Laura Olzberger vor dem Landhausschiff St. Pölten
ORF/Nina Pöchhacker
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Wahl 23

„Leerstandsabgabe ist notwendig“

„Es ist verheerend, wie viele Wohnungen und Häuser leer stehen“, sagt die 23-jährige Laura Ozlberger. Sie kandidiert auf Platz sieben der Grünen-Landesliste für die Landtagswahl. Das Straßenbaubudget würde sie für die Öffis verwenden.

Ozlbergers Weg in die Politik begann mit der Flüchtlingskrise 2015 und unerwarteterweise auch wegen Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ): „Mich haben manche Aussagen von ihm so betroffen gemacht, wie er über diese Menschen geredet hat. Wir hatten damals drei geflüchtete Jugendliche in der Klasse und die Menschen fliehen nicht aus Spaß“, erzählt sie. Damals habe sie das Gefühl bekommen, sie müsse etwas tun. Bei den Grünen habe sie sich „sofort heimisch gefühlt“.

Die 23-Jährige sieht sich als „Waldviertlerin mit Wiener Wurzeln“. Als sie zehn war, zog die Familie von Wien nach Waidhofen an der Thaya. Dort sitzt Ozlberger für die Grünen im Gemeinderat. Außerdem ist sie im Bundesvorstand der Partei. Die 23-Jährige schließt nächstes Jahr ihr Jusstudium ab, ist in der Hochschulpolitik für GRAS (Grüne & Alternativen Student_innen) und als Musikerin („Laura Van Berg“) tätig.

Laura Ozlberger

  • Partei: Grüne
  • Listenplatz: sieben
  • Alter: 23
  • Wohnort: Waidhofen/Thaya
  • Beruf: Studentin, Musikerin
  • Zuletzt gehört/gestreamt: „ZEIT Verbrechen“ (Podcast)

Was ist das dringendste Anliegen?

Das gesamte Budget für den Bau neuer Straßen in Niederösterreich würde sie in den öffentlichen Verkehr investieren, sagt die jüngste Kandidatin auf der Landesliste der Grünen, die zwar einen Führerschein hat, aber nach eigenen Angaben nie selbst Auto fährt. „Waidhofen an der Thaya ist nicht an die Bahn angebunden. Für mich als Studentin ist es jede Woche ein Struggle (Kampf; Anm.), wie ich nach Wien komme.“

Die Politik müsse mehr in junge Menschen investieren, etwa im Bereich Wohnbau. „Es ist ja im Sinne des Landes, dass die jungen Menschen hier Wohnraum finden und nicht abwandern. Das Land und die Gemeinden sollten den Leuten unter die Arme greifen“, fordert sie. Einerseits sei eine Leerstandsabgabe notwendig, damit ungenutzter Wohnraum frei werde, andererseits müsse es mehr Förderungen für Altbausanierungen geben, um Neubauten und damit Bodenversiegelung zu reduzieren.

Laura Olzberger vor dem Landhausschiff St. Pölten
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Über ihren Weg sei sie selbst „ganz überrascht“: Ein Grünen-Politiker nahm sie vor etwa vier Jahren zu einem Landeskongress mit, nun kandidiert Ozlberger für den Landtag

Jugend: Wie das Demokratieverständnis stärken?

Dass junge Menschen von der Politik enttäuscht seien, „verstehe ich total“, meint Ozlberger. Im SORA-Demokratiemonitor sagten mehr als die Hälfte der Unter-26-Jährigen, dass sich ihre Anliegen nicht in politischen Entscheidungen widerspiegeln, für 14 Prozent funktioniert die Demokratie „gar nicht gut“. Dagegen müsse man „einfach ehrlicher kommunizieren und nicht irgendwelche Ausreden haben“, so Ozlberger.

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Beim Thema „mental health (psychische Gesundheit; Anm.) merkt man in der Politik nicht viel“, kritisiert sie außerdem. Speziell für junge Menschen brauche es einen Ausbau von Kassentherapieplätzen, der Zugang für Schülerinnen und Schüler müsse leichter werden. „Der öffentliche Verkehr, der Jungen in die Unabhängigkeit helfen würde, oder die Klimakrise – das wird alles nicht mit der notwendigen Dringlichkeit behandelt“, kritisiert die Jusstudentin.

Grüne im Bund: „Würde mir mehr wünschen“

Die großen Hebel bei diesen Themen liegen auf Bundesebene, wo auch die Grünen in der Bundesregierung in Verantwortung sind. Als kleine Partei sei man an Mehrheitsverhältnisse gebunden, so Ozlberger, und die ÖVP würde etwa die Themen Migration und Klima „eben fundamental anders sehen“. „Wenn es nach den Grünen allein gehen würde, wäre vieles anders. Ich tue mir oft schwer und würde mir mehr wünschen, aber ich weiß, dass die alles geben in den Verhandlungen.“ Im Klimaschutz würde „eh viel weiter gehen“ verweist sie auf das Klimaticket und den Bahnausbau.

Ein bestimmtes Mandat oder eine Funktion strebe sie nicht an, sagt Ozlberger. „Es kommt, wie’s kommt.“ Sie werde sich politisch betätigen, solange sie das Gefühl habe, „Gutes tun zu können und der Welt etwas Nettes zu hinterlassen“. Das sei auch der Ansporn für ihre Musik, die Kombination aus Politik- und Musikkarriere lasse sich gut vereinbaren: „Durch die Politik kann ich die Welt vielleicht ein bisschen besser machen und durch die Musik auch.“