Gazpacho mit Brot und Decke
pixabay/Яна Тикунова
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Kulinarium

Kalte Suppe für heiße Tage

An heißen Sommertagen erfreuen sich zahlreiche kalte Rezepte großer Beliebtheit. Ein Klassiker der kalten Küche ist das spanische Gazpacho. Radio NÖ-Köchin Andrea Karrer zeigt, wie man die Suppe aus Paradeisern zubereiten kann.

Paradeiser gelten für viele Menschen als wahres Geschmackserlebnis und haben darüber hinaus etliche köstliche Namen: Paradiesapfel, Liebesapfel, goldener Apfel, pomodoro – sie alle stehen für eine Frucht, die nur aus Sonne und Geschmack zu bestehen scheint.

Die Frage, ob man Paradeiser oder Tomate sagt, ist eine Frage, die immer wieder diskutiert wird. Die hübsche Frucht zieht sprachlich nämlich eine Schneise durch Österreich und teilt das Land in einen Ost- und Westteil. Das gelingt sonst nur dem Erdapfel, also der Kartoffel. Von den sprachlichen Wurzeln aus betrachtet, haben beide Fraktionen Recht. Der Name Tomate leitet sich vom aztekischen „tumatle“ ab, was so viel wie runde Frucht oder auch Anschwellen bedeutet, denn die Indianer haben die Frucht als Erste in den Anden Perus kultiviert.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 6.8.2022

Columbus brachte die Stauden nach seiner zweiten Amerikareise mit nach Europa, wo sie zunächst nur als Zierpflanzen eingesetzt wurden und bald unter Verdacht standen, beim Menschen Liebeswahn hervorzurufen. Daher nannte man die Früchte argwöhnisch Paradiesapfel, woraus die Ostösterreicher Paradeiser machten. Es liegt schließlich nicht auf der Hand, dass eine giftige Pflanze so wohlschmeckende Früchte trägt. Mittlerweile ist die Paradeiser eines der meist verzehrten Gemüse weltweit. Dazu haben insbesondere die Italiener beigetragen, die die Paradeiser in ihrer Zutatenliste fix verankert haben, etwa bei Pizza oder auch Pasta.

Paradeiser
ORF/Schneider
Es gibt mehr als 3.000 verschiedene Paradeisersorten

Paradeiser waren ursprünglich grün, braun und orange

Wer übrigens annimmt, dass Rot die ursprüngliche Farbe der Früchte war, irrt. Die aus Südamerika stammenden Urtomaten waren grün, braun und orange. Erst in Europa, wo man die Früchte zunächst für giftig hielt und nur als Zierpflanze verwendete, entwickelten sich rote Sorten. Während im Süden Italiens bereits im 16. Jahrhundert Paradeiser angebaut wurden, sind sie in Österreich erst seit den 1960er Jahren flächendeckend bekannt.

Die Nachfrage stieg dann besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, man wollte das ganze Jahr über paradiesische Paradeiser haben und so versuchten die Züchter möglichst robuste, lager- und transportfähige Sorten zu ziehen, was zu diesen wässrigen, geschmacklosen Wasserkugeln führte. Aber seit geraumer Zeit besinnt man sich wieder auf alte Sorten und findige und engagierte Bauern geben uns mit sonnengereiften, unverfälschten Früchten den Geschmack der Kindheit zurück.

Es gibt mehr als 3.000 verschiedene Paradeisersorten. Strauch- bzw. Rispenparadeiser sind keine eigene Sorte. Sie werden – so wie sie am Strauch gewachsen sind – mit dem duftenden Grün angeboten. Natürlich sind auch Form und Sorte für den Geschmack und Einsatz in der Küche nicht unerheblich: Kirschparadeiser sind mit etwas Salz ideal zum Naschen oder sie können auch kurz gedünstet werden. Kirschparadeiser haben sogar meist dann noch Aroma, wenn die anderen Sorten kaum mehr Geschmack haben.

Flaschen- oder Eierparadeiser, etwa die kernarme San Marzano, sind nicht so saftig, daher eignen sie sich ideal zum Kochen für Saucen oder Suppen und zum Belegen von Pizza oder Tarte. Man kann sie auch gut trocknen. Fleischtomaten sind herrlich für Salate, Suppen, Saucen, Gemüsegerichte.

Wichtig: Da Paradeiser ursprünglich aus den Tropen kommen, sind sie auch recht kälteempfindlich und vertragen keine Temperaturen unter 10 °C. Daher ist die übliche Kühlschranktemperatur von 6 bis 8 °C für sie bereits zu kühl. Die Konsequenz: Sie verlieren unwiederbringlich an Geschmack und bekommen ihn auch bei Zimmertemperatur nicht wieder. Deshalb sollte man Paradeiser am besten an einem eher kühlen Ort – die gute alte Speisekammer wäre ideal – oder wie Obst in einer Schüssel aufbewahren.

Gazpacho

Zutaten für 4-6 Portionen:

  • 600 g reife Fleischparadeiser
  • 1 grüne Paprikaschote
  • 1 rote Paprikaschote
  • 1 Salatgurke (350 g)
  • 1 Zwiebel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 50 g Mandeln
  • 6 EL Olivenöl
  • 1-2 EL Sherryessig
  • 2 Scheiben Toastbrot, entrindet
  • Salz
  • Pfeffer aus der Mühle
  • Cayennepfeffer
  • Geröstete Brotwürfel zum Garnieren

Zubereitung: Paradeiser waschen und grob schneiden. Beide Paprikaschoten waschen, putzen, halbieren, entkernen und in grobe Würfel schneiden. Gurke schälen, halbieren und mit einem Kaffeelöffel entkernen. Gurke grobwürfelig schneiden. Zwiebel und Knoblauch schälen und würfelig schneiden und mit den vorbereiten Zutaten in eine Schüssel geben. Mandeln, Essig und Öl beifügen.

Brot in Würfel schneiden und dazugeben. Mit Salz und Pfeffer würzen, alles gut vermengen und etwa zwei Stunden bei Zimmertemperatur marinieren lassen. Anschließend im Mixaufsatz der Küchenmaschine fein pürieren, mit Cayennepfeffer abschmecken und Gazpacho mindestens vier Stunden kalt stellen. Gazpacho gut gekühlt in gekühlten Schalen oder tiefen Tellern anrichten und mit gerösteten Brotwürfeln garniert servieren.