„Kulturerbe“

Riesenbeet in altem Feuerwehrhaus

Seit dem Jahr 2007 wird das historische Feuerwehrhaus in Weikendorf (Bezirk Gänserndorf) als Kunstraum genutzt. Im Rahmen eines Projekts kann man nun Keimlingen durch eine Glasscheibe beim Wachsen zusehen.

Feuerwehrmitglieder schaffen Erde herbei, der Vermittlungsbus von „Kunst im Öffentlichen Raum“ steht vor der Tür, alles dreht sich um den Kunstraum in Weikendorf im Marchfeld. Seit dem Jahr 2007 belebt ein öffentlicher und jederzeit einsehbarer Schauraum das historische, ehemalige Feuerwehrhaus.

Das 1904 erbaute Gebäude wurde für moderne Feuerwehrzwecke und Ausrüstung zu klein, 1995 errichtete man deshalb ein neues Feuerwehrhaus. Das alte Feuerwehrhaus nutzt die Freiwillige Feuerwehr heute nicht mehr, dort ist nun die Kunst zuhause.

Beet mit ausgeborgter Erde

Zurzeit ist ein Projekt der Landschaftskünstlerin Elisabeth Falkinger zu sehen, die mit Erde aus den Weikendorfer Gärten sozusagen ein Riesenbeet im öffentlichen Schauraum anlegt. Sie holt sich die jeweilige Erde als Leihgabe aus den Privatgärten ab. Was im Schauraum bis September daraus wächst, zeigt den Prozess von Werden und Vergehen, eine gewollte Überraschung als Kunstprojekt.

Die Feuerwehr, die im Dorf sozusagen für Ordnung sorgt, war ihr auch eine Inspirationsquelle. Falkinger will mit dem Projekt unter die Oberfläche der Ordnung schauen, sozusagen unter den Rasen in die Erde der Dorfgemeinschaft. Was hier keimt und wächst, die Strukturen und das Potential eines Ortes, sind für sie von Interesse. Das sollen das Projekt und die Erde aus Weikendorf symbolisieren. Gleichzeitig ergibt sich so ein unkonventionelles Zusammentreffen von Künstlerin und Bevölkerung.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Riesenbeet von innen in altem Feuerwehrhaus in Weikendorf
ORF NÖ
Landschaftskünstlerin Elisabeth Falkinger hat im alten Feuerwehrhaus ein Riesenbeet als Schauraum angelegt
Erde von einer Scheibtruhe in das Riesenbeet geleert
ORF NÖ
Die Erde ist eine Leihgabe von Privatgärten aus der Umgebung
Altes Feuerwehrhaus in Weikendorf
ORF NÖ
Für die 1895 gegründete Freiwillige Feuerwehr wurde 1904 dieses Gebäude errichtet, 1961 kam der alte Schlauchturm dazu. Heute ist in dem historischen Gebäude die Kunst zuhause
Bus liefert Infos zum Kunstprojekt
ORF NÖ
Ein Bus der Vereinigung „Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich“ verteilt Informationen über das Projekt
Keimlinge in Riesenbeet in Weikendorf
ORF NÖ
Was letztlich im Schauraum sprießen wird, soll eine Überraschung sein

Infobus und Jury aus Kunstschaffenden

Welcher Künstler bzw. welche Künstlerin den Schauraum bespielen darf, entscheidet eine Jury, die aus der Weikendorfer Bevölkerung zusammengesetzt ist. Diese Jury feiert heuer ihr Zehn-Jahres-Jubiläum. Die Auswahlliste an renommierten Kunstschaffenden kommt von „Kunst im Öffentlichen Raum Niederösterreich“.

Deren Bus bietet Infos zum Projekt, an bestimmten Terminen, etwa mit einem Kunstgespräch und einem Gartenspaziergang am 18. Juni an. Die Jurymitglieder sehen den Kunstraum Weikendorf als Leuchtturmprojekt für zeitgenössische Kunst in ihrer Region, das zum Diskurs einlädt.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 17.5.2023

Region beleben

Die Bevölkerung wird mit Kunst konfrontiert, Kunst, die auch polarisieren kann, aber sie bringt Leben ins frühere Feuerwehrhaus und damit auch in den Ort. Der Schauraum wird immer bespielt, ist immer ein Faktor im Dorfgeschehen. Das so genutzte Feuerwehrhaus ist ein Beispiel für viele alten Feuerwehrgebäude im Land, die nicht mehr von ihren Feuerwehren genutzt werden können. Es zeigt vor, wie eine andere Verwendung neue Dynamik bringt und alten Baubestand erhält.

Wenn Menschen, wie bei diesem Projekt, plötzlich auch von selbst Erde aus ihrem Garten zum Schauraum karren, dann sprießen jetzt schon menschliche Begegnungen hervor. Was letztlich im Schauraum daraus sprießen wird, wird sich noch zeigen. In jedem Fall aber prägt der Kunstraum Weikendorf das Gemeindeleben.