Eis im Stanitzl
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„Menschen im Blickpunkt“

Als das Eis nach Böheimkirchen kam

Die Familie Bachinger produziert seit 92 Jahren Speiseeis. In dieser Zeit wurden manche Eissorten wie auch Mehlspeisen aus dem Betrieb in Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) mehrfach ausgezeichnet, das Geschäft wird mittlerweile von der vierten Generation geführt.

Der Chef heißt Karl Bachinger – damals wie heute. Der Vorname wird bei den Bachingers vom Vater an den Sohn weitergegeben. So gibt es heute noch drei Karl Bachingers, die im Lokal in Böheimkirchen arbeiten bzw. dieses in der Pension besuchen.

1930 hat der erste Karl Bachinger die Konditorei gegründet, heute führt sie sein Urenkel. Er habe immer schon gewusst, dass er Konditor werde, erzählt der heutige Geschäftsführer. „Ich bin in der Backstube aufgewachsen, habe Konditor gelernt und war danach bei uns zehn Jahre nur in der Backstube. 2014 bin ich dann mehr in den Verkauf gewechselt“, sagt der 41-jährige Karl Bachinger.

Das Dolce Vita in Böheimkirchen

Man müsse sich immer weiterentwickeln, jedes Jahr besuche er Eismessen in Italien. Bereits sein Großvater holte sich in Italien Ideen für neue Eissorten. Der 89-Jährige ist mit seiner Stammrunde oft im Eiscafe anzutreffen: „Meine Gattin war Italienerin, da sind wir natürlich oft nach Italien gefahren. Ich habe mir dort das Eis angeschaut – und es ist gut, aber ich mache es besser.“

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Die drei Karl Bachingers
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Karl Bachinger II. (sitzend), sein Sohn Karl Bachinger III. (r.) und dessen Sohn Karl Bachinger IV. (l.) im Lokal in Böheimkirchen
Vanilleeis in der Maschine
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Abends wird das Eis für den nächsten Tag produziert
Vanilleeis aus der Maschine
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Zehn Minuten laufen die Maschinen, bis das Eis fertig ist
Schokolade und Milchpulver für Eisproduktion
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Bei Schokoladeneis wird Schokolade zuerst erhitzt und geschmolzen, bevor sie dann wieder abgekühlt und mit Eismasse gemischt wird

1975 übernahm Karl Bachinger das Geschäft seines Vaters, damals wurde Vieles von Handarbeit auf Maschinen umgestellt. „In den 1930er-Jahren war es natürlich ganz schwierig. Mit Roheis hat man das gemacht, das wurde in Roheisstangen zerkleinert und dann mit Salz gemischt. Rein in Bottiche, das waren so eigene Eismaschinen. Das ist über einen Keilriemen betrieben worden, da ist nichts elektrisch gegangen“, schildert der 89-Jährige.

Mühsame Handarbeit

In den 1950er-Jahren wird ein Weinkeller mitten unter dem Böheimkirchner Hauptplatz zur Eisproduktion umfunktioniert. „Nur so konnten wir größer werden“, sagt Karl Bachinger. Zwanzig Minuten lang habe er früher Eis mit der Hand gespachtelt, damit es cremig wurde. Heute erledigt das eine Maschine in der Hälfte der Zeit, inklusive der Kühlung.

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„NÖ heute“, 31.7.2022

Möglich waren zu seiner Zeit die klassischen Sorten. Auf Standardprodukte wie Milchpulver konnte man nicht zurückgreifen: „Damals war alles noch mit frischer Milch – das ist zwar geschmacklich besser, aber sehr umständlich. Wenn das Wetter nicht gepasst hat, war die Milch in zwei Tagen sauer“, erzählt der Seniorchef. Er übergab 1995 das Geschäft an seinen Sohn, ebenfalls Karl Bachinger.

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Bachingerfiliale in den 1930- oder 1940er-Jahren
Bachinger
Der Gründer (l.) wollte kein Landwirt sein und begann deshalb eine Konditorlehre, eine Aufnahme aus den 1930er- oder 1940er-Jahren zeigt ihn vor dem Geschäft
Marinella und Karl Bachinger auf einem Foto
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Der italienische Einfluss bei den Bachingers kam über Marinella, die Frau des zweiten Karls
Barbara Bachinger
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Barbara Bachinger und ihr Mann Karl leiten das Geschäft in vierter Generation
Drei Generationen Bachinger
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Waltraud (1.v.r) und Karl Bachinger (2.v.r.) führten den Betrieb von 1995 bis 2014

In seiner Zeit sei es verlockend gewesen, zu expandieren. „Man glaubt, der Standort ist gut, da macht man einen zweiten, dritten, aber man kann sich nicht zerteilen. Es ist schwierig, den Fehler machen jetzt auch noch viele. Leider“, so der dritte Karl Bachinger. Drei Filialen gibt es heute zusätzlich zum Haupthaus in Böheimkirchen, eine in St. Pölten wird von seiner Tochter geführt.

Wenn Eis wie gelbe Schwammtücher schmeckt

Bis zu 80 Eissorten stellen die Bachingers nach eigenen Angaben täglich her. Und beim Eis gibt es nichts, was es nicht gibt: „Man kann aus allem Eis machen, aber manche Sorten schmecken dann wie ein gelber Wettex. Es gibt Mosteis, aus jedem Grünen Veltliner kann ich Eis machen, aber verkaufen muss es sich ja auch“, sagt Karl Bachinger, der 2014 an seinen Sohn übergab und heute bei ihm angestellt ist.

Die Suche nach dem nächsten Trend und nach der nächsten Sorte gehe nie zu Ende. Regelmäßig räumen die Bachingers bei Wettbewerben mit ihrem Eis Medaillen ab. Am meisten nachgefragt und gekauft werden aber immer noch die klassischen Sorten: Schokolade, Erdbeer, Vanille – das hat sich so wie der Name der Chefs in 92 Jahren nicht geändert.