Wer die Schmiedemeile entdecken will, muss tief in die typische Mostviertler Berg- und Hügellandschaft eintauchen. Wie an kaum einem anderen Ort auf dieser Welt lässt sich hier die jahrhundertealte Schmiedetradition erleben.
Das Plätschern des Prollingbachs führt in das verborgene, enge Tal, das sich „die Noth“ nennt. Hier kann man Kraft tanken, zur Ruhe kommen und ein Traditionshandwerk unverfälscht erleben. Bis zu 30 Schmieden gab es in Ybbsitz (Bezirk Amstetten) in der Hochblüte des Schmiedewesens im 16. Jahrhundert.
Handwerk mit Geschichte
Die große Schmiedetradition in Ybbsitz ist vor allem durch die Nähe zum Erzberg begründet. Aber auch die nötige Wasserkraft und Holz waren in dem kleinen Mostviertler Tal seit jeher ausreichend vorhanden. Somit konnten die Hammerwerke und Schleifereien problemlos betrieben werden. Im Gegenzug wurde das Erz hierher transportiert und auf dem Rückweg schickte man den Proviant für die Arbeiter am Erzberg mit.
Die Schmiedemeile in Ybbsitz ist der beste Beweis dafür, dass unberührte Natur und die Nutzung durch den Menschen in keinem Widerspruch zueinander stehen müssen. So wie vor hunderten Jahren schon nutzen die Besitzer der drei noch verbliebenen Hammerschmieden auch heute noch alle vorhandenen Ressourcen mit viel Respekt. 2010 wurde das Ybbsitzer Schmieden von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt.
Eines der drei noch aktiven Hammerwerke ist der Eyblhammer. Die 600 Jahre alte Schmiede steht unter Denkmalschutz. Hier spürt man den Geist von ganzen Schmiedegenerationen. „Wenn du früher ungefragt bei der Tür hereingegangen bist, ist der Hammer schon geflogen“, erzählt Sepp Eybl, der die Schmiede mit viel Liebe zum Detail betreibt. „Die Schmiede haben immer gerne für sich und ungestört gearbeitet, und so schwingt auch heute noch etwas Geheimnisvolles mit“, so Eybl.
Die Mischung von glühendem Feuer und Dunkelheit sorgt zudem auch heute noch beim Schmieden für das so typische, unverfälschte Flair. „Weil man nur in der Farbe der Glut die Temperatur des Eisens erkennen kann. Und die Temperatur muss immer stimmen, um das Material nicht zu beschädigen“, erklärt Sepp Eybl. Und das funktioniere nur bei absoluter Dunkelheit.
Sendungshinweis
„NÖ heute“, 29.9.2021
„Sagenhafter“ Reichtum
In der Dunkelheit spielt sich ganz in der Nähe der Hammerwerke eine weitere Geschichte ab: in den Tiefen der sagenumwobenen Tannhäuserhöhle – inmitten des Prochenberges – wo eine ritterliche Gestalt mit langem Bart einen großen Schatz bewachen soll. Die Sage erzählt von einem Schmiedegesellen, der ein Zaubersprüchlein wusste, und nur mit diesem Sprüchlein in die Höhle gelangen und sich dort Schätze holen konnte.
Schlechter erging es einer Gruppe von Handwerksgesellen, die das auch probierten, allerdings ohne das Zaubersprüchlein. Der Sage nach wurde von ihnen nie mehr etwas gesehen. Den Eingang der Tannhäuserhöhle kann man heute besichtigen, der Weg in die Tiefe des Berges ist allerdings gesperrt. Eine Figur von Tannhäuser mit seinem langen Bart erinnert an die sagenhafte Geschichte.
Drei Kandidaten aus Niederösterreich
Neben der Schmiedemeile in Ybbsitz gehen für Niederösterreich die Sitzendorfer Kellergasse in Hollabrunn und das Helenental im Bezirk Baden ins Rennen um den schönsten Platz des Landes, der am 26. Oktober in der großen ORF-Hauptabendshow „9 Plätze – 9 Schätze“ gekürt wird. Das Publikum kann mittels Telefon-Voting (0,50 € pro Anruf) von 1. bis 4. Oktober entscheiden, welcher der drei Kandidaten Niederösterreich im großen Finale am Nationalfeiertag vertritt.
- Schmiedemeile Ybbsitz: 0901 05 901 07
- Sitzendorfer Kellergasse: 0901 05 901 08
- Helenental: 0901 05 901 09