Zweige und Pflanzenauszüge in Gläsern und Flaschen
ORF/Matl
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„La Vita“

Heilsame Baumrinde neu entdeckt

Lebkuchen oder Tonic-Water enthalten Bestandteile von Baumrinde, nämlich die des Zimt- oder Chinarindenbaumes. Es müssen aber nicht Exoten sein. Auch die Rinde heimischer Bäume ist essbar und sogar heilsam. Ein Buch klärt über die Rindenmedizin auf.

Wer ungiftige Bäume oder Sträucher im Garten hat, kann nicht nur ihre Früchte, sondern auch ihre Rinde ernten. Mit fremdem Eigentum sollte man genauso wie mit der Natur aber respektvoll umgehen, rät die Waldviertler Kräuterpädagogin Eunike Grahofer: „Wenn Sturm geht, dann darf man herabgefallene Äste aufsammeln. Auch die Zweige nach einem Baumrückschnitt können für die Rindenmedizin gut verarbeitet werden.“

Baumrinde statt Gipsverband

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 13.6.2022

Bei Holzfällern und Knochenrichtern war Rindenmedizin schon in der Vergangenheit hoch im Kurs. Letztere haben Ersteren die Knochen nach Verletzungen wieder eingerenkt, ähnlich wie Chiropraktiker, nur mit einfacheren Mitteln. „Die dicken Rinden großer Bäume wurden in Wasser eingeweicht. Die Verletzung wurden versorgt, verbunden, dann wurde die Rinde darüber gegeben und wieder mit einem Verband fixiert. Wenn die Rinde getrocknet ist, hat sie genau die Form des Beins angenommen“, erzählt Grahofer von ihren Recherchen im Bereich der Volksmedizin.

Kräuterexpertin Eunike Grahofer beim Schälen von Zweigen
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Kräuterexpertin Eunike Grahofer schält die Rinde von frischen Kiefernzweigen als Zutat für ein erfrischendes Getränk

Besonders die Kiefer war ein wichtiger Baum, nicht nur als Medizinlieferant. Kiefer waren auch Mehlersatz in Notzeiten. „Die Rinde, die eine Art Kleber enthält, wurde vermahlen und statt Mehl zum Brotbacken genommen. Und obwohl die Kiefer so gut riecht, ist das Kiefermehl relativ geschmacksneutral. Es eignet sich gut zum Brotbacken“, so die Kräuterpädagogin.

Kiefernrindensaft versorgt mit Mineralstoffen

Aus Kieferrinder kann auch ein Saft gemacht werden. Dieses Getränk ist kühlend, der enthaltene Apfelessig gibt dem Körper Mineralstoffe zurück und kann unverdünnt getrunken werden. Aus der Rinde des Haselstrauchs kann mit Minze und Alkohol ein Auszug hergestellt werden. Nach zwei Wochen ist er einsatzbereit, in einer Sprayflasche abgefüllt kühlt er müde Beine.

Zweige und Pflanzenauszüge in Gläsern und Flaschen
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Ein Essig mit einem Auszug aus Rosen-, Linden- und Ribiselrinde schmeckt gut und ist reich an Mineralstoffen

Buch

„Rindenmedizin – Die Apotheke der Knochenrichter, Holzknechte und Hebammen“; Eunike Grahofer, Freya Verlag

Die Rinde von Rose, Linde und Ribisel enthält unter anderem antibakterielle, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkstoffe. Diese können mit Hilfe von Essig ausgelöst werden. Dieser kann in der Küche, zum Beispiel für Salate, verwendet werden.

Generell können die Rinden von allen ungiftigen Bäumen und Sträucher – vom Apfel bis zur Zypresse – zu Rindenmedizin verarbeitet werden. Vorsicht ist bei giftigen Bäumen und Sträuchern geboten, etwa bei Thujen, Eiben, dem Buchsbaum oder der Stechpalme.

Haselrinden-Einreibung

Zutaten:

  • 2 zeigefingerlange Haselrinden
  • 1 Zweig Minze
  • 1/2 Liter Alkohol

Zubereitung: Die Rinde von einem jungen Hasel-Ast in Stücke brechen und mit den Minzblättern im Mörser mit etwas Alkohol zerstoßen. Die Masse in ein Schraubglas geben und mit Alkohol übergießen. Verschlossen zwei Wochen ziehen lassen. Abseihe und in eine Sprühflasche füllen.

Kiefernrinden-Saft

Zutaten:

  • 2 Stück zeigefingerlange Kiefernäste
  • 1/2 Bio-Zitrone
  • 1 EL Apfelessig
  • 1,5-2 Liter Wasser
  • 2 EL Honig oder Zucker

Zubereitung: Dünne Äste kann man einfach in Stücke schneiden, bei dickeren Ästen schält man die Rinde herunter und verwendet diese. Alle Zutaten in einem Glas vermischen und zugedeckt ein bis zwei Tage ziehen lassen. Danach abseihen und trinken. Im Kühlschrank binnen einiger Tage verbrauchen.

Drei-Rinden-Essig

Zutaten:

  • je ein zeigefingerlanger Ast von Rose, Linde und Ribisel
  • 1/2 Liter Essig

Zubereitung: Die Rinden in ein Glas geben, mit Essig übergießen und mindestens 28 Tage verschlossen reifen lassen. Abseihen und zum Kochen und Marinieren verwenden.