Das „G“ im weißen „HELGA“-Schriftzug hielt in der Wiener Neustädter Fußgängerzone am Freitag dem Wind nicht stand. Immer wieder fiel der Letter um – bis sich eine Funktionärin der Partei als Stütze fand. „Ein Zeichen für den Rückenwind der Grünen“, befand Ministerin Leonore Gewessler (Grüne), die am Freitag gemeinsam mit Spitzenkandidatin Helga Krismer im Industrieviertel wahlkämpfte – Ringelspiel inklusive: Angetrieben von Gewessler und Krismer auf zwei Fahrrädern, wurden so die jüngsten Sympathisanten im Kreis befördert.
Sendungshinweis
„NÖ heute“, 14.1.2023
Die Stimmung ist betont gut bei den niederösterreichischen Grünen, immerhin habe man in der Bundesregierung zuletzt viel erreicht: Leuchtturmprojekte wie Klimaticket und CO2-Bepreisung sollen nun auch im Landtagswahlkampf helfen, so das Kalkül. Ganz im Gegensatz zur Situation beim letzten Landtagswahlkampf 2018. Kurz zuvor war damals die Bundespartei überraschend aus dem Nationalrat ausgeschieden, der Landespartei sagte so manche Umfrage ein ähnliches Schicksal voraus.
„Damals habe ich mich schon gehetzter gefühlt“, erzählte Krismer gegenüber noe.ORF.at. Immerhin habe sie 2018 für den Wahlkampf einen privaten Kredit aufgenommen. „Jetzt gibt es den Unterschied, dass wir die Bundesgrünen als Rückenwind haben. Deshalb bin ich so froh – es zeigt, wie es weitergeht, wenn die Grünen in die Handlungsposition kommen.“
Viel Schützenhilfe aus dem Bund
Der Besuch der Bundesministerin ist in diesem Wahlkampf kein Einzelfall, immer wieder setzen die niederösterreichischen Grünen auf Schützenhilfe aus der Bundespartei. So waren beim Wahlkampfauftakt im November neben Gewessler auch Vizekanzler und Bundesparteichef Werner Kogler sowie Klubchefin Sigrid Maurer vertreten, die erste Plakatpräsentation hielt Krismer gemeinsam mit Justizministerin Alma Zadic ab.
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Die Umfragewerte für den kleineren Regierungspartner im Bund gelten zwar schon länger als ausbaufähig, doch Umwelt-, Klimaschutz-, Verkehrs- und Energieministerin Gewessler zeigte sich am Freitag dennoch überzeugt, beim Landtagswahlkampf helfen zu können. „Wo man mich fragt, ob ich unterstützen kann, komme ich hin“, erklärte sie auf Nachfrage, „das mache ich gerne und mit großem Engagement“.
Eng getakteter Terminplan für den Wahlkampf
Das Programm war an diesem Tag dicht – von der Diskussion mit Schülerinnen und Schüler des BORG Wr. Neustadt über eine Visite beim schwarz-grünen Bürgermeistergespann in Neunkirchen bis hin zum Betriebsbesuch in einem Biomasse-Heizkraftwerk in Ternitz (Bezirk Neunkirchen).
Viel Zeit oder auch Gelegenheit für persönliche Gespräche mit Wählerinnen und Wählern gab es trotzdem nicht – war doch in der Neunkirchner Innenstadt am frühen Nachmittag nur wenig los. Wenn es doch zum Austausch kam, dominierte einmal mehr das Thema Teuerung bzw. die damit einhergehende Energiekrise, das bestätigten sowohl Krismer als auch Gewessler.
Die Inflations- als Klimakrise
Die Grünen verknüpfen diese Thematiken fast schon reflexartig mit ihrem Kern- und Lieblingsthema, dem Klimaschutz. Mehr Unabhängigkeit durch erneuerbare Energiequellen brauche es – dadurch komme es auch zu niedrigeren Preisen, so Krismers Argumentation: „Das, was wir mit den hohen Preisen erleben, ist eine Gaskrise. Deshalb muss man schauen, wie man mehr erneuerbare Energien ins Netz bringt und das Netz ausbaut.“
Folgerichtig setzt die Partei bei ihrer abschließenden Plakatserie auch auf ebenjenen Klimaschutz. „Für morgen“ heißt der übergreifende Slogan – ob der „Rückenwind“ der Partei auch für ein gutes Wahlergebnis sorgt, wird sich aber erst in etwa zwei Wochen zeigen.