Wahlkampftour von Helga Krismer und Leonore Gewessler
ORF/Felix Novak
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Wahl 23

Grüne: Ein Wahlkampf als Ringelspiel

Für die Grünen ist der Landtagswahlkampf deutlich entspannter als jener vor fünf Jahren. Damals ging die Angst vor einem Ende der Partei um, heute gilt der Verbleib im Landtag als weitgehend sicher. Unterstützung holt sich die Landes- bei der Bundespartei.

Das „G“ im weißen „HELGA“-Schriftzug hielt in der Wiener Neustädter Fußgängerzone am Freitag dem Wind nicht stand. Immer wieder fiel der Letter um – bis sich eine Funktionärin der Partei als Stütze fand. „Ein Zeichen für den Rückenwind der Grünen“, befand Ministerin Leonore Gewessler (Grüne), die am Freitag gemeinsam mit Spitzenkandidatin Helga Krismer im Industrieviertel wahlkämpfte – Ringelspiel inklusive: Angetrieben von Gewessler und Krismer auf zwei Fahrrädern, wurden so die jüngsten Sympathisanten im Kreis befördert.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 14.1.2023

Die Stimmung ist betont gut bei den niederösterreichischen Grünen, immerhin habe man in der Bundesregierung zuletzt viel erreicht: Leuchtturmprojekte wie Klimaticket und CO2-Bepreisung sollen nun auch im Landtagswahlkampf helfen, so das Kalkül. Ganz im Gegensatz zur Situation beim letzten Landtagswahlkampf 2018. Kurz zuvor war damals die Bundespartei überraschend aus dem Nationalrat ausgeschieden, der Landespartei sagte so manche Umfrage ein ähnliches Schicksal voraus.

„Damals habe ich mich schon gehetzter gefühlt“, erzählte Krismer gegenüber noe.ORF.at. Immerhin habe sie 2018 für den Wahlkampf einen privaten Kredit aufgenommen. „Jetzt gibt es den Unterschied, dass wir die Bundesgrünen als Rückenwind haben. Deshalb bin ich so froh – es zeigt, wie es weitergeht, wenn die Grünen in die Handlungsposition kommen.“

Wahlkampftour von Helga Krismer und Leonore Gewessler
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Das „G“ im Schriftzug hielt bei der Pressekonferenz von Krismer und Gewessler dem Wind nicht stand – laut Letzterer „Rückenwind“ für die Partei

Viel Schützenhilfe aus dem Bund

Der Besuch der Bundesministerin ist in diesem Wahlkampf kein Einzelfall, immer wieder setzen die niederösterreichischen Grünen auf Schützenhilfe aus der Bundespartei. So waren beim Wahlkampfauftakt im November neben Gewessler auch Vizekanzler und Bundesparteichef Werner Kogler sowie Klubchefin Sigrid Maurer vertreten, die erste Plakatpräsentation hielt Krismer gemeinsam mit Justizministerin Alma Zadic ab.

Landtagswahl 2023 auf noe.ORF.at

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Die Umfragewerte für den kleineren Regierungspartner im Bund gelten zwar schon länger als ausbaufähig, doch Umwelt-, Klimaschutz-, Verkehrs- und Energieministerin Gewessler zeigte sich am Freitag dennoch überzeugt, beim Landtagswahlkampf helfen zu können. „Wo man mich fragt, ob ich unterstützen kann, komme ich hin“, erklärte sie auf Nachfrage, „das mache ich gerne und mit großem Engagement“.

Eng getakteter Terminplan für den Wahlkampf

Das Programm war an diesem Tag dicht – von der Diskussion mit Schülerinnen und Schüler des BORG Wr. Neustadt über eine Visite beim schwarz-grünen Bürgermeistergespann in Neunkirchen bis hin zum Betriebsbesuch in einem Biomasse-Heizkraftwerk in Ternitz (Bezirk Neunkirchen).

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Wahlkampftour von Helga Krismer und Leonore Gewessler
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Nicht nur von der passionierten Radfahrerin Helga Krismer wurde das Karussell der Grünen angetrieben, sondern auch von ihrer Parteikollegin Leonore Gewessler
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Zuvor trug sich die Ministerin beim Besuch in Neunkirchen im historischen Gästebuch ein, v.l. Vizebürgermeister Johann Gansterer (Grüne), Spitzenkandidatin Krismer, Ministerin Gewessler und Bürgermeister Herbert Osterbauer (ÖVP)
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Weiterer Programmpunkt für die Grün-Politikerinnen: der Besuch eines Biomasse-Heizkraftwerks im nahegelegenen Ternitz
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Bei der Verbrennung von Holz wird hier Kohle gewonnen, die etwa als Pflanzendünger eingesetzt werden kann

Viel Zeit oder auch Gelegenheit für persönliche Gespräche mit Wählerinnen und Wählern gab es trotzdem nicht – war doch in der Neunkirchner Innenstadt am frühen Nachmittag nur wenig los. Wenn es doch zum Austausch kam, dominierte einmal mehr das Thema Teuerung bzw. die damit einhergehende Energiekrise, das bestätigten sowohl Krismer als auch Gewessler.

Die Inflations- als Klimakrise

Die Grünen verknüpfen diese Thematiken fast schon reflexartig mit ihrem Kern- und Lieblingsthema, dem Klimaschutz. Mehr Unabhängigkeit durch erneuerbare Energiequellen brauche es – dadurch komme es auch zu niedrigeren Preisen, so Krismers Argumentation: „Das, was wir mit den hohen Preisen erleben, ist eine Gaskrise. Deshalb muss man schauen, wie man mehr erneuerbare Energien ins Netz bringt und das Netz ausbaut.“

Folgerichtig setzt die Partei bei ihrer abschließenden Plakatserie auch auf ebenjenen Klimaschutz. „Für morgen“ heißt der übergreifende Slogan – ob der „Rückenwind“ der Partei auch für ein gutes Wahlergebnis sorgt, wird sich aber erst in etwa zwei Wochen zeigen.