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„Kulturerbe“

Gemeinde erhält 550 Jahre altes Bürgerhaus

Das heutige Heimathaus in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) fällt mit seiner prächtigen gotischen Fassade schon von weitem auf. Das Bürgerhaus aus dem 15. Jahrhundert ist wegen permanenter Instandhaltung originalgetreu erhalten.

1964 kaufte die Gemeinde das Haus, das damals komplett verfallen war, und ließ es renovieren. Damals schon war nicht nur die Renovierung, sondern auch die kulturelle Belebung des Hauses das Ziel. Und bis heute gelingt das. Der Verein „Brunner Heimathaus“ verwaltet für die Gemeinde das Haus, die Gemeinde wiederum kommt für die Instandhaltung auf.

Ein Hauptgrund für den Hauskauf war, dass der Philosoph Rudolf Steiner im 19. Jahrhundert einige Zeit mit seinen Eltern in dem Haus gewohnt hatte. In Brunn am Gebirge verfasste er auch erste Schriften. Steiner ist auch als Begründer der Anthroposophie, sozusagen einer eigenen Lehre vom Wesen des Menschen und der Welt, und der Waldorf-Pädagogik bekannt. Heute erinnert in den ehemaligen Wohnräumen auch eine Gedenkstätte an ihn.

Reise in längst vergangene Zeiten

Das gesamte Heimathaus mit Innenhof und Gebäudetrakten ist als Museum konzipiert. Es gibt beispielsweise Einblick in das Leben der Winzerfamilie Gliederer, die 200 Jahre lang das Haus bewohnte. Die originale Weinpresse, eine Backstube und die Wohnräume der Familie nehmen Besucher mit auf eine Zeitreise. Eine Besonderheit ist auch die original erhaltene Rauchküche.

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1964 kaufte die Gemeinde das damals verfallene Haus

Im später aufgestockten, barocken Teil des Hauses findet sich eine außergewöhnliche Stuckdecke der Zeit. Doch das Heimathaus in Brunn am Gebirge entführt mit Funden aus der Römerzeit und dem Neolithikum, der Jungsteinzeit, auch in die noch weiter zurückliegende Vergangenheit. Im nach hinten ausgerichteten Gartenteil ist das moderne Gemeindearchiv untergebracht.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 16.2.2022

Das Heimathaus soll ein offenes Haus sein, in dem auch Veranstaltungen stattfinden. Dass die historische Substanz in dem immerhin rund 550 Jahre alten Haus noch so gut erhalten ist, liegt daran, dass eine Restauratorin einmal im Jahr kleinere Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten durchführt. Eine kluge Lösung der Gemeinde, durch die – soweit möglich – das Entstehen größerer Schäden verhindert werden kann. Die Gemeinde erhält so ein wahres Schmuckstück und füllt das Haus mit Leben.