Hauptdarsteller in einem Zugabteil
Barbara Pallfy
Barbara Pallfy
Kultur

Nestroys Eisenbahnfahrt ins Ehe-Glück

Im ersten Jahr unter der Intendanz von Christian Graf zeigen die „NESTROY Spiele Schwechat“ in der Rothmühle Nestroys Lustspiel „Eisenbahnheiraten“. Graf, der auch Regie führt, lässt das Stück in den 1980er-Jahren spielen, als sich bei den ÖBB ein Umbruch abzeichnete.

Die 1980er-Jahre waren vom Styling her eine ganz besondere Zeit – mit breiten Schulterpolstern, weißen T-Shirts zu aufgekrempelten Sakko-Ärmeln. Aber auch bei den österreichischen Bundesbahnen tat sich Einiges. Dies kombiniert Intendant und Regisseur Christian Graf mit der 1844 von Nestroy geschriebenen Posse „Eisenbahnheiraten“.

„Die 80er Jahre waren eine Zeit der Umbrüche. Bei den Österreichischen Bundesbahnen bedeutete das den Austausch von veraltetem Rollmaterial, das noch aus der Zwischenkriegszeit stammte, in zeitgemäße Hochleistungslokomotiven und komfortable Wägen, um das Reisen mit der Bahn attraktiver zu machen. Diese kontrastreiche Übergangsphase, die Gegensätze von Alt und Neu, die bunte Mischung von Farb- und Nummernvarianten, machte jedoch die Eisenbahn in den 1980ern so charmant und spannend“, heißt es bei den „NESTROY Spielen Schwechat“.

Ein Tunnel schreibt Theatergeschichte

Im Stück kommt auch der sogenannte „Busserltunnel“ der Südbahnstrecke zwischen Gumpoldskirchen und Pfaffstätten (beide Bezirk Baden) vor. Offiziell heißt der 1841 errichtete Bau Gumpoldskirchner Tunnel und war die Sensation dieser Bahnstrecke und der erste Eisenbahntunnel in Österreich. Seinen Spitznamen erhielt er von den Fahrgästen, weil er so kurz ist, dass gerade einmal Zeit bliebe, sich in der Dunkelheit ein Busserl zu geben.

Man bezweifelte im 19. Jahrhundert die Sinnhaftigkeit dieses Tunnels und vermutete, dass er bloß als Attraktion gebaut worden sei. „Ein Tunnel, wo einer nothwendig is, das is nix, was seyn muß, das muß halt seyn, aber da hab’n sie mühsam vier Schuh Weingartengrund auf einen Schwibbogen aufg’schottert, um nur unterirdisch fahren zu können, das is a Riesenwerck“, heißt es da bei Nestroy im ersten Akt von „Eisenbahnheiraten“.

Busserltunnel Südeinfahrt
Wikipedia
Der „Busserltunnel“ vom Süden aus betrachtet. Er wurde errichtet, um die Zugstrecke zwischen Mödling und Baden möglichst gerade zu führen.

Chris Lohner sitzt auch mit im Zug

In bewährter Nestroy-Manier dreht sich in dieser Posse wieder einmal alles um Liebe und Heirat samt den dazugehörigen Verwechslungen und Missverständnissen. So kommt es zum Beispiel, dass die Ehestandskandidaten keine Ahnung haben, ob sie nun im Zug Richtung Wiener Neustadt oder Richtung Brünn sitzen. Schlussendlich aber laufen die unterschiedlichen Paare nach einigen Zugfahrten und emotionalen Entgleisungen in den Bahnhof der Ehe ein.

Premiere ist am 1. Juli in der Rothmühle in Schwechat. In einer Sonderveranstaltung am 18. Juli tritt Autorin, Moderatorin und Schauspielerin Chris Lohner, die „Ikone der Bahn“, mit ihrem Programm „Bazooka“ auf. Die NESTROY Spiele Schwechat gratulieren der Begleitstimme aller österreichischen Zugreisenden damit zu ihrem 80. Geburtstag.