Paul Gessl (l.) und Alice Herzog
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„Nahaufnahme“

Vom Montaningenieur zum Kulturmanager

Paul Gessl ist seit über 20 Jahren für die Niederösterreichische Kulturwirtschaft (NÖKU) verantwortlich, zu der 30 Kulturinstitutionen zählen. In der Radio-NÖ-„Nahaufnahme“ erzählt Gessl, der am Sonntag 60 Jahre alt wird, von seinem ungewöhnlichen Werdegang.

Vom Festspielhaus St. Pölten über das Festival Grafenegg bis zur Kunstmeile Krems – all das fällt in den Verantwortlichkeitsbereich von Paul Gessl (Foto oben). Anlässlich seines 60. Geburtstags erhielt er vor Kurzem das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Begonnen hat seine Karriere aber ganz wo anders, Gessl kam erst über Bohrinseln in Museen und Theater.

Sendungshinweis

„Radio NÖ Nahaufnahme“, 25.7.2021

„Ich bin ein neugieriger Mensch, ich hinterfrage und probiere, das prägt mein Leben jetzt und hoffentlich auch in Zukunft“, so der erfolgreiche Kulturmanager, der beispielsweise maßgeblich an der Etablierung des Festivalstandortes in Grafenegg beteiligt war. Der gelernte Montaningenieur war im Jahr 2000 ein Quereinsteiger im Kulturmanagement, wobei das Interesse für die bildende Kunst immer schon vorhanden war, wie er im persönlichen Gespräch erzählt. „Ein bisschen Mut gehört natürlich dazu, eine Eigenschaft, die ich mir auch von der nächsten Generation wünsche. Kultur soll nicht für Bewahrung und Erhaltung stehen, sondern soll für das Neue, das Experiment, für Innovationen stehen.“

Niemals ohne rote Socken

In der „Nahaufnahme“ erzählt Paul Gessl auch vom persönlichen Wendepunkt in seinem Leben, einem Bandscheibenvorfall, der seinen Lebensstil vor einigen Jahren entscheidend verändert hat. Aus dem Marathonläufer von damals ist heute der begeisterte Nordic-Walker und Pilates-Fan geworden. „Diese Übungen sind für mich wie Zähneputzen und gehören seither zu meinem Alltag.“ Auch über sein Markenzeichen, die roten Socken, meint er: „Auch diese Entscheidung, nur mehr rote Socken zu tragen, habe ich nie bereut. Es erspart mir, jeden Tag in der Früh zu überlegen, welche Sockenfarbe zu welcher Kleidung passt.“

Die Pandemie habe ihn beruflich gefordert, aber sein Leben auch entschleunigt. „Ich hinterfrage Termine heute, das Thema Zeit hat für mich eine neue Bedeutung gewonnen. Da geht es um die Balance zwischen Fremd- und Eigenbestimmung. Da stelle ich die persönliche Entscheidung heute manchmal vor die allgemeine Entscheidung“, so Gessl. Zu Hause in seinem „Haus mit Geschichte“ in der Nähe von Hollabrunn, einer umgebauten Schule, die einmal ein Schloss war, schöpfe der Vater von zwei erwachsenen Kindern vor allem im großen Garten die Kraft für den Alltag.