„Nahaufnahme“

Bankmanager: „Jede Krise hat ihre Chancen“

Seit Anfang April ist der gebürtige Böheimkirchner Michael Höllerer Generaldirektor der Raiffeisen-Holding und Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien. In der „Nahaufnahme“ spricht der Jurist über die Inflation, Zinserhöhungen der EZB und das Thema Work-Life-Balance.

Ob Pandemie, Klimakrise, Inflation oder die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland – die krisenreiche Zeit geht auch an Michael Höllerer nicht spurlos vorüber. Er sei aber von Grund auf ein optimistischer Mensch und habe über Jahre gelernt, mit Krisen und schwierigen Situationen umzugehen. „Man denkt aber schon nach“, sagt er im Gespräch mit Birgit Perl.

„Gerade die Klimakrise belastet mich schon sehr, wenn man auch an das eigene Kind denkt oder der Krieg in der Ukraine, wo auch viele ehemalige Kollegen persönlich betroffen sind. Das nimmt einen emotional schon mit.“ Seine Bewältigungsstrategie ist der Optimismus. „Man muss mit Zuversicht durchs Leben gehen. Jede Krise hat auch ihre Chancen, jede Krise geht auch vorüber. Man darf sich nicht völlig aus der Bahn werfen lassen“, so Höllerer.

Generaldirektor Raiffeisen Landesbank NÖ Wien Michael Höllerer Birgit Perl
ORF
Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank NÖ-Wien, im Gespräch mit Birgit Perl

„Weg zurück zur Normalität“

Die Inflation hat für den Bankmanager viele Ursachen: „Energiekosten, die Lieferkettenproblematik und die Niedrigzinspolitik leistet ihren Beitrag.“ Wie es weitergeht, könne man nicht abschätzen, das wäre „Kaffeesud lesen“. Das Leben werde aber teurer. Für die heimische Volkswirtschaft werde es schwieriger. Dass die Europäische Zentralbank den Leitzins auf 0,5 Prozent erhöht hat, sieht Höllerer positiv: „Das ist der Weg zurück zur Normalität."

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, Radio NÖ, 7.8.2022

Dass für viele junge Menschen die „Work-Life Balance“ nicht nur ein Schlagwort ist, sondern mit der Vier-Tage-Woche auch gelebt wird, sieht er mit gemischten Gefühlen. „Die Schwerpunkte der verschiedenen Generationen haben sich verschoben. Dennoch braucht es auch in Zukunft Leistungsträger.“

Vier-Tage-Woche irreal

Eine Vier-Tage-Woche für Manager würde er sich schon hin und wieder wünschen. Es sei aber völlig irreal. „Ich glaube, dass die Vier-Tage-Woche noch lange ein Zukunftsbild sein wird. Immer wichtiger werde es, dass Unternehmen familienfreundlich sind. „Neben dem Gehalt und der Anerkennung, sind das Wohlfühlen und die Familienfreundlichkeit eine der wesentlichen Auswahlkriterien junger Menschen."

Sehr dankbar ist Michael Höllerer für seine Kindheit auf dem Land in Böheimkirchen. Er habe aber auch die Vorzüge der Stadt sehr schätzen gelernt. „Ich schließe aber nicht aus, dass einen das Leben später mal wieder aufs Land bringt. So wie es jetzt ist, ist es perfekt.“