Im Mendlingtal gibt es die letzte noch funktionstüchtige Holztriftanlage Mitteleuropas
ORF
ORF
„Aufgespürt“

Im Mendlingtal ist man auf dem Holzweg

Früher wurden im Mendlingtal (Bezirk Scheibbs) die geschlägerten Holzsstämme vom Berg über den Bach ins Tal getriftet. Heute gibt es dort die letzte noch funktionstüchtige Holztriftanlage Mitteleuropas. Das Holz wird aber nur noch zu Schauzwecken bewegt.

Wer Ruhe sucht, findet sie im Mendlingtal in Göstling an der Ybbs (Bezirk Scheibbs) – idyllische Landschaft, herrliche Wanderwege, kühle Plätze an heißen Sommertagen und klares Wasser. Mit der Ruhe ist es allerdings vorbei, sobald die Holztrifter ihre Arbeit aufnehmen.

Heutzutage kommt das nur noch zu Schauzwecken vor, aber früher musste das Holz tatsächlich über den Bach ins Tal gebracht werden, erklärt Geschäftsführer und Holztrifter Peter Huber: „Man sieht eh, wie steil es bei uns ist und es gibt nur den einen Weg über das Wasser, wo man das Holz früher herrausgebracht hat für die Eisenverarbeitung.“ Konkret wurde das Holz nach Lassing, einer Katastalgemeinde von Göstling an der Ybbs, gebracht. Das ist eine Strecke von etwa drei Kilometern.

Holztriften im Mendlingtal

Rudi Roubinek hilft den Holztriftern bei ihrer schweren Arbeit. Heute wird das nur mehr zu Schauzwecken gemacht, früher musst das Holz wirklich auf diesem Weg vom Berg ins Tal transportiert werden.

Bis zu 300 Stämme wurden früher gleichzeitig Richtung Tal getriftet. Wenn sie stecken blieben, mussten die Holzknechte sie wieder antreiben. Es war eine gefährliche und schweißtreibende Arbeit. Ist das Holz am Ziel angekommen, wurde es gestapelt und direkt in der Venezianer-Säge weiterverarbeitet. Heute wird zwei Mal im Monat öffentlich oder auch für private Gruppen getriftet.

Gemütliche Wanderung für die ganze Familie

Wenn man das Mendlingtal durchwandert, kann man an verschiedenen Schauplätzen etwas über die Vergangenheit und die Zeit des Holztriftens und der Eisenverarbeitung lernen. Zum Beispiel bekommt man im Schmiedegesellenhaus Einblicke in die Lebensumstände der Schmiedegesellen und Holzknechte. Der Wanderweg ist knapp 3,5 Kilometer lang und in knapp eineinhalb bis zwei Stunden schaffbar, er ist allerdings nicht kinderwagen- oder rollstuhlgerecht.

Am Ende des Weges gibt es genug Stärkung in einem Gasthaus. Und wer dann nicht wieder zurückwandern möchte, kann das Mendlingal-Taxi rufen, oder auf die nächste Vollmond-Nacht warten. Denn laut Huber fließt in diesen Nächten das Wasser im Mendlingtal immer rückwärts und nimmt die schweren Holzstämme wieder mit hinauf.