Kulturerbe Strombad Kritzendorf
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Kulturerbe

Strombad als historisches Schmuckstück

In den 1929 Jahren ist in Kritzendorf (Bezirk Tulln) ein Strombad entstanden. Vieles ist nach wie vor originalgetreu. Um die Badehütten dementsprechend zu erhalten, muss vieles jedoch hochwasseradäquat sein.

1925 gab es im damals neu errichteten Strombad Kritzendorf an der Donau, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg, schon 376 Saisonkabinen, die vermietet wurden, und 377 Badehütten. Eine Badekolonie ist entstanden. Sommerfrische war angesagt. Ein Zeitzeugnis ist auch der 1927 von den Architekten Heinz Rollig und Julius Wohlmuth errichtete Eingangsbereich des Strombades Kritzendorf. Einst ein Kaffeehaus, ist er heute Wahrzeichen des Strombads und erinnert im Aussehen an die Architektur von Wohn- und Gemeindebauten des Wien der Zwischenkriegszeit, erläutert Expertin Heidrun Schlögl, Geschäftsführerin des niederösterreichischen Architekturnetzwerks Orte.

Strombad von Kritzendorf

Es ist aus mehreren Gründen etwas Besonderes, das Strombad von Kritzendorf, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg.

Orte lädt Interessierte immer wieder zu Erkundungstouren, sogenannten Bauvisiten von besonderer Architektur, wie es sie auch in Kritzendorf gibt. Die Saisonkabinen, Badehütten, Stelzenhäuser, die fast schon kleine Villen sind – sie alle sind heute noch lebendiger Teil des Strombades. Sie originalgetreu und im Charakter zu erhalten, macht das periodische Donauhochwasser nicht leicht. Das ist auch der Grund, warum viele der Häuschen immer schon auf Piloten, Säulen oder Stelzen gebaut sind.

Kulturerbe Strombad Kritzendorf
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Die periodischen Donauhochwasser machen die Erhaltung der Badehäuschen nicht leicht

Mögliche Hochwasser bei Umbau bedacht

Das letzte große Hochwasser war 2013, so Architekt Walter Kräutler, der zwei Badehütten erworben und renoviert hat, die vom Hochwasser mitgenommen und fast schon einsturzgefährdet waren. Seine Badehütten sind auf 70 Zentimeter Höhe, was für normale Hochwasser ausreichen würde, erklärt Kräutler. Das Wasser komme da nicht ins Haus. Bei größeren Hochwassern allerdings fließe das Wasser durch den unteren Bereich durch. Darauf sei alles beim Umbau und der Renovierung, auch in Sachen Stabilität, eingerichtet worden. Auch das Glas im Erdgeschoß lasse sich bei Hochwasser herausnehmen. Danach werde gereinigt.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 21.6.2023

Das Obergeschoß entspricht noch ganz dem Originalzustand von 1925. Der besondere Charme der Badekolonie ist für Architekt Kräutler noch heute spürbar, genauso wie der Gemeinschaftsgeist der heutigen Besitzer und Besitzerinnen der Badehütten und Stelzenhäuser. Man sei eine eingeschworene Gemeinschaft, die das Baden in der Donau und die Atmosphäre in der Siedlung genießt. Es ist eine Sommerfrische-Stimmung wie einst. Die Architektur der Badekolonie aus den 1920er Jahren, die in so großem Ausmaß noch erhalten ist, die Dichte des Ensembles, all das macht das Strombad Kritzendorf zu einem einzigartigen und schützenswerten Kulturerbe. Darüber sind sich auch Walter Kräutler und Heidrun Schlögl von Orte einig.