburger Festspielen im „Jedermann“ die Rolle des Todes. Doch bis die Schauspielerin ihre eigene Rolle im Leben fand, war es ein langer und harter Weg, erzählte sie im persönlichen Interview mit Alice Herzog.

„Polizistin zu werden, war für mich als junger Mensch so weit weg, wie eine Hochzeit in weiß“, schreibt Ulrike Folkerts in ihrer soeben erschienenen Autobiografie. „Es war tatsächlich so, dass ich in meiner Jugend auf Anti-AKW-Demos unterwegs war, da waren Polizisten eher ein Feindbild für uns.“ Auch mit den klassischen Rollenmustern der 1960er Jahre in ihrer Heimatstadt Kassel hatte sie von Anfang an keine Freude. „Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Jungs damals viel mehr Freiheiten hatten, sich auch einmal danebenbenehmen, sich streiten, schmutzig werden durften. Der Gipfel war dann die Tanzschule für mich. Ich würde mich heute noch von keinem Mann führen lassen.“

Die Schauspielerin Ulrike Folkerts zeigt auf das „Tatort“-Logo.
APA/dpa/Axel Heimken
Seit mehr als 30 Jahren spielt Ulrike Folkerts die beliebte TV-Kommissarin Lena Odenthal in der TV-Krimi-Serie „Tatort“.

Mit dem ersten Casting in die Paraderolle

Das Interesse für Schauspielerei habe ihre damalige Deutschprofessorin in ihr geweckt, erzählt sie. Der Weg in die Schauspielschule war aber nicht ganz so einfach, wie angenommen. Beim fünften Vorsprechen klappte es schließlich und schon das allererste Casting nach ihrer Ausbildung brachte Ulrike Folkerts in den 1980er ihre Paraderolle als TV-„Tatort“-Kommissarin ein. Ob sie diese Rolle Fluch oder Segen empfindet? „Beides“, bekennt die Schauspielerin, die ihr Können auch immer wieder auf der Theaterbühne und im Besonderen bei den Salzburger Festspielen unter Beweis stellte. „Man läuft natürlich Gefahr, auf diese eine Rolle reduziert zu werden“, so Folkerts.

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, 11.4.2021

In der Radio-Niederösterreich-„Nahaufnahme" sprach sie auch offen über ihr frühes Outing – Folkerts bekannte sich 1999 erstmals öffentlich zu ihrer Homosexualität. Das habe ihr rückblickend durchaus mehr Freiheiten, aber in ihrem Beruf doch auch einige Türen zugemacht. „In einer Mutterrolle wurde ich beispielsweise aus diesem Grund einmal abgelehnt“, so die Schauspielerin.

Peter Simonischek als „Jedermann“ und Ulrike Folkerts in der Rolle des „Tod“ waehrend der Fotoprobe zu Hugo von Hofmannsthals Stueck „Jedermann“ im Jahr 2005.
APA/Hans Klaus Techt
Ulrike Folkerts in der Rolle des „Tod“ in Hugo von Hofmannsthals Stück „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen im Jahr 2005. Peter Simonischek spielte damals den „Jedermann“.

„Ich hänge mir eine Knarre um und schon bin ich Lena“

Seit Jahren lebt Folkerts gemeinsam mit ihrer Freundin, der Künstlerin Katharina Schnitzler, in Berlin, träumt aber von einem Sehnsuchtsort, an dem sie ihren Lebensabend fernab der Öffentlichkeit genießen möchte. Auch das Älterwerden beschäftigt die langjährige TV-Kommissarin durchaus: „Wie viele Rollen gibt es tatsächlich für Frauen ab 60? Da gibt es nicht allzu viele." Mit ein Grund warum sie bis heute glücklich ist, die Rolle der Lena Odenthal spielen zu dürfen. „Ich ziehe mir Jeans und Lederjacke an, hänge mir eine Knarre um und schon bin ich Lena“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu.