Kathrin Kaindl vor dem Landhausschiff
ORF/Nina Pöchhacker
ORF/Nina Pöchhacker
Wahl 23

„Steuern beim ersten Eigenheim streichen“

„Wir sollten Steuern beim ersten Eigenheim streichen“, sagt die 22-jährige Kathrin Kaindl, jüngste NEOS-Kandidatin auf der Landesliste. Für Niederösterreich will sie ein Klimaschutzgesetz, einen Jugendrat und dass Skilifte auf andere Tourismusarten setzen.

„Den Schmäh muss man sich in der Politik bewahren“, sagt die 22-jährige Kathrin Kaindl nach knapp vier Jahren in der Politik. Deswegen fuhr sie etwa als Christkind verkleidet mit dem Zug, um auf den Ausbau der Öffis zu pochen. „Wenn man Themen mit ein bisschen Schmäh rüberbringt, dann kann man auch mehr Menschen erreichen, ohne nur negativ zu sein.“

Kaindl dockte bei NEOS als 18-Jährige an – ein halbes Jahr nach der Matura kandidierte sie bei der Gemeinderatswahl. „Da war mir dann klar, dass Junge auch wirklich bei uns mitgestalten können“, so die Korneuburgerin. Sie studiert derzeit Bildungswissenschaften und Publizistik an der Universität Wien, arbeitet als Pressereferentin bei NEOS und ist Vorsitzende der Parteijugendorganisation in Niederösterreich.

Die jüngsten Kandidatinnen und Kandidaten im Porträt

Von 21. bis 25. Jänner porträtiert noe.ORF.at die jüngsten Kandidatinnen und Kandidaten auf den Landeslisten der landesweit kandidierenden Parteien.

Was ist das dringendste Anliegen?

Könnte sie ein Anliegen sofort umsetzen, dann würde sie ein Klimaschutzgesetz beschließen. „Das ist das Aktuellste, was die Zukunft betrifft“, sagt Kaindl, „aber es bringt uns sehr wenig, die Klimaneutralität 2030 zu verankern, ohne einen Plan zu haben, wie wir da überhaupt hinkommen wollen.“ Bezüglich der Problematik von Wintertourismus, Klimakrise und Schneemangel sollten die Skilifte in Niederösterreich stärker auf „alternativen Tourismus“ setzen, etwa Wandern, fordert sie.

Wohnungskauf oder Hausbau sind für junge Menschen aufgrund der Teuerung und der Kreditvorgaben derzeit nahezu unvorstellbar. Sieht Kaindl es als Aufgabe der Politik, das zu ermöglichen? „Die ersten eigenen vier Wände müssen leistbar sein. Wir fordern, dass die Steuern beim ersten Eigenheim gestrichen werden“, ist ihre Antwort. Der Alltag an sich müsse leistbar bleiben, für junge Menschen brauche es Unterstützung, wenn sie in ein Eigenheim investieren wollen. „Wir könnten zum Beispiel die Parteienförderung halbieren und das Geld dann dafür verwenden“, schlägt Kaindl vor.

Christoph Müller (l.) und Kathrin Kaindl (r.) als Weihnachtsmann und Christkind verkleidet im Zug
NEOS NÖ
Kaindl und Christoph Müller (Listenplatz drei bei NEOS): „Den Wunsch nach Verbesserung (des Öffentlichen Verkehrs; Anm.) kann selbst das Christkind nicht erfüllen“, postet Kaindl zu diesem Bild auf Instagram

Jugend: Wie das Demokratieverständnis stärken?

Im SORA-Demokratiemonitor 2021 geben mehr als die Hälfte der Unter-26-Jährigen an, dass sich ihre Anliegen nicht in politischen Entscheidungen widerspiegeln. 14 Prozent finden, dass das politische System in Österreich „gar nicht gut“ funktioniert. Mehr als ein Viertel hält die Demokratie in Österreich für „eher schwach“. Auf die Frage, was die Politik dagegen tun kann, schlägt Kaindl einen Jugendrat vor, dessen Anträge dann auch im Landtag behandelt werden müssten. Beim Jugendparlament ist das derzeit nicht der Fall.

In den Schulen gehöre politische Bildung zudem stärker gelehrt, findet die jüngste NEOS-Kandidatin der Landesliste. Sie selbst habe ein Wahlfach besuchen müssen, um mehr über Politik zu erfahren. In den Schulen würde sie generell an einigen Punkten ansetzen.

Kathrin Kaindl

  • Partei: NEOS
  • Listenplatz: acht
  • Alter: 22
  • Wohnort: Korneuburg
  • Beruf: Mitarbeiterin bei NEOS, Studentin
  • Zuletzt gehört/gestreamt: „Woran Glaubst Du?“ – KLAN

Was sollte man am Bildungssystem ändern?

Es brauche mehr Wirtschaftsunterricht und Finanzbildung, ist Kaindl überzeugt. „Keiner hat wirklich Ahnung nach der Schule, wie man einen Steuerausgleich macht“, begründet sie ihren Vorschlag. In der Pandemie hätten zudem Studien immer wieder belegt, dass die mentale Gesundheit junger Menschen, besonders im Schulalter, stark gelitten hat. Deswegen wurden von der Landesregierung etwa mehr Sozialberater für Schulen angekündigt. Das reiche aber nicht, sagt die 22-Jährige: „Es braucht unbedingt niederschwellige und kostengünstige Möglichkeiten.“ Die Wartezeiten seien zu lang und das System aus Psychologen, Psychotherapie und Sozialberatung sei ein „bürokratischer Dschungel“.

Auf Listenplatz acht ist der Einzug in den Landtag für Kaindl eher unwahrscheinlich, NEOS holte bei der letzten Landtagswahl drei Mandate. Die Partei sieht sie nach der Landtagswahl als „starke Oppositionspartei, die den regierenden Parteien auf die Finger schaut.“ Wo sie selbst in fünf Jahren sei, könne sie nicht beantworten: „Wenn mich Corona eines gelehrt hat, dann, dass es keinen Sinn hat, vor allem privat, sehr weit zu planen.“ Bei NEOS werde sie sich weiter politisch engagieren und den Schmäh, den möchte sie sich bewahren.