Blutbefund mit Ferritinwert
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„La Vita“

Eisenmangel oft übersehen und unterschätzt

Ständige Müdigkeit, Kopfschmerzen und Antriebslosigkeit sind typische Anzeichen, die auf einen Eisenmangel hindeuten können. Vor allem Frauen sind sehr häufig davon betroffen, Schätzungen zufolge jede fünfte – oft, ohne es zu wissen.

Als Marina Vinc vor zwei Jahren jeden Tag mit quälender Müdigkeit und Antriebslosigkeit konfrontiert war, dachte sie zunächst nicht an einen Nährstoffmangel, da sie regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel einnahm: „Ich habe vom Gefühl her gewusst, irgendwas stimmt nicht, aber mit Eisen habe ich nicht gerechnet. Ich hatte keine Ahnung.“

Eisen wird für verschiedene Funktionen im Körper benötigt, für den Energiestoffwechsel ebenso wie für ein funktionierendes Immunsystem, in erster Linie aber für die Blutbildung. „Deswegen entwickeln Frauen, die einen ausgeprägten und lange anhaltenden Eisenmangel haben, im worst case eine Eisenmangel-Anämie, also eine Blutarmut“, erklärt Nährstoff-Experte und Gynäkologe Christian Matthai.

Eisenreiche Lebensmittel

  • Blutwurst, Leber, rotes Fleisch
  • Weizenkleie, Haferflocken
  • Kürbiskerne
  • Hülsenfrüchte (gleichzeitig hemmt die enthaltene Phytinsäure allerdings die Eisenaufnahme)
  • Eigelb

Vitamin C fördert die Eisenaufnahme, Kaffee, Schwarztee und Milchprodukte hemmen sie. Eisen aus Fleisch wird vom Körper besser aufgenommen als aus pflanzlichen Quellen.

Starke Monatsblutungen häufig als Ursache

Die Prämenopause führte bei Marina Vinc zu starken Monatsblutungen, das verursachte wiederum ihren Eisenmangel. Starke Blutungen sind bei Frauen häufig der Auslöser, weiß Matthai. Zu den typischen Symptomen eines Eisenmangels zählen auch Haarausfall, Depressionen, Schwindel oder Schlafstörungen. Die meisten Frauen würden von einer „bleiernen Müdigkeit“ berichten, so Matthai, „ein typischer ‚Eisensatz‘ ist: Selbst wenn ich mich ausschlafe, stehe ich in der Früh müde auf.“ Weil die Symptome auch zu anderen Krankheiten passen, wird ein Eisenmangel oft lange Zeit übersehen.

Auch Menschen, die wenig Fleisch essen, haben ein erhöhtes Risiko – Eisen aus pflanzlichen Quellen wird vom Körper schlechter aufgenommen als aus tierischen. Klarheit bringt ein Blutbefund. Das Hauptaugenmerk liegt dabei nicht auf dem „Eisen-“, sondern auf dem „Ferritin“-Wert. Letzterer ist für den Eisenspeicher entscheidend. Liegt er unter 30, besteht Handlungsbedarf (siehe Bild oben).

„Eisenmangel kann man sich nicht wegessen“

„Was ich mit auf den Weg geben muss, ist, dass man sich einen Eisenmangel nicht wegessen kann“, erklärt Matthai. Sehr häufig würden Frauen nach der Diagnose fragen, ob sie wieder häufiger Fleisch essen sollten. Die Antwort des Mediziners, der sich auf Ernährungs-, Sport- und Vitalstoffmedizin spezialisiert hat: „Prinzipiell ist wenig Fleisch zu essen ja gesund. Und selbst, wenn man täglich Fleisch essen würde, geht sich das bei vielen Frauen – eben wenn die Menstruationsblutung sehr stark ist – einfach nicht aus.“

Eisentabletten
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Ein Eisenmangel wird meist zunächst mit Tabletten behandelt. Sie sollten auf nüchternen Magen und mit Vitamin C eingenommen werden, keinesfalls aber mit Kaffee, da dieser die Eisenaufnahme hemmt

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 2.5.2022

Infusion wirkt rascher als Tabletten

Der Eisenmangel wird deshalb meist zunächst mit oralen Präparaten, also etwa Tabletten, behandelt. Wenn diese zu Beschwerden wie Verstopfung oder Übelkeit führen oder wenn der Eisenmangel sehr akut ist, rät der Experte zu Infusionen, „weil diese Patientinnen fast immer massive Beschwerden haben“. Denen müsse man mit auf den Weg geben: „Wenn Sie jetzt etwas schlucken, kann das genauso fruchten wie die Infusion, aber das wird Monate dauern, bis das wirklich wieder gut ist.“

Eine Infusion hilft wesentlich rascher. Die Kosten werden in bestimmten Fällen von der Krankenkasse übernommen, etwa wenn die Tabletten nicht gut vertragen wurden. Privat kostet eine Eiseninfusion meist zwischen 100 und 200 Euro.