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Gesundheit

Neustart mit Blick auf Cholesterin

Der Jänner ist für viele die Zeit, um den Speiseplan wieder gesünder und abwechslungsreicher zu gestalten. Für Apotheker Gilbert Zinsler, ist klar, dass dabei auch auf den Cholesterin-Wert und die Blutfette geachtet werden sollte.

„Cholesterin ist kein Gift, sondern jeder Mensch benötigt Cholesterin. Cholesterin ist ein wichtiger Baustein für den Aufbau der Zellwände und für verschiedene Stoffwechselvorgänge unbedingt nötig. Im Körper ist Cholesterin ein Stoff für viele Hormone und auch Gallensäuren. Es ist eine fettartige Substanz, die nur zum kleineren Teil durch die Nahrung direkt aufgenommen wird; zum größeren Teil wird sie direkt im Körper produziert. Cholesterin kann sich aber in den Gefäßen ablagern und diese letztendlich verstopfen. Es wird daher für Schlaganfall, Herzenge (Angina pectoris), Herzinfarkt und andere Gefäßerkrankungen (Durchblutungsstörungen) auch z.B. an den Beinen verantwortlich gemacht“, sagt der Apotheker.

„Gutes und schlechtes Cholesterin“: Was heißt das?

„Je nach Molekülgröße unterscheidet man zwischen LDL-Cholesterin („low-density lipoprotein“), also kleineren Molekülen und größeren, die als „gutes“ oder HDL-Cholesterin („highdensity lipoprotein“) bezeichnet werden. Die LDL-Cholesterin-Moleküle transportieren das Cholesterin von der Leber in entfernte Zellen, was bei erhöhten Werten zu Gefäßablagerungen führen kann. Dies kann gefährlich werden und sein Wert sollte daher möglichst niedrig sein. Die High-Density-Lipoproteine („gutes“ Cholesterin, HDL-Cholesterin) hingegen transportieren das überschüssige Cholesterin von den Körperzellen zur Leber, wo es weiterverarbeitet bzw. abgebaut wird.“

Wie hoch sollten Cholesterinwerte sein?

„Der Gesamtcholesterinwert im Blut sollte nicht über 200 mg/dl, der Wert des „schlechten“ HDL nicht über 160 mg/dl sein und das „gute“ HDL über 50 mg/dl liegen. Generell gilt, je höher HDL und je niedriger LDL, desto geringer ist das Risiko für Folgeerkrankungen wie Gefäßverkalkungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Durch einen einfachen Bluttest lassen sich diese Werte durch Ihren Hausarzt ermitteln. Es wird empfohlen, dass jede Österreicherin und jeder Österreicher seinen Cholesterinwert kennt, bzw. einmal bestimmen lässt. Leider ist zu einem gewissen Teil der Cholesterinwert auch erblich bedingt. Dh. manche Leute leben gesund, essen cholesterinarm und der Cholesterinspiegel ist trotzdem erhöht. Auch ist Cholesterin nicht der einzige gefährliche Faktor: Hat man daneben neben dieser genetischen Vorbelastung, noch Bluthochdruck, eine Nierenfunktionsstörung, vielleicht Diabetes, reicht ein gesünderer Lebensstil nicht aus: Dann sind Statine sinnvoll.“

Cholesterinwert mit Medikamenten senken

„Die häufigste Gruppe von Medikamenten, die den Cholesterinspiegel senken, sind die sogenannten Statine. Diese Wirkstoffe, verdanken ihren Namen der Endung "-statin": So sind die bekanntesten Wirkstoffe das Simvastatin, Atorvastatin oder Rosuvastatin. Andere Namen für diese Arzneimittelgruppe sind HMG-CoA-Reduktase-Hemmer. Sie hemmen ein Enzym im menschlichen Körper, die sogenannte HMG-CoA-Reduktase, das Cholesterin herstellt. Ist das Enzym blockiert, entsteht weniger Cholesterin in den Zellen, was zur Folge hat, dass die Zellen eine Art Cholesterinmangel entwickeln. Um diesen zu beheben, nehmen sie mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut auf. Dadurch sinkt der LDL-Cholesterin-Wert im Blut.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 4.1.23

Zusätzlich können die Statine den HDL-Spiegel etwas erhöhen. HDL-Cholesterin transportiert überschüssiges Cholesterin aus dem Gewebe in die Leber. Häufig treten bei Statinen Beschwerden der Muskulatur auf: Diese können von harmlosen Muskelschmerzen, typischerweise in Oberschenkeln oder -armen sowie im Schulterbereich, bis hin zur Zersetzung von Muskelfasern reichen. Letzteres ist eine lebensbedrohliche Nebenwirkung, die aber nur sehr selten auftritt. Statine können manchmal auch die Blutzuckerwerte anheben, Kopfschmerzen, oder Juckreiz verursachen, oder zu Mundtrockenheit führen. Deswegen sind Statine rezeptpflichtig. Trotz dieser Nebenwirkungen sind sie noch immer die besten Arzneimittel gegen erhöhte Cholesterinwerte.“

Gemüse, Obst, Kräuter, Diät
APA/HANS PUNZ
Phytosterolhaltige Lebensmittel, wie etwa auch Gemüse und Obst, haben einen positiven Effekt auf den LDL-Wert

Worauf man bei der Einnahme von Statinen achten sollte

Die Statine hemmen jedoch nicht nur die Cholesterin-Synthese, sondern auch die Herstellung anderer lebenswichtiger Biomoleküle, zum Beispiel von Coenzym Q10. Ein Q10-Mangel kann die Leistungsfähigkeit des gesamten Organismus beeinträchtigen. Möglicherweise lassen sich so die für Statine typischen Nebenwirkungen erklären: Müdigkeit, Schwäche und Muskelschmerzen. Dh. bei längerfristiger Einnahme von Statinen empfehle ich gleichzeitig die Zufuhr von Coenzym Q10, aber auch Vitamin D3 und K2. Auch Magnesium kann gegen Muskelschmerzen helfen. Statine werden im Normalfall am besten am Abend eingenommen werden.

Natürliche Hilfen um Cholesterin zu senken

"Es gibt auch einige pflanzliche Hilfen, die unterstützend wirken, um Blutfette zu senken. Artischockenextrakt fördert den Fettabbau. Artischocke gibt es als Kapseln oder Saft in der Apotheke. Eine weitere Möglichkeit sind Phytosterole, die die Cholesterinaufnahme im Körper verhindern. Phytosterolhaltige Lebensmittel wie etwa Pflanzenöle, Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchte haben einen positiven Effekt auf den LDL-Wert. Auch der Ballaststoff Pektin bindet das Cholesterin im Darm und verhindert somit, dass es in die Blutbahn gelangt. Ähnlich wirken auch andere Pflanzensamen.

Als wirkungsvoll haben sich auch indische Flohsamen erwiesen. Besonders in der Schale ist ein natürlicher Ballaststoff enthalten, der die Darmtätigkeit anregt. Verschiedene Darmbakterien werden unterstützt, die die Cholesterinaufnahme zusätzlich hemmen. Man kann daher den gesamten geschroteten Samen in Flüssigkeit, oder z.B. Joghurt einrühren und zu sich nehmen. Noch intensiver wirken die Flohsamenschalen. Bis vor einiger Zeit war roter Hefereis sehr bekannt. Dieser fermentierte Reis unterscheidet sich aber kaum von den chemisch gewonnenen Statinen und kann daher auch die gleichen Nebenwirkungen verursachen. Sehr wohl ist aber eine positive Wirkung auf Blutfettwerte und Herzschutz für hochgereinigte Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure) belegt. Der wichtigste Faktor ist aber wohl die Reduktion von Übergewicht und regelmäßige körperliche Betätigung (≥ 30 min täglich)", sagt Zinsler.