„AUFGESPÜRT“

Der Sagenweg in der Eisenwurzen

Im Naturpark Niederösterreichische Eisenwurzen lässt es sich zu jeder Jahreszeit sagenhaft wandern: am mystischen Sagenweg samt feiner Belohnung am Ende. Rudi Roubinek hat beides aufgespürt – die Belohnung ein bisschen lieber als die Wanderung.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 23.2.2023

Am Tag unseres Besuches liegt im Naturpark Niederösterreichische Eisenwurzen kein Schnee. Und das, obwohl unser Ausgangspunkt – die Lohhütte auf der Promau – auf etwa 800m Seehöhe liegt. Dafür ziehen sich fast schon mystische Nebelschwaden entlang der Wälder und Wege. Wie passend, denn Rudi Roubinek und Rudi Jagersberger – der Naturpark-Ranger – erkunden gemeinsam den Spitzhiatl-Sagenweg.

„Uns hier in der Gegend sagen die Spitzhiatl etwas. Früher gab es hier ein Bergwerk. Wir haben ein Foto, auf dem die Menschen, die da gearbeitet haben, nicht sehr glücklich aussahen, sie waren außerdem sehr klein. Über die Jahre hat sich daraus der Begriff ‚Spitzhiatl‘ ergeben und daraus sind zahlreiche Sagen entstanden“, so Jagersberger, der den Naturpark in- und auswendig kennt.

Bergwerk-Arbeiter in der Gemeinde Hollenstein
Archiv der Gemeinde Hollenstein
Dieses Bild zeigt die Bergwerksarbeiter in Hollenstein an der Ybbs, aus deren Vorbild sich im Laufe der Jahre die Legenden rund um die „Spitzhiatl“ entwickelt haben dürften

Wer mit Jagersberger eine Führung bucht, darf sich unterwegs allerhand Geschichten und natürlich auch Sagen anhören. Wie etwa jene vom Lindwurm, der angeblich einst in der Gegend sein Unwesen trieb. Der Lindwurm – so die Legende – riss ein Kalb und ein Schaf nach dem anderen. Ein kleiner Junge soll die Bauern von dem Lindwurm befreit haben. „Er hat ein Kalb in eine Holzhütte gesperrt, dann ist der gierige Lindwurm gekommen, der Bub hat die Tür verriegelt und die Hütte angezündet. Seitdem hatten die Bauern ihre Ruhe vor dem Lindwurm.“ „Und was war mit dem Kalb?“, fragt Rudi Roubinek entgeistert. „Dem ist natürlich nichts passiert“, so Rudi Jagersberger. Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen.

Von kindertauglichen bis zu anspruchsvollen Touren

Insgesamt umfasst das Wanderwegnetz im Naturpark 250 Kilometer – man kann von leichten Wanderungen bis zu anspruchsvollen Gipfeltouren wählen. Dem Naturpark-Ranger ist es sehr wichtig, Kinder während der Touren bei Laune zu halten. Daher findet man entlang des Spitzhiatl-Weges immer wieder Stationen, bei denen die Kinder spielerisch etwas über den Naturpark lernen – oder sich einfach nur die Zeit vertreiben können, wie etwa beim Spitzhiatl-Kräftemessen.

Rudi Roubinek und Rudi Jagersberger wandern am Spitzhiatl-Sagenweg
ORF
Rudi und Rudi am Sagenweg im Naturpark Niederösterreichische Eisenwurzen

Die Spitzhiatl-Rundwanderung ist übrigens in etwas mehr als einer Stunde zu schaffen und der Weg ist sowohl Rollstuhl- als auch Kinderwagentauglich. Auch Hunde sind erlaubt, solange sie an der Leine geführt werden. Und gut zu wissen: Handyempfang gibt es im Naturpark nicht. Wer hier herkommt, gönnt sich also eine kleine Auszeit vom Alltag.

Örtlich liegt der Naturpark ganz in der Nähe einiger bekannter Ausflugsziele – etwa dem Skigebiet und Bikepark Königsberg in Hollenstein an der Ybbs (Bezirk Amstetten), dem Skigebiet Hochkar (Bezirk Scheibbs), dem Wildnisgebiet Dürrenstein, der Erlebniswelt Mendlingtal in Göstling an der Ybbs (beide Bezirk Scheibbs) und geht in den Naturpark Steirische Eisenwurzen über. Die Grenze liegt nur wenige Kilometer entfernt.

In der Lohhütte kocht Frau Jagersberger Grießsterz für die Winterwanderer
ORF
Als Belohnung gibt es in der warmen Lohhütte am Ende jeder geführten Tour eine Stärkung

Aufwärmen von innen und außen

Wer mit Rudi Jagersberger eine geführte Tour macht, darf am Ende auch bei seiner Frau in der eingeheizten Lohhütte auf der Promau einkehren – dort hat sie auf der Feuerstelle in alten Gusseisenpfannen bereits Grießsterz vorbereitet. „Was ist denn so eine Lohhütte überhaupt?“, fragt der hungrige Rudi Roubinek, während Frau Jagersberger noch den selbstgemachten Hollerröster auf die Teller schöpft.

„Die Rinde von den Fichtenbäumen nennt man Lohhaut. Sie wurde früher von den Bäumen geschält und als Abdeckung dieser Hütten hergenommen. In diesen Hütten haben die Holzknechte gelebt. Sie haben eine ganze Woche hier herinnen geschlafen und zum Essen gab es natürlich nicht besonders viel. Grießsterz war damals eine typische Speise, wenn auch anders zubereitet als heute“, so der Naturpark-Ranger. „Bei meinen Wanderungen – im Sommer und im Winter – ist das die Schluss-Station, hier kann man sich stärken und wärmen und das gefällt den Gästen natürlich sehr.“