Eine Ärztin untersucht die Ohren eines Patienten
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Vitamine gegen Tinnitus

Betroffene wissen was es bedeutet, wenn es im Ohr permanent pfeift oder brummt: Tinnitus ist eine sehr unangenehme Erkrankung. In der Behandlung setzt man dabei immer öfter auf Vitamine, erklärt Apotheker Andreas Gentzsch.

„Das Wort Tinnitus leitet sich ab vom Lateinischen ‚tinnire‘, was „Klingen“ bedeutet und damit das Hauptsymptom sehr gut beschreibt. Betroffene leiden unter Ohrgeräuschen in Form von Pfeifen, Brummen oder Summen. Die Geräusche sind jedoch für Außenstehende nicht messbar und werden sehr unterschiedlich beschrieben. Sie können in der Lautstärke differieren, also einmal lauter und auch wieder leiser werden, über einen längeren Zeitraum anhalten, aber auch für einige Zeit wieder verschwinden. Sie werden wahrgenommen, ohne dass es eine erkennbare Lärmquelle dafür gibt“, sagt Gentzsch.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 12.4.2023

Wichtig sei, dass bereits die ersten Anzeichen von Ohrgeräuschen ernst genommen werden, da eine Verschlimmerung der Symptome vorkommen könne und diese Geräusche für die Betroffenen zu einer großen, vor allem psychischen Belastung und Einschränkung der Lebensqualität führen können. Als Auslöser kommen etwa ein Hörsturz, Knalltrauma, oder diverse Ohrenerkrankungen, die abzuklären sind, in Frage. Auch körperliche und psychische Belastungen, Stress, und Nebenwirkungen mancher Medikamente können zu diesen Symptomen führen, bzw. diese beeinflussen.

Therapien mit Naturheilstoffen im Trend

"Eine spezielle Therapie gibt es nicht, da es für die ursächliche Entstehung von Tinnitus bislang nur Theorien gibt. Daher werden in erster Linie Medikamente (z.B. Kortison) angewendet, welche entzündungshemmend wirken. Auch durchblutungsfördernde Arzneien werden häufig gegeben. Zusätzlich können auch Krankengymnastik, psychologische Therapien, sowie eine Reduktion von Stressfaktoren hilfreich sein. Wichtig ist auch eine Abklärung der Ernährung und damit die Versorgung des Körpers mit wichtigen Vitaminen und Spurenelementen. Viele positive Erfahrungen mit diesen Naturheilstoffen konnten inzwischen durch Studien eindrucksvoll belegt werden, wodurch bewiesen ist, dass ein direkter Zusammenhang von einigen Hörstörungen und der Ernährung besteht.

L-Arginin: Eine Semi-essentielle Aminosäure, die als Ausgangsstoff für die Bildung des gefäßaktivierenden Stickstoff-Moleküls NO (Nitric Oxid/Stickoxid) große Bedeutung hat. Dieses Molekül steuert die Weitung und damit die Durchblutung der Gefäße und den Blutdruck. Nach einem Hörsturz können L-Arginin-haltige Mittel die Durchblutung verbessern und so natürlich den Heilungsprozess unterstützen. Außerdem ist L-Arginin für die Reizweiterleitung und die Aktivität der Nervenzellen verantwortlich.

Coenzym Q10: Wird im Körper unter anderem zur Energiegewinnung benötigt. Q10 aktiviert aber auch das Immunsystem, stärkt das Herz und die Nerven und kann Nebenwirkungen von Cholesterinsenkern mindern. In einer Studie der Charité in Berlin wurde festgestellt, dass eine Coenzym-Q10-Zufuhr die Tinnitus-Beschwerden bei Patienten mit niedrigen Q10-Konzentrationen deutlich besserte.

Citrus- Bioflavonoide: Sie sind starke Antioxidantien und tragen zum Schutz vor „Freien Radikalen“ bei. Sie unterstützen die Mikrozirkulation von Sauerstoff im Innenohr und blockieren dort vermutlich auch die Histamin-Produktion, wodurch sie entzündungshemmend wirken. Zusätzlich helfen Bioflavonoide dabei, eine abnormale Ansammlung an Fettzellen im Innenohr zu verhindern.

OPC (Oligomere Proanthocyanidine) sind natürliche pflanzliche Inhaltsstoffe aus der Gruppe der Flavonoide, Sie erhöhen die Durchblutung der feinen Blutgefäße und eignen sich daher zum Einsatz bei Tinnituspatienten. Dies geschieht in erster Linie durch NO-vermittelte Mechanismen. OPC verhindern zusätzlich oxidative Prozesse, welche die Gefäßschädigungen vorantreiben.

Ashwaganda: ist ein ayurvedisches Heilmittel und zeigt einen schützenden Effekt einerseits auf der Ebene des zentralen Nervensystems (Cochlea Nerv), als auch im Bereich der Haarzellen im Innenohr. Ashwaganda wird auch „Königin des Ayurveda“ genannt und wirkt allgemein stressmindernd, gegen Schlaflosigkeit und stärkt das Immunsystem.

Shisandra: eine chinesische Heilpflanze („Beere der fünf Geschmäcker; Wu Wei Zi), die schon seit Jahrtausenden in China gegen zahlreiche Gesundheitsbeschwerden angewendet wird. Sie fördert aufgrund ihrer durchblutungsfördernden und antioxidativen Wirkung das Gedächtnis, die Sehfähigkeit und das Gehör, weshalb sie vielfach bei Tinnitus und Hörstörungen empfohlen wird. Insgesamt gelten Schisandra-Beeren als Jungbrunnen, von dem behauptet wird, dass man mit seiner Hilfe ohne Alterserscheinungen sehr alt werden kann.

Folsäure ist in Milchprodukten wie etwa Käse enthalten.
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Folsäure, wie sie etwa in Milch enthalten ist, habe eine ausgleichende Funktion

B-Vitamine (hauptsächlich Vit B12, Folsäure): Die „Nerven-Vitamine“ mit ausgleichender Funktion. Magnesium (als Magnesiumcitrat, -aspartat, oder bisgycinat): Magnesium in dieser aktiven Form wird sehr gut resorbiert und wirkt entspannend auf die Muskulatur.

Er Ming Fang (EMF01) : Eine klassische Rezeptur der traditionellen chinesischen Medizin bei Tinnitus (Inhaltsstoffe: Rehmannia glutinosa, Cornus officinalis, Salvia mittiorrhiza, Pueraria, Schisandra chinensis, Poria cocos, Platycodon grandiflorum)

Ginkgo, Ginseng

Alle genannten Substanzen wurden und werden vielfach bei Tinnitus und Hörstörungen angewendet. Die Dosierung hängt vom Beschwerdebild ab und sollte individuell bestimmt werden. Eine Einnahmedauer von mindestens 2 Monaten ist empfehlenswert", so der Apotheker.