Deckenfresko Trogers
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„Kulturerbe“

Kaum bekanntes Troger-Fresko im Waldviertel

In Röhrenbach (Bezirk Horn) wird von der Bevölkerung unter großer freiwilliger Anstrengung eine etwa 300 Jahre alte Bürgerspitalskirche renoviert. Das Besondere: Darin ist ein kaum bekanntes Deckenfresko des berühmten Barockmalers Paul Troger erhalten.

Engel, Teufel, Dämonen, Menschen, die Höllenqualen durchleiden, Drachen und Monster, mit diesen Figuren hat Paul Troger in der Basilika des Stiftes Altenburg einen hochdramatischen Himmel geschaffen, an dem man sich nicht sattsehen kann. Zurecht wird dieses Deckenfresko bis zum heutigen Tag mit offenem Mund bestaunt. Wie mag es da dem Fürsten von Kuefstein ergangen sein, als er diese geniale Komposition betrachtet hat? Er wird sich wohl gedacht haben, das will ich auch haben. Und so lud er Paul Troger ein, ihm in Röhrenbach, nur wenige Kilometer entfernt von Altenburg, die gerade in Bau befindliche Bürgerspitalskirche im Inneren auszugestalten.

Drei Monate arbeitete er an dem Deckengemälde 1737. „Es ist eine der ganz wenigen Privataufträge, die Paul Troger angenommen hat, denn üblicherweise hat er für die großen Klöster gearbeitet, Melk, Göttweig oder Zwettl. Das macht diese Fresken auf der einen Seite ganz besonders, und auf der zweiten Seite ist es die Gestaltung“, erläuterte der Kunsthistoriker und Mitinitiator der Restaurierung, Andreas Gamerith beim Besuch von noe.ORF.at. Normalerweise verwendete Troger sehr kräftige Farben. In Röhrenbach verzichtete er aber zu Gunsten des hellen Raumes bewusst auf starkes Kolorit und „schuf wunderbare transparente Gemälde an der Decke.“

Revitalisierte Bürgerspitalskirche bringt Troger-Fresko zum Vorschein

Die Bürgerspitalskirche Röhrenbach wird von einem Verein mit 60 Mitgliedern und freiwilligen Helfern restauriert.

Während die Außenfassade innerhalb der beinahe dreihundert Jahre des Bestehens stark gelitten hat, ist das Deckenfresko nach wie vor unverändert erhalten, so als hätte Paul Troger erst vor kurzem die Pinsel weggelegt. Das Fresko hat das „jüngste Gericht“ zum Thema. Fratzenhafte Figuren zerren an den Menschen, die sich wollüstiges Verhalten oder ähnliches zu Schulden kommen haben lassen, so wie es Troger bereits in Altenburg drastisch dargestellt hat.

Im linken Teil des Deckengemäldes, gegenüber der Höllenfahrt, sind der Bauherr und Auftraggeber, Leopold von Kuefstein und seine Frau, als arme Sünder dargestellt. „Das ist insgesamt sehr bemerkenswert, weil die Untertanen ihren Fürsten – wenn überhaupt – ja nie ohne Perücke zu sehen bekamen. Und da ist er kaum bekleidet und mit Halbglatze dargestellt. Seine hinter ihm befindliche Frau ist auch in sehr armseliger, karger Kleidung gemalt worden“, ergänzte Andreas Gamerith.

Deckenfresko Trogers
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Paul Trogers Signatur nach Abschluss der Arbeit am Deckenfresko im Jahr 1737

Paul Troger im Team mit anderen Spitzenkünstlern

Die Bürgerspitalskirche erfüllte eine zweite Aufgabe, nämlich die als Gruftkapelle für die Familie Kuefstein. Daher war Paul Troger nicht der einzige Spitzenkünstler, der hier engagiert wurde. Mit den plastischen Arbeiten wurde ein Virtuose aus Bergamo, Giovanni Antonio Sanz, beauftragt. Die Ausgestaltung mit Stuckmarmor wurde Balthasar Haggenmüller anvertraut. Er hatte zuvor im Belvedere des Prinzen Eugen in Wien und im Stift Melk kreativ gearbeitet.

So hochkarätig die Besetzung der ausführenden Künstler war, so bedeutsam war ihre Umsetzung in dieser baulichen „Miniatur“. „Auf kleinstem Raum“, heißt es in der Begleitschrift des Vereins zur Restaurierung der Kirche in Röhrenbach, „entfaltet die Kapelle eine faszinierende Ausdruckskraft. Hell und lichtdurchströmt überrascht sie mit einer Großzügigkeit und Luftigkeit, die barocken Räumen nicht immer innewohnt.“ Dem ist nur zuzustimmen, wenn man diese Kirche betreten hat und staunt.

Bürgerspitalskirche
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Die dringend sanierungsbedürftige Dachlandschaft der Kirche.

Viele helfende Hände trugen Tonnen von Schutt

Derzeit werden das Dach, der Dachstuhl, die Außenfassade und die Höfe erneuert. „Seit mehreren Monaten arbeiten wir auf Hochdruck. Aus den Dachräumen haben wir dreißig Tonnen Schutt mit Kübeln einzeln hinuntergetragen. In den Höfen ist, aufgrund der Tatsache, dass sie sehr, sehr lange Zeit nicht genutzt wurden, der Grund durch Erdreich immer höher geworden und das Wasser ist in das Kirchengebäude eingedrungen. Darum haben wir einen Meter wieder abgetragen, das sind etwa 1.000 Kubikmeter Erdmaterial. Diese Erdmassen mussten mühsam mit Baggern über die Mauern gehoben werden, weil das Ensemble unter Denkmalschutz gestellt wurde,“ schilderte Josef Schütz, ein Landwirt und einer der freiwilligen Helfer, den harten Einsatz in den letzten Wochen.

Auch die Gemeinde steht voll und ganz hinter den Sanierungsarbeiten durch die Bevölkerung und unterstützt das Vorgehen. Wenn die Kirche fertig ist, soll sie für Konzerte und Hochzeiten genutzt werden können. Derzeit ist ein Besichtigen der Kirche nur in Absprache mit der Gemeinde Röhrenbach möglich.